Russland-Premiere nach Bianchi-Unfall Die Formel-1-Show geht weiter

Sotschi/Düsseldorf · Der Unfall, nach dem ihr Kollege Jules Bianchi um sein Leben kämpft, beschäftigt die Rennfahrer auch in Sotschi. Im russischen Badeort geht das Duell um die Fahrer-WM zwischen Hamilton und Rosberg in die viertletzte Runde.

Jules Bianchi beim Großen Preis von Suzuka schwer verunglückt
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Schwerer Unfall von Bianchi in Suzuka

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Die Zeit, in der sie nicht im Cockpit sitzen oder sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren, ist quälend. Seit fünf Tagen kämpft einer aus ihrer Mitte um sein Leben. "Kritisch, aber stabil", so heißt es immer wieder, sei der Zustand von Jules Bianchi. Der Franzose war im japanischen Suzuka auf regennasser Fahrbahn mit seinem Marussia unter einen Bergekran geraten. Dabei erlitt der 25-Jährige schwerste Kopfverletzungen. Dass deren Ausmaß noch nicht genau ersichtlich ist, macht die Situation so unerträglich. "Alle mit Jules #17" steht auf den Aufklebern, die an den Rennwagen und den Fahrerhelmen platziert werden. In Auftrag hatte sie Bianchis Landsmann, Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne, gegeben. Es ist ein Versuch, die Verbundenheit mit Bianchi zu demonstrieren, zugleich aber auch das Eingeständnis der Ohnmacht.

Am Freitag holt der Alltag die Fahrer ein. Zweimal 90 Minuten Training auf der Rennstrecke im russischen Badeort Sotschi stehen auf dem Programm. 180 Minuten vollste Konzentration. Die Strecke an der Schwarzmeerküste gehört erstmals zum WM-Kalender. Vier Rennen stehen noch aus — und der Kampf um die Fahrer-WM spitzt sich zu. Die Chancen, Fehler, Unfälle oder technische Probleme auszubügeln, werden immer weniger, wenngleich ein Fahrer noch maximal 125 Punkte holen kann. Im Duell der Mercedes-Piloten führt Lewis Hamilton (266 Punkte) vor Nico Rosberg (256). Mit drei Siegen in Folge hat der Engländer die Führung zurückerobert, hat dabei 36 Zähler mehr als sein Konkurrent gesammelt.

Am Sonntag kann Mercedes Platz eins in der Konstrukteurs-WM perfekt machen, wobei die Entscheidung keine Frage des "Ob", sondern nur des "Wann" ist. Sie ist wichtig für ein Team, denn die Platzierung in dieser Liste entscheidet über die Höhe der Summe, die Formel-1-Chef Bernie Ecclestone am Jahresende überweisen muss. Ob der Fahrer-Champion dann Hamilton oder Rosberg heißt, ist für die Teamleitung eher unbedeutend. Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo müssten für Red Bull schon 18 Punkte mehr als das Mercedes-Duo einfahren, um die Entscheidung zu vertagen — schwer vorstellbar.

Erst am Freitag will Marussia bekannt geben, ob neben Max Chilton ein zweiter Fahrer am Großen Preis von Russland teilnimmt. Vorsorglich wurde Alexander Rossi (USA) auf die Starterliste gesetzt. Der 23-Jährige besitzt aus seiner Zeit als Test- und Ersatzfahrer bei Caterham (seit 2012) die erforderliche Superlizenz. Im Juli wechselte der Kalifornier zu Marussia. Ende August durfte Rossi sogar für eine Nacht von seinem WM-Debüt träumen. Doch der von vertraglichen Schwierigkeiten geplagte Engländer Chilton schaffte es doch noch, vor Beginn des Freitagtrainings das Geld aufzutreiben.

Spätestens nach dem Rennen am Sonntagnachmittag werden die quälenden Gedanken an Bianchi zurückkehren, es sei denn, aus Japan kommt vorher die sehnlichst erhoffte positive Nachricht.

(RP)
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