Red-Bull-Ring kämpft mit Problemen Zuschauerschwund und Baguette-Krise

Die Rennstrecke in Spielberg ist ein Prestigeprojekt von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz. Im dritten Jahr nach der Formel-1-Rückkehr hat der Große Preis von Österreich aber mit ganz trivialen Problemen zu kämpfen.

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Foto: afp, ww/DD/ia

Wer sich der Rennstrecke von Spielberg nähert, erkennt sofort, wer hier Herr im Hause ist: Ein aus allen Richtungen gut sichtbarer, 15 Meter hoher, 68 Tonnen schwerer rostroter Bulle aus Stahl, der durch einen gewaltigen Silber-Bogen springt, thront über dem Red-Bull-Ring.

Der Kauf und der Wiederaufbau des 4,326 km langen Kurses für rund 250 Millionen Euro war nur eines von mittlerweile unzähligen Prestige- und PR-Projekten des österreichischen Brausemilliardärs Dietrich Mateschitz. In einem Punkt unterscheidet sich der Ring aber von den meisten: Der Erfolg, gemessen am Zuspruch der Formel-1-Fans, lässt rapide nach.

Lokalen Medien zufolge haben sich am gesamten Rennwochenende bestenfalls 70.000 Besucher an der Strecke eingefunden - angesichts der gähnend leeren Ränge im Training und Qualifying ein utopisch anmutender Wert. Im Vorjahr waren offiziell noch 120.000 Menschen gekommen, bei der Formel-1-Rückkehr 2014 nach elfjähriger Abstinenz gar 205.000.

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Auch die Fahrer fanden am Wochenende ein Haar in der Suppe: Die neuen roten und gelben Randsteine ("Baguettes") verursachten allein bis Samstag vier Aufhängungsbrüche. "Wir haben die Probleme bei Autos mit unterschiedlichen Designs gesehen. Das macht uns große Sorgen. Wir brauchen eine Reaktion", erklärte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Während die Randstein-Problematik spätestens im kommenden Jahr behoben sein dürfte, ist die Sorge um die Zuschauerresonanz in einem schrumpfenden Markt voraussichtlich von Dauer. "Die Formel 1 kann deutlich zulegen", erklärte Red-Bull-Motorsportberater und Mateschitz-Intimus Helmut Marko. Die Motorrad-Königsklasse MotoGP zeigt, wie es geht: Für die Spielberg-Premiere im August sind nur noch Restkarten zu haben.

Mittlerweile passt in Spielberg nur noch der Rahmen mit einer Berglandschaft aus dem Bilderbuch, ultramodernen Funktionsgebäuden und einer perfekten Organisation zum Selbstverständnis von Red Bull.

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Doch die Leere auf den Rängen lässt sich nicht allein mit der immer komplizierter werdenden Technik in der Formel 1 und den saftigen Preisen von 85 Euro für einen unüberdachten Stehplatz und bis zu 445 Euro für einen Sitz auf der Haupttribüne erklären. Im Land des dreimaligen Weltmeisters Niki Lauda und des zehnmaligen Grand-Prix-Siegers Gerhard Berger fehlen auch die lokalen Identifikationsfiguren.

Der letzte Königsklassen-Fahrer, Christian Klien, fuhr bis 2010 in 49 Rennen mehrheitlich hinterher. Das aktuell heißeste österreichische Talent ist Ferdinand von Habsburg, 19 Jahre alter Urenkel von Österreichs letztem Kaiser. Ob die Zuschauer das Blaublut jemals in einem Formel-1-Auto in Spielberg sehen werden, hängt neben seinem Talent wohl auch von Mateschitz' Zahlungsfreudigkeit ab.

Denn eines ist klar: Bleiben die Zuschauer langfristig aus, hat Spielberg die gleichen Sorgen wie die anderen Traditionsrennstrecken im (einstigen) Formel-1-Kernmarkt Europa. Wohl nur der Mäzen kann die Verluste ausgleichen und die horrenden Formel-1-Antrittsgagen zahlen, die immer häufiger allein von Staaten mit fragwürdigem Leumund gestemmt werden können.

Nur wie lange will der 72 Jahre alte Selfmade-Milliardär noch die Schatulle öffnen? Neben seinen beiden Formel-1-Teams Red Bull und Toro Rosso hat er in Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig ein perfektes Marketing-Vehikel gefunden. Eines, das auch die Zuschauer anzieht und eine goldene sportliche Perspektive hat.

(sid)
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