Podium in Monza Vettel und Ferrari-Tifosi versöhnen sich

Ferrari und Sebastian Vettel schlossen beim Heimspiel in Monza Frieden mit den Tifosi. Der Platz hinter Mercedes wird akzeptiert in diesem verlorenen Jahr, in Italien ist Demut angesagt.

Formel 1: Sebastian Vettel feiert Platz drei in Monza wie Sieg
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Vettel feiert Platz drei in Monza wie Sieg

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Foto: ap, AC FP

Für einen kurzen Augenblick schlüpfte Sebastian Vettel in Monza doch noch in die Rolle des Gewinners. Der Ferrari-Pilot schnappte sich vor der Siegerehrung versehentlich die dem Ersten vorbehaltene Kappe, der Irrtum flog allerdings schnell auf - "wäre schön gewesen", sagte Vettel später grinsend, "aber leider musste ich die Mütze wieder abgeben." Enttäuschung über den dritten Rang beim Großen Preis von Italien war dennoch zu keinem Zeitpunkt zu erkennen - weder beim viermaligen Weltmeister noch bei den Tifosi.

"Auch wenn es kein Sieg war, werde ich es nie vergessen", sagte Vettel mit Blick auf die emotionale Siegerehrung. Trotz des erneuten Doppelschlags der Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton war Vettel minutenlang gefeiert worden, "ich wollte gar nicht mehr vom Podium runter", sagte er.

Und so schien der Sonntag in Monza die große Versöhnung zu bringen zwischen der kriselnden Scuderia und ihren anspruchsvollen Fans. "Natürlich haben wir von Mercedes auch hier einen auf den Deckel bekommen, das ist schade", sagte Vettel, "aber es ist im Moment für uns das Maximum. Wir können darauf aufbauen. Nach den zuletzt holprigen Rennen geht es wieder aufwärts." Das haben offensichtlich auch die Anhänger verstanden: Rang zwei hinter Mercedes ist in diesem verlorenen Jahr ein Erfolg für Ferrari. Sogar Italiens zuletzt so kritische Presse gibt sich damit zufrieden.

"Vettel ist fast auf dem Niveau, von dem seine Fans träumen", schreibt Repubblica, "er macht das Beste aus den Umständen. Sein atemberaubender Start berauscht die Ferrari-Fans." Und die Gazzetta dello Sport urteilt: "Mission erfüllt."

Natürlich arbeitet die Scuderia wie alle Teams schon jetzt auf Hochtouren am Auto für die neue Saison, wenn ein neues Aerodynamik- und Reifenreglement für völlig neue Voraussetzungen sorgen wird. Doch es bleiben auch für dieses Jahr durchaus noch wichtige Ziele: Konkurrent Red Bull Racing soll so schnell wie möglich vom zweiten Rang in der Teamwertung verdrängt werden. Und das Jahr 2016 soll auf keinen Fall ohne Ferrari-Sieg enden.

Die Verteilung der Ressourcen auf die Arbeit für die verbleibenden sieben Saisonrennen und die Vorbereitung auf 2017 ist daher eine Gratwanderung. "Aber wer für ein Team namens Ferrari arbeitet, der darf eines nicht tun: aufgeben", sagte Teamchef Maurizio Arrivabene in Monza: "Wir können diese Saison nicht abschreiben. Das können wir den Menschen da draußen nicht antun."

Der ordentliche Heim-Grand-Prix soll daher nun als Antrieb für den Endspurt dienen, "ich hoffe dass Monza uns einen Schub gibt", sagt Vettel: "Wir wollen gewinnen." Und immerhin, der Deutsche darf mit den besten Erinnerungen zum kommenden Rennen nach Singapur reisen - im vergangenen Jahr ließen die Roten den sonst so dominanten Silberpfeilen auf dem Stadtkurs keine Chance, Vettel feierte einen souveränen Sieg.

(ems/sid)
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