Hamilton weiter im Jäger-Modus Schwarze Nacht für Rosberg

Die Nacht von Singapur war eine schwarze für Nico Rosberg. Er hat die WM-Führung an seinen Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton verloren - und vielleicht auch ein bisschen den Glauben ans Glück.

Nico Rosberg: Frust nach frühem Aus in Singapur
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Rosberg-Frust nach frühem Aus

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Nach der Magerkost auf der Strecke gönnte sich Nico Rosberg kurz vor Mitternacht ein Stück Kuchen mit frischen Waldbeeren. Dass er bei dem Genuss unterbrochen wurde, um auf dem Mercedes-Jubel-Foto für Sieger Lewis Hamilton zu posieren, dürfte ihm ebenso wenig geschmeckt haben wie der Verlauf der Nacht. Für den neuen WM-Spitzenreiter Hamilton war der Ausfall seines Teamkollegen und größten Titelkonkurrenten dagegen das Sahnehäubchen von Singapur.

Natürlich gab sich Rosberg trotz des unerwarteten und heftigen Rückschlags nach außen optimistisch, doch das Lächeln wirkte ein bisschen gequälter, die Worte klangen ein bisschen sorgfältiger gewählt als sonst. Es war das offentsichtliche Bemühen, das Positive aus einer Situation zu ziehen, die dafür eigentlich gar keinen Spielraum lässt.

"Das war der härteste Tag der Saison für mich, schlimmer als in Silverstone", sagte Rosberg. Der Moment, als er hilflos im Auto saß, während alle anderen auf die Aufwärmrunde gingen, "war besonders bitter". "Ich habe gedacht, ich hau' drauf, und dann geht es wieder, aber es passierte nichts", so Rosberg.

Ein gebrochenes Kabel in der Lenksäule soll die Ursache für all den Ärger gewesen sein. Noch in der Nacht wurde ein Mechaniker mit dem circa einen Meter langen Teil auf die Reise nach England geschickt, wo es "forensisch untersucht wird", so Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

"Ein Mechaniker hat mir gesagt, dass wir das Teil seit Honda-Zeiten benutzen und nie Probleme damit gehabt haben", so Rosberg über den rund 10.000 Euro teuren "Spielverderber", der angesichts der Gesamtkosten für einen Formel-1-Renner in den Bereich Kleinteile fällt.

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"Hamilton erstürmt den Thron"

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Die Stimmung bei den Silberpfeilen war entsprechend gemischt, trotz des elften Sieges in 14 Rennen. Niemand wollte Rosberg mit der Freude über den Start-Ziel-Triumph von Polesetter Hamilton auf die Füße treten. Selbst der sonst um große Worte und Gesten nicht verlegene Brite hielt sich angenehm zurück, sprach von einem "Hardcore-Rennen", das ihn erwartet hätte, wenn, ja, wenn, Rosberg nicht mit stumpfer Klinge gefochten hätte.

Aber Hamilton wäre nicht Hamilton, wenn er die Stunden von Singapur nicht auch als psychologischen Vorteil sehen würde. "Ich fühle mich immer noch als Jäger - und das ist ein gutes Gefühl", so der Ex-Weltmeister: "Das Spiel geht los, es geht ums Jagen. In meinem Kopf bin ich nicht der Führende in der Meisterschaft. Es sind noch fünf Rennen übrig, und alles, was ich machen werde, ist das, was ich die letzten beiden Rennen gemacht habe: in jeder Session angreifen."

Jeweils zweimal sind die Silberpfeil-Piloten in dieser Saison wegen technischer Probleme nicht ins Ziel gekommen. "Die Verlässlichkeit ist ein Faktor im Titelrennen", weiß nicht nur Rosberg. Viel machen könne er als Fahrer nicht, außer "dem Team von meiner Seite Motivation geben. Wir wollen alle dasselbe: den besten Job machen", sagte Rosberg. Dann schmeckt das nächste Rennen ("Suzuka liegt mir mega-mäßig") vielleicht auch wieder nach Champagner - und nicht so schal wie die Nacht von Singapur.

(sid)
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