Formel 1 Auf einmal ist Rosberg die heißeste Aktie im Rennsport

Düsseldorf · Für Nico Rosberg läuft plötzlich alles perfekt. Der Formel-1-Pilot gewinnt in Schanghai auch den dritten WM-Lauf dieser Saison.

Rosberg lässt sich von seinem Team feiern
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Es ist der 26. Oktober 2015. Nico Rosberg spult in einem Privatauto Kilometer um Kilometer auf texanischen Straßen ab. Frustbewältigung ist angesagt beim Formel-1-Fahrer. Am Vortag hatte ihn sein Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton in der ersten Kurve des Grand Prix der USA in Austin abgedrängt und sich an die Spitze gesetzt. Kurz vor Rennende hatte Rosberg durch einen Fehler seinem Rivalen den Weg zum Sieg und zu dessen drittem Titelgewinn geebnet.

Hamilton war obenauf, Rosberg mal wieder als zu weich und nicht reif für den ganz großen Wurf abgestempelt. Zu sehr Teamplayer, zu wenig Egoist, um ein ganz Großer werden zu können, lautete einmal mehr das Urteil.

Fünfeinhalb Monate später ist Rosberg die heißeste Aktie in der Formel 1. In Schanghai feiert er nach dem Aha-Erlebnis von Austin seinen sechsten Sieg in Folge, den dritten in dieser Saison. Fehlerfrei, weltmeisterlich, souverän, so wird seine Vorstellung beim WM-Lauf in China beschrieben. Der Sohn von Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg (Finnland) hat es sich und seinen Kritikern gezeigt. 75 Punkte zieren sein Konto. Lewis Hamilton hat 36 Zähler weniger.

"Nein, da ist keine dunkle Wolke über mir", betonte der dreimalige Champion, für den es in diesem Jahr noch nicht rund läuft. In Australien und Malaysia verbockte der Engländer den Start, stand aber als Zweiter und Dritter noch auf dem Podest. In Schanghai streikte an seinem Auto zu Beginn des Qualifyings das Energie-Rückgewinnungssystem. Der 31-Jährige musste vom letzten Platz starten. In der ersten Kurve kollidierte Hamilton mit dem Sauber des Brasilianers Felipe Nasr, verlor dabei einen Frontflügel, der sich unters Auto schob und den Unterboden ruinierte. Nach fünf Boxenstopps reichte es immerhin noch zu Rang sieben. Noch sind 18 Rennen zu fahren, und Hamilton blickt nur nach vorn. "Ich will keine Energie verschwenden für etwas, was hinter mir liegt", betonte er.

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Verärgert war Sebastian Vettel, der mit 39 Punkten Rückstand WM-Dritter ist. Toro-Rosso-Fahrer Daniil Kwjat war nach dem Start in der ersten Kurve in die Lücke rechts neben dem Ferrari-Fahrer gestoßen, der ausweichen musste und das Auto seines Teamkollegen Kimi Räikkönen beschädigte. Als lebensmüde bezeichnete der viermalige Champion den Rivalen bei dieser Aktion. "Natürlich war es riskant, aber durch diese Manöver kommst du aufs Podium", antwortete der Russe unbeeindruckt. Am Ende wurde er Dritter hinter Vettel vor Teamkollege Daniel Ricciardo und Räikkönen.

Der Fahrer der Saison ist aber Nico Rosberg. Am Samstag nutzte er den Ausfall von Hamilton, um sich im Qualifying die Pole Position vor dem unerwartet starken Ricciardo zu sichern. Im Rennen wurde er beim Start zwar vom Australier überholt, begann aber nur wenig später im überlegenen Mercedes seine eindrucksvolle Vorstellung. "Ich habe selten in einem Rennen ein so gutes Auto gehabt", meinte der WM-Spitzenreiter.

Rosberg genießt die Erfolgsphase. Angesprochen auf die Statistik, nach der jeder der sechs Fahrer, die in den ersten drei Saisonrennen gewinnen konnten, am Ende auch den WM-Titel holten, meinte der in Monte Carlo lebende Wiesbadener: "Die hatten aber Lewis Hamilton nicht als Teamkollegen."

Seit 2010, als Mercedes als Werksteam in die Formel 1 zurückkehrte, fährt Rosberg im Silberpfeil. Am Jahresende läuft sein Vertrag aus. Derzeit betreibt er kräftig Eigenwerbung.

(RP)
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