Mercedes will bis Weihnachten entscheiden Suche nach Rosbergs Nachfolger läuft schon auf Hochtouren

Wien · Mercedes ist wie aus dem Nichts zur Suche nach einem Ersatz für Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg gezwungen – und sieht dessen plötzlichen Rücktritt daher durchaus kritisch.

Nico Rosberg bekommt seinen WM-Pokal
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Rosberg holt bei Gala in Wien seinen WM-Pokal ab

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Foto: dpa, ms

Mercedes ist wie aus dem Nichts zur Suche nach einem Ersatz für Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg gezwungen — und sieht dessen plötzlichen Rücktritt daher durchaus kritisch.

Niki Lauda verspürte keine große Lust, seine Enttäuschung zu verbergen. Der völlig unerwartete Rücktritt von Weltmeister Nico Rosberg hatte bei Mercedes ganz plötzlich eine gewaltige Lücke gerissen, und der Aufsichtsratsboss des Rennstalls ließ keinen Zweifel: Zeitpunkt und Umstände des Abschieds sorgen für Unmut.

"Anscheinend hatte Nico immer nur vor, einmal Weltmeister zu werden", sagte Lauda mit ruhiger Stimme im Sky-Interview: "Es ist eine Art, den Rennsport zu beenden. Meine war es nicht, und die von vielen anderen auch nicht."

Lauda respektiere Rosbergs Rückzug ins Privatleben, doch bei Mercedes fühle man sich überrumpelt. Keine vier Monate vor der neuen Saison mit den umfangreichen Regeländerungen müssen die Dominatoren der vergangenen Jahre plötzlich ihre Planungen umschmeißen. Und Bewerbungen einholen.

"Er hat uns gar keine Anzeichen dafür gegeben", sagte Lauda noch am Freitagabend, nur wenige Stunden nachdem Rosberg die Bombe im Rahmen der FIA-Gala in Wien hatte platzen lassen: "Nico hätte uns ja vorwarnen können: 'Wenn ich Weltmeister werde, dann höre ich auf.' Man hätte sich auch Klauseln in den Vertrag schreiben können. Aber das hat er nicht getan."

Stattdessen lief es wohl so: Erst zwei Tage nach dem Titelgewinn, am Dienstag also, setzte Rosberg Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff in Kenntnis. "Und da wusste ich es dann genau", sagte Rosberg, "ich musste es erst mal aussprechen, um mir selbst ganz sicher zu sein."

Rosberg-Nachfolger soll bis Weihnachten feststehen

Bis Weihnachten, so Lauda, will Mercedes nun den Nachfolger finden, steht damit jedoch vor einer höchst komplizierten Aufgabe. Selbst nach der Reglement-Änderung für 2017 bleibt der Silberpfeil zwar der begehrteste Arbeitsplatz in der Königsklasse. In den Stunden nach Rosbergs Verkündung hätten sich "fast alle Fahrer" gemeldet, sagte Lauda: "Etwa 90 Prozent des Feldes. Nur um zu sagen: Hallo, wir sind da."

Doch die Möglichkeiten sind limitiert, denn die Top-Piloten stehen allesamt bei der direkten Konkurrenz unter Vertrag. So habe Red-Bull-Teamchef Christian Horner sich bereits per SMS gemeldet: "Er meinte, wir sollen gar nicht erst über Max Verstappen und Daniel Ricciardo nachdenken." Und ob Sebastian Vettels wirksame Ausstiegsklausel bei Ferrari mehr als eine Spekulation der italienischen Medien ist, bleibt abzuwarten. Toto Wolff stellte bereits klar: "Es gibt ein paar Kandidaten, die eindeutig nicht verfügbar sind: Max Verstappen und Daniel Ricciardo von Red Bull, Sebastian Vettel von Ferrari. Alle anderen müssen wir analysieren."

Rosbergs Abschied wird einen Formel-1-Piloten schon sehr bald sehr glücklich machen. "Irgendjemand wird ein sehr schönes Weihnachtsgeschenk bekommen, das hat Nico gut hingekriegt", sagte etwa Ricciardo mit einem breiten Grinsen. Verstappen fügte indes an, dass die freie Stelle für ihn "überhaupt nicht interessant" sei, "ich bin sehr zufrieden bei Red Bull."

Wehrlein wäre die logische Lösung

Und der steinreiche Konkurrent dürfte sein Top-Duo nicht ziehen lassen. Die einfachste und logische Lösung wäre Pascal Wehrlein, der in diesem Jahr sein Formel-1-Debüt bei Manor gab. Der 22-Jährige ist Mercedes-Vertragsfahrer, er kennt das Team und den Silberpfeil, und er hat noch kein Cockpit für die kommende Saison.

Der finnische Williams-Pilot Valtteri Bottas wird nun ebenfalls gehandelt, Sergio Perez scheint eine Möglichkeit zu sein, in Bezug auf Nico Hülkenberg soll dessen neuer Arbeitgeber Renault schon abgesagt haben. Und selbst über Fernando Alonso wird diskutiert, Hamiltons alten "Feind" aus gemeinsamen Tagen bei McLaren.

Doch all diese Namen will man bei Mercedes nicht kommentieren. Es gebe eben "noch keinen Plan B", sagt Lauda. Woher sollte dieser auch kommen.

(sid)
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