Rosberg gegen Hamilton Rivalen im selben Team

Düsseldorf · WM-Spitzenreiter Nico Rosberg und Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton kennen sich seit 14 Jahren. Seit 2013 fahren sie für den Mercedes-Rennstall. Freunde sind sie schon lange nicht mehr. Nachgeben auf der Strecke ist ein Fremdwort.

Formel 1: Der Feind im eigenen Team
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Foto: Universal Pictures

Gut sieben Monate ist es her, da stellte Lewis Hamilton fest: "Es ist das Schlimmste, mein Teamkollege zu sein." Der Engländer, dessen Selbstbewusstsein nahezu grenzenlos ist, hatte sich beim Großen Preis der USA in Austin seinen dritten WM-Titel geholt und dabei Nico Rosberg einmal mehr alt aussehen lassen. In der ersten Kurve nach dem Start drängte er den von der Pole Position gestarteten Rivalen fast von der Strecke. Nur weil Rosberg nachgab, wurde ein Unfall vermieden. Die Führung des Mercedes-Teams mit Toto Wolff und Niki Lauda hielt sich mit Kritik zurück.

"Endlich habe ich wieder das gezeigt, was ich kann. Und ich gehe davon aus, dass das für den Rest der Saison so bleiben wird", erklärte der 31-jährige Hamilton nun in Montreal. In der kanadischen Metropole findet am Sonntag (20 Uhr/Live-Ticker) das siebte der 20 WM-Rennen statt. Die Zeit seit Austin bis zum WM-Lauf vor knapp zwei Wochen in Monte Carlo war hart für den Lautsprecher von der Insel. Seit Austin hatte sein Rivale im selben Team gleich sieben Siege gefeiert - drei in der alten, vier in der neuen Saison.

Gewiss: Hamilton hatte in diesem Jahr viel Pech. Sein Auto ließ ihn ein ums andere Mal im Stich. Dennoch: Austin war ein Wendepunkt. Der nette Herr Rosberg, von vielen als zu weich und als ewiger Zweiter bezeichnet, war auf einmal nicht mehr so nett. Für den in Wiesbaden geborenen Formel-1-Fahrer stand lange vor allem der Teamgedanke im Vordergrund. "Ich mache meine Arbeit so wie in den Jahren zuvor", betonte Rosberg immer wieder. Aber die Siegesserie hat ihn dennoch verändert. Nicht in seiner Arbeitsweise, wohl aber, wie er auf der Rennstrecke agiert.

Deutliches Zeichen war das Duell in der ersten Runde von Barcelona. Rosberg, erneut von Startplatz eins gestartet, brachte seinen Mercedes nicht auf volle Leistung. Als aber Hamilton versuchte, ihn zu überholen, verteidigte der WM-Führende seinen Platz. Damit war das Rennen für beide Silberpfeile beendet. Ein Crash, der nicht gerade für Freude bei Mercedes sorgte. Dort hatte man nach dem Unfall von Spa im Jahr 2014, als Rosberg (30) wenige Kilometer nach dem Start den linken Hinterreifen des Teamkollegen aufgeschlitzt und dessen Rennen zerstört hatte, Verhaltensmaßregeln aufgestellt.

Beide Fahrer dürfen sich auf dem Asphalt ausleben, solange des Team nicht darunter leidet. Zwei kaputte Silberpfeile am Streckenrand passen aber nicht ins Bild. Vor allem auch, da Red Bull und Ferrari nicht mehr nur hinterherfahren. Hatte Red-Bull-Fahrer Max Verstappen bei seinem Sieg in Barcelona vom Crash der Silberpfeile profitiert, durfte sich Hamilton bei seinem Erfolg beim Regenrennen in Monte Carlo bei Red Bull bedanken, das Ricciardos Boxenstopp verpatzte und den Australier damit um den Sieg brachte. Ein Erfolg, den auch Rosberg möglich machte. Er hielt sich an die Absprache, und als sein Auto an Leistung verlor, ließ er diesmal den Engländer vorbei, den er sonst auf den schmalen Straßen des Spielerparadieses hätte "verhungern" lassen können.

Das Duell der Mercedes-Fahrer um den Titel wird dennoch längst knallhart geführt. "Wir sind ein Team. Aber als Piloten wollen wir jeder für uns gewinnen. Wir müssen aber auch tun, was unsere Pflicht ist, und Punkte für das Team sammeln", sagte Hamilton. "Es ist schwierig", ergänzte er. Die Titelkandidaten, Nachbarn in Monte Carlo, kennen sich seit 14 Jahren. Damals duellierten sie sich im Kartsport. Niederlagen taten weh, der Freundschaft aber keinen Abbruch. Das Verhältnis ist durch den Kampf um die Krone in der Königsklasse des Automobilsports abgekühlt.

Vor Montreal hat Rosberg, der Kraft bei seiner Familie findet, 24 Punkte Vorsprung. Hamilton, der Popstar im Fahrerfeld, der zwischen Rennen schon mal über den Teich jettet und die Nähe von Stars und Sternchen sucht, sieht wieder Land.

(RP)
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