Mit "viereckigen Reifen" Nach schwerem Fehler: Frust bei Rosberg

Sotschi · Nico Rosberg hat durch einen schweren Fehler im Kampf um den WM-Titel weiter an Boden auf Lewis Hamilton verloren - der vorzeitige Gewinn der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft konnte da nur bedingt trösten.

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Nach dem womöglich vorentscheidenden Fehler im Kampf um den Fahrer-Titel machte sich bei Nico Rosberg Frust breit, selbst der Mercedes-Triumph in der Konstrukteurs-WM war nur ein schwacher Trost. "Das war einfach unnötig, ich ärgere mich sehr", sagte der Mercedes-Pilot nach seinem zweiten Platz bei der Russland-Premiere der Formel 1.

Während Stallrivale Lewis Hamilton nach seinem vierten Triumph in Serie die Siegestrophäe von Russlands Staatspräsident Wladimir Putin in Empfang nahm, verliert Rosberg den Titel mit nun 17 Punkten Rückstand zunehmend aus den Augen.

Zwar sicherte sich Mercedes in Sotschi vorzeitig als erstes deutsches Team überhaupt die Konstrukteurs-WM, und auch nach dem neuerlich verlorenen Privatduell mit Hamilton rang sich Rosberg ein Lächeln ab ("Die Hälfte von mir ist happy") - doch der 29-Jährige ärgerte sich sichtbar über seinen verheerenden Bremspatzer bei fast 300 km/h, der ihm schon früh den Tag verdarb. "Ich habe zu spät und zu hart gebremst. Meine Reifen waren viereckig, und ich musste an die Box", sagte Rosberg.

Nach dem Manöver fiel er ans Ende des Feldes zurück, fuhr anschließend aber sehenswert ohne weiteren Stopp auf Rang zwei nach vorne. Während Hamilton (291 Punkte) eine Woche nach dem Horror-Crash von Jules Bianchi seine Titelambitionen eindrucksvoll unterstrich, muss Rosberg ("Ich dachte schon, das war's") in den verbleibenden drei Rennen in den USA, Brasilien und Abu Dhabi den größten Rückstand in diesem Jahr aufholen.

Formel-1-Fahrer mit Grußbotschaft an Jules Bianchi
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Trotzdem sicherte sich Mercedes, das den neunten Doppelsieg der Saison feierte, den ersten wichtigen Titel und löste Sebastian Vettels Red-Bull-Rennstall nach vier Jahren als bestes Team ab. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff freute sich mit einem Glas Champagner über den "historischen Moment" nach dem Sieg in der Teamwertung: "Mercedes ist Weltmeister, und das zum ersten Mal." Bei RTL fügte der Österreicher an: "Aber wir haben die Fahrer-WM noch nicht gewonnen. Wir springen jetzt ins Flugzeug, und dann schielen wir vielleicht schon mit einem Auge auf die nächste Saison. So ist der Sport."

Der viermalige Weltmeister Vettel, der 2015 angeblich zu Ferrari wechseln soll, landete auf seiner Abschiedstour nach einer durchwachsenen Vorstellung auf Rang acht. "Viel mehr wäre nicht drin gewesen, aber ein bisschen schon", sagte Vettel, der erneut mit der Strategie haderte. Dritter hinter den Silberpfeilen wurde Valtteri Bottas im Williams.

Rosberg war nach dem Start zwar kurz an Polesetter Hamilton vorbeigezogen, doch durch den Patzer mit anschließendem Boxenstopp wurde er bis auf Rang 20 durchgereicht. Einmal mehr kostete den Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg ein Fehler ein besseres Resultat. Während Hamilton eiskalt und hochkonzentriert agiert, könnten die eigenen Schwächen Rosberg die WM-Krone kosten. "Ich bin sehr, sehr happy", sagte Hamilton denn auch.

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Vor dem Saisonfinale ist der Engländer Hamilton, Champion von 2008, der klare Favorit. "Ich will diesen Titel unbedingt", hatte er schon vor dem Start in Sotschi gesagt. Mit seiner kontrollierten aber trotzdem aggressiven Fahrweise verlieh er seinen Worten Nachdruck. Es scheint momentan niemand in der Lage zu sein, mit ihm auf der Strecke Schritt zu halten. Nico Hülkenberg im Force India wurde nur Zwölfter, auch Adrian Sutil (Sauber) verpasste als 16. ebenfalls deutlich die Punkte.

Bei perfekten Bedingungen mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von 22 Grad drückte das Schicksal des in der Vorwoche schwer verunglückten Marussia-Piloten Jules Bianchi weiter auf die Stimmung. Alle Fahrer gingen am Schwarzen Meer mit Grußbotschaften an Helm oder Auto auf die Jagd nach WM-Punkten.

Unmittelbar vor dem Start hatte das gesamte Fahrerfeld mit einer gemeinsamen Aktion seine Anteilnahme zum Ausdruck gebracht. Die 21 Piloten standen in einer Kreisformation zusammen. Außerdem stand auf der Zielgeraden in großen Buchstaben "Jules we are all supporting you" ("Jules, wir alle unterstützen dich") geschrieben.

Bianchis Marussia-Team hatte auf den Einsatz eines zweites Autos verzichtet und schickte lediglich Max Chilton auf die Strecke. "Wir sind in Gedanken voll und ganz bei Jules, auch wenn wir hier einen Job zu machen haben", sagte Rosberg. Der Franzose Bianchi hatte sich bei dem Unfall, bei dem er unter ein Abschleppfahrzeug gerast war, schwerste Kopfverletzungen zugezogen und kämpft in einer Klinik in Japan weiter um sein Leben.

(sid)
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