Kritik vor Bahrain-Grand-Prix Die Formel 1 will nicht als Botschafter agieren

Manama · Die Formel 1 ist zu Gast, und Amnesty International rügt Bahrain erneut für seinen Umgang mit Oppositionellen. Wie in jedem Jahr weigert sich der Sport, eine Position zu beziehen.

Formel 1 2013: Bahrain protestiert gegen Grand Prix
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Mit der Ausrichtung des Großen Preises von Bahrain steuert die Formel 1 auch in diesem Jahr in ein selbst gewähltes Dilemma. Wenn die Königsklasse am Sonntag zum bereits zehnten Mal in dem winzigen Golfstaat gastiert, läuft sie wiederholt Gefahr, in einem politischen Spannungsfeld als Botschafter missbraucht zu werden.

Seit Ausbruch des "arabischen Frühlings" im Februar 2011 kämpfen Oppositionelle der mehrheitlich schiitischen Bevölkerung anhaltend für mehr Rechte in Bahrain, geändert hat sich nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International seither wenig.

"Leere Reformversprechen"

Formel 1 2014: Testfahrten in Bahrain
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"Drei Jahre nach den Aufständen von 2011 gab es in Bahrain allenfalls kosmetische Veränderungen und leere Reformversprechen", sagt Said Boumedouha, bei Amnesty International stellvertretender Direktor für die Programme im Nahen Osten. Internationale Großveranstaltungen wie den Grand Prix benutze die Regierung "offensichtlich", um das Image Bahrains aufzupolieren.

Gerade im Umfeld solcher Events komme es erfahrungsgemäß zu zahlreichen Menschenrechtsverletzungen, sagte zudem Said Haddadi, Bahrain-Beauftragter bei Amnesty International, dem SID: "Auch gegen friedliche Proteste wird täglich hart durchgegriffen." Dass in der Hauptstadt Manama kaum etwas davon zu sehen ist, sei wenig verwunderlich: "Im Juli 2013 hat der König ein unbefristetes Demonstrationsverbot für Manama ausgesprochen. Zudem werden die Proteste in umliegenden Dörfern von der Hauptstadt ferngehalten.
Jeden Tag erreichen uns aber Berichte über Verhaftungen."

Dem Wunsch zahlreicher Menschenrechtler nach einer Positionierung durch die Formel 1 war die Königsklasse schon in den vergangenen Jahren nicht nachgekommen. Die populäre Motorsportserie vermied es stets, das eigene Produkt in Frage zu stellen und Sponsoren zu verärgern, erschien gerade dadurch international aber Jahr für Jahr in einem fragwürdigen Licht.

Jean Todt, Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA, bestritt zuletzt auch im Gespräch mit der Welt am Sonntag eine gesellschaftliche Veranwtortung, die bei der Wahl der Grand-Prix-Standorte eine Rolle spielen sollte. "Überall auf der Welt gibt es politische Probleme, in Asien, im Nahen Osten, ja selbst in Europa", sagte der Franzose: "Wir müssen aufpassen, dass wir die nicht mit den sportlichen Belangen vermischen."

Derartige Aussagen sorgen bei Amnesty International für Kopfschütteln. "Unsere Forderungen nach Respekt vor den Menschenrechten sind nicht politisch. Es geht um die Grundsätze der Menschlichkeit, die in international anerkannten Standards festgehalten sind", sagte Haddadi dem SID.

Auch 2014 dürfte das Rennen von zahlreichen Protesten begleitet werden. In den vergangenen Jahren waren diese auch von Seiten der Opposition keineswegs stets gewaltfrei geführt worden. Nach Angaben der Internationalen Liga für Menschenrechte sind den Unruhen in den vergangenen Jahren 89 Menschen zum Opfer gefallen.

2011 entfiel das Rennen

Die Al-Wefaq-Vereinigung als Vertreter der schiitischen Mehrheit kündigte nun für Freitag, wenn Sebastian Vettel und Co. zum freien Training starten, einen Protestmarsch gegen das sunnitische Königshaus an. Die als radikal geltende "Vereinigung des 14. Februar" soll für den gleichen Tag einen Aufmarsch mit dem Slogan planen.

2011 war das Rennen in Bahrain angesichts der schweren Unruhen abgesagt worden. 2012 und 2013 drehten die Boliden trotz der anhaltenden Proteste ihre Runden.

(sid)
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