Formel 1 Rosberg darf 2016 auf starken Vettel hoffen

Sao Paulo · Sebastian Vettel hat auch im vorletzten Saisonrennen Fortschritte bei Ferrari gesehen. Schon im kommenden Jahr will er wieder ganz vorne mitmischen - und davon könnte sogar Mercedes-Pilot Nico Rosberg profitieren.

 Das Siegerpodest von Sao Paulo.

Das Siegerpodest von Sao Paulo.

Foto: afp, na/ms

Einzig der Anblick eines großen bärtigen Brasilianers hatte kurzzeitig auf Sebastian Vettels Stimmung gedrückt. "Es war ein sehr guter Tag, nur die Aussichten in der Startaufstellung waren nicht so toll", sagte der Ferrari-Pilot nach dem Großen Preis von Brasilien grinsend: "Ich hab' da einen Kerl abgekriegt."

Neben Grid Girls standen auch junge Männer vor den Formel-1-Boliden, mit dieser Idee hat sich Vettel in Sao Paulo nicht angefreundet - ansonsten nahm der Heppenheimer jedoch nach seinem dritten Platz hinter dem Mercedes-Duo Nico Rosberg und Lewis Hamilton nur Positives mit. Und einen bleibenden Eindruck: Schon in der kommenden Saison könnte er wieder bester Deutscher in der Königsklasse sein - mindestens.

Rosberg hatte mit seinem Sieg vor dem Titelverteidiger aus England zwar schon im vorletzten Saisonrennen die Vize-WM perfekt gemacht, ganz offensichtlich war die Freude über die eigene Leistung bei Vettel und Ferrari jedoch größer. "Wir waren hier sehr nah dran, wir sind viel schneller als zu Saisonbeginn", sagte Vettel und nannte Gründe: "Wir haben unseren Motor enorm verbessert, die Motoristi in Maranello haben in diesem Jahr Wunder vollbracht."

Teilweise nur ein Zehntel pro Runde betrug in Interlagos der Rückstand auf die Silberpfeile, in einzelnen Sektoren war Ferrari sogar schneller. "Wir haben uns sehr gesteigert, aber eigentlich wollen wir noch näher dran sein", sagte Vettel, "eigentlich wollen wir kommendes Jahr ganz vorne sein. Wir wollen die Favoriten sein und nicht auf irgendwelche Ausrutscher hoffen müssen."

"2016 wird das Rennen um den Titel gnadenlos werden", glaubt nicht nur der Corriere della Sera. Die Erwartungen in Italien sind entsprechend hoch. "Ferrari denkt schon an die nächste Saison, in der es keine Entschuldigungen mehr geben wird: Vettel muss den Titel ergattern", schreibt der Corriere dello Sport.

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Auch die Branchenführer beobachten genau, was beim Gegner in Rot zuletzt geschah. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sieht die Scuderia im kommenden Jahr als "starken Herausforderer, sie haben in dieser Saison schon sehr clevere Dinge gemacht". Und Rosberg gibt zu bedenken, dass es "für den Jäger immer einfacher ist, einen Sprung zu machen".

Der alte und neue Vizeweltmeister wirkte trotz seines Sieges am Sonntagabend wenig euphorisch, zu enttäuschend war für ihn das Jahr 2015 mit der erneuten WM-Niederlage gegen Hamilton. Dennoch schöpft er Hoffnung aus den vergangenen Wochen. "Viel wichtiger als die Vize-WM sind mir die beiden Siege hier und zuletzt Mexiko und die Art und Weise, wie ich sie eingefahren habe", sagte der 30-Jährige.

Denn zweimal hintereinander fuhr er souverän zum Sieg, und besonders wichtig: Er hat zuletzt eine verloren geglaubte Stärke wiedergefunden. In Sao Paulo stand Rosberg bereits zum fünften Mal in Folge auf der Pole. Zu spät für dieses Jahr, doch für die kommende Saison ein gutes Zeichen.

Behält er diese Überlegenheit in der Zeitenjagd an den Samstagen, dann könnte sogar ein starker Vettel ihm in die Karten spielen. "Wenn ich im Qualifying weiter vorne bleibe, dann ist es durchaus besser für mich, wenn er mitmischt", erklärt Rosberg.

Die Rechnung ist einfach. In den vergangenen zwei Jahren kam es fast Rennen für Rennen zu einem Privatduell zwischen Rosberg und Hamilton. Sehr oft holte Rosberg dabei Startplatz eins, doch viel zu häufig verlor er dann das Privatduell gegen den aggressiven Racer am Rennsonntag. Hamilton konnte sich dabei stets einzig auf seine Attacken fokussieren.

Bricht nun ein dritter Pilot die Mercedes-Dominanz, wird aus dem Duell ein Mehrkampf, schon Rang zwei müsste hart verteidigt werden. Und die Pole Position wäre noch mehr wert. Rosberg darf auf Vettel hoffen.

(areh/sid)
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