254 Tage nach seinem tragischen Skiunfall Michael Schumacher setzt Reha zu Hause fort

Lausanne · 254 Tage nach seinem schweren Skiunfall in den französischen Alpen soll der 45-Jährige privat gepflegt werden.

 Die nächste Etappe für Michael Schumacher auf dem langen Weg zurück beginnt.

Die nächste Etappe für Michael Schumacher auf dem langen Weg zurück beginnt.

Foto: afp

Corinna Schumacher holt ihren Mann zu sich: Die Reha des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters wird laut seiner Managerin Sabine Kehm "von nun an von zu Hause aus fortgeführt werden". Michael Schumacher habe "in den vergangenen Wochen und Monaten der Schwere seiner Verletzung entsprechend Fortschritte gemacht, aber es liegt weiterhin ein langer und harter Weg vor ihm". Genaue Informationen über Schumachers Zustand gab es gestern nicht.

Es ist die nächste Etappe für Michael Schumacher auf dem langen Weg zurück: Der 45-Jährige war nach seinem schweren Skiunfall am 29. Dezember 2013 in Meribel in den französischen Alpen zunächst in Grenoble und seit Mitte Juni in Lausanne behandelt worden. Am 16. Juni hatte Kehm mitgeteilt, der Rekord-Champion liege nicht mehr im Koma. "Wir bitten auch weiterhin darum, die Privatsphäre der Familie Schumacher zu respektieren und auch von Spekulationen über Michaels Gesundheitszustand abzusehen", heißt es in dem Statement wörtlich. Gleichzeitig bedanke sich die Familie beim gesamten Team des CHUV Lausanne "für die intensive und kompetente Arbeit".

Zuletzt war es deutlich ruhiger um Michael Schumacher geworden. Nach den turbulenten ersten Wochen mit zahlreichen Pressekonferenzen und einer großen Medienpräsenz rund um die Klinik in Grenoble hatte sich Kehm erst wieder Anfang April an die Öffentlichkeit gewandt und von "Momenten des Bewusstseins und des Erwachens" bei dem zweifachen Vater gesprochen. Schon zu diesem Zeitpunkt war klar gewesen, dass der ehemalige Ferrari-Star nur ganz kleine Fortschritte bei seiner Genesung machen würde. Nach der jüngsten Mitteilung herrschte Erleichterung. "Wir wünschen ihm weiterhin viel Kraft & eine schnelle Genesung", twitterten etwa die Fußball-Weltmeister vom DFB-Team.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Albertville hatten ergeben, dass Schumacher, der seit vielen Jahren am Genfer See lebt, bei seinem Unfall drei bis sechs Meter neben der Piste gefahren war. Nach einigen Kurven stieß er gegen einen Stein, fiel nach vorne und schlug 3,5 Meter tiefer gegen einen Felsen. Sein Helm zersplitterte beim Aufprall.

Nun — 254 Tage nach seinem Unfall, bei dem er sich schwere Kopfverletzungen zugezogen hatte — soll Schumacher also zu Hause gepflegt werden. Diese Entscheidung treffen viele Angehörige nach einer gewissen Zeit, sagt Andrea Tresch, Mitarbeiterin im Bundesverband Schädel-Hirnpatienten in Not. Rund 60 bis 70 Prozent der Betroffenen werden Statistiken zufolge zu Hause gepflegt. Da üblicherweise eine 24-stündige Betreuung gewährleistet sein müsse, engagierten die meisten Familien einen sogenannten Intensivpflegedienst. Generell schätzt der Bundesverband die Kosten für die Intensivpflege in Deutschland auf 20.000 bis 24.000 Euro im Monat. Ein Großteil der Pflegekosten für Patienten, die beaufsichtigt werden müssen, werde von den Krankenkassen übernommen. Es gebe die Möglichkeit, dass eine Pflegerin fest bei einer Familie im Haus einzieht oder aber diese stundenweise unterstützt, etwa wenn ein Partner in Teilzeit arbeitet. "Es gibt für Angehörige viele flexible Lösungen", sagt Tresch, die selbst examinierte Pflegefachkraft ist. "Aber alleine, ohne Unterstützung, kann man das kaum schaffen", sagt sie. Meist werde ein Raum zu einem Pflegezimmer umgebaut, in dem Hilfsmittel wie ein spezielles Bett vorhanden sind.

Michael Schumacher von A bis Z
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Foto: dpa, Ali Haider

Für die Familien sei es oft schöner, den Angehörigen um sich zu haben, als mehrmals pro Woche in ein weit entferntes Krankenhaus zu fahren. Und natürlich profitiere auch der Betroffene von der Fürsorge seiner Familie: "Wenn Patienten nach Hause kommen, haben sie vertraute Stimmen und Geräusche ständig um sich. Sie kennen die Umgebung, und oftmals kann man damit etwas in ihnen wecken", erklärt Tresch. Die Entscheidung, jemanden aus der Klinik nach Hause zu holen, sei fast immer eine gute.

(sid/leb)
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