Film über schweren Unfall kommt 2013 Mit Kloß im Hals — Lauda im Kinosessel

Sport- und Filmfans fiebern dem Kinostart von "Rush" entgegen. Abgedreht ist der Hollywood-Streifen über die Rivalität der beiden Formel-1-Weltmeister James Hunt und Niki Lauda im sporthistorischen WM-Kampf 1976 bereits. Er befindet sich in der Post-Produktion und wird im Herbst 2013 weltweit in die Kinos kommen.

 So soll Schauspieler Daniel Brühl im Film "Rush" als Niki Lauda zu sehen sein. Der Film kommt im Herbst 2013 in die Kinos.

So soll Schauspieler Daniel Brühl im Film "Rush" als Niki Lauda zu sehen sein. Der Film kommt im Herbst 2013 in die Kinos.

Foto: dpa/Egoli Tossell Film

Als er sah, wie Daniel Brühl als Niki Lauda aus dem brennenden Ferrari gezogen wurde, hatte Niki Lauda einen dicken Kloß im Hals. "Mir sind fast die Tränen gekommen", sagte der dreimalige Formel-1-Weltmeister dem SID. Jener legendäre Feuerunfall auf dem Nürburgring, nach dem schon ein Priester zur letzten Ölung an Laudas Bett stand, ist inzwischen 36 Jahre her. Die Verbrennungen sind bei dem Österreicher, der seitdem stets ein "Kapperl" trägt, noch deutlich zu sehen, doch die inneren Narben schienen verheilt.

Der Hollywood-Streifen "Rush" reißt sie nun wieder auf. Der Film von Oscar-Preisträger Ron Howard ("A Beautiful Mind"), der den sporthistorischen Titelkampf zwischen Lauda und dem späteren Champion James Hunt 1976 beleuchtet, stellt auch Laudas Unfall in den Mittelpunkt.

"Vorher nie Gedanken darüber gemacht"

Nun sitzt der 63-Jährige an der Seite von Howard beim gemeinsamen Interview mit dem SID. Von dem Film, der bereits abgedreht ist und im kommenden Herbst in die Kinos kommt, ist Lauda inzwischen überzeugt. Doch darüber zu reden, fällt ihm schwer. "Ich bin sehr erschrocken, als ich Daniel Brühl so gesehen habe, wie ich nach dem Unfall aussah", sagt er tief bewegt: "Ich war damals verletzt, mir war wurscht, was die anderen bei meinem Anblick denken, denn ich hatte genug Probleme, mit der ganzen Sache fertig zu werden. Nun habe ich zum ersten Mal beurteilen können, wie die anderen mich damals gesehen haben. Deshalb verstehe ich heute, warum ich damit so viele Menschen verschreckt habe. Darüber hatte ich mir vorher nie Gedanken gemacht."

Im Rückblick rufe die Erinnerung an seinen schlimmen Unfall "mehr Emotionen in mir hervor als damals. Damals hatte ich keine Angst, ich habe mein Programm abgespult, war im Tunnel und darauf fixiert, zu gewinnen und am Leben zu bleiben."

Dass die Szenen Lauda so bewegen, bedeutet, dass sie authentisch sind. Dabei hatte Howard zur Formel 1 vorher keinen Bezug. "Lassen sie es mich so sagen", erklärt der 59-Jährige schmunzelnd: "Ich wusste vor diesem Film mehr über die Formel 1, als ich vor Apollo 13 über die Raumfahrt wusste." Der Film mit Tom Hanks über die abgebrochene Raumfahrtmission war 1995 einer der größten Erfolge Howards. Lauda lacht nun mit, die beiden verstehen sich sichtlich gut.

Ein Drama, kein Action-Film

Howard haben an dem Projekt "am meisten die beiden Charaktere gereizt". Deshalb hat er sich in den Stoff reingearbeitet. "Es gibt natürlich zahlreiche Rennszenen, und wir sind sehr stolz darauf, dass wir die Szenerie und damit auch die Stimmung von damals wohl sehr gut rekonstruiert haben", sagt er. Aber "Rush" werde weder ein Sport- noch ein Actionfilm, sondern "ein Drama, ganz klar".

Dass Lauda mit dem, was er vor der Post Production sah, zufrieden ist, erleichtert den Regisseur, der mit NASA-Mütze zum Interview erschienen ist. "Das ist mein fünfter Film über reale Menschen", erklärt er: "Und es ist immer ein seltsames Gefühl, wenn diese Menschen diesen Film das erste Mal sehen. Ich habe schon zu meiner Frau gesagt: Ich hatte ja zum Glück einigen Erfolg in meinem Leben. Aber ich bin froh, dass mein Leben wahrscheinlich nicht interessant genug ist, um irgendwann verfilmt zu werden. Denn das muss ein ganz seltsames Gefühl sein." Lauda nickt. "Das ist es auch", sagt er: "Dennoch kann ich es kaum erwarten, den ganzen Film zu sehen."

"Brühl hat das super gemacht"

Dabei hatte er vor Beginn des Projekts maximal so viel Ahnung von Filmen wie Howard von der Formel 1. Als ihm vorgeschlagen wurde, dass Brühl ("Inglorious Basterds") ihn spielen solle, "hat mir meine Frau erst einmal erklären müssen, wer das überhaupt ist." Eine gemeinsame Woche in Wien hat das Eis dann gebrochen. "Wir haben uns vom ersten Moment an gut verstanden", sagt Lauda. Heute ist er mit seinem Alter ego hochzufrieden. "Er hat das super gemacht. Er spricht sogar wie ich. So, mit den Zähnen nach vorne", sagt Lauda und parodiert sich selbst.

Dass Brühl ein guter Lauda ist, liegt auch an der engen Zusammenarbeit des echten und des "falschen" Lauda. "Für Daniel war es vor allem schwierig, den Akzent richtig zu treffen", sagt Howard: "Deshalb war es super, dass er Nikis Telefonnummer in der Kurzwahl gespeichert hatte. Immer, wenn er vor einem Problem stand, habe ich gesehen, wie er sich zurückgezogen hat, heimlich sein Telefon zückte und kurz darauf Deutsch gesprochen hat."

(sid)
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