Formel 1 Rosberg siegt in Brasilien und sichert sich den Vizetitel

Sao Paulo · Aggressiv und nervenstark hat Nico Rosberg sich im vorletzten Rennen seiner enttäuschenden Saison immerhin den Trostpreis gesichert. Der Mercedes-Pilot gewann den Großen Preis von Brasilien vor Champion Lewis Hamilton und steht nun als erneuter Vizeweltmeister fest - in Sao Paulo zeigte er dabei all die Eigenschaften, die in den vergangenen Monaten zu oft gefehlt hatten.

Rosberg feiert den Sieg in Brasilien
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Foto: afp, na/ms

"Ich habe keine Erklärung, warum es jetzt so gut läuft, aber so soll es weitergehen", sagte Rosberg nach seinem zweiten Sieg in Folge. Er hatte sich am Samstag die Pole Position gesichert, fuhr im Duell mit Stallrivale Hamilton Kampflinie, als es nötig war, und blieb bis zur karierten Flagge fehlerfrei: "Es war ein perfektes Wochenende, ich wurde herausgefordert, habe aber alles kontrolliert und Lewis keine Chance gegeben."

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel kann nun trotz Rang drei hinter den Silberpfeilen beim Saisonfinale in Abu Dhabi (29. November) im WM-Klassement nicht mehr an Rosberg vorbeiziehen. "Wir waren näher dran als in vielen anderen Rennen, aber trotzdem irgendwie im Niemandsland", sagte Vettel

Startplatz eins in Brasilien war bereits Rosbergs fünfte Pole in Folge gewesen, zuletzt hatte er diesen Vorteil meist aus der Hand gegeben. Über 71 schweißtreibende Runden zeigte der 30-Jährige am Sonntag jedoch, dass er Hamilton durchaus in Schach halten kann.

Auf der 4,309 km langen Berg- und Talbahn in Interlagos durfte auch Force-India-Pilot Nico Hülkenberg zufrieden sein. Der Emmericher, den der ADAC am Vorabend in Ismaning in Abwesenheit feierlich zu Deutschlands Motorsportler des Jahres gekürt hatte, fuhr auf den starken sechsten Rang.

Am Mittag hatte die Formel 1 zunächst im Rahmen der Fahrerparade der Opfer gedacht, die am Freitag bei den Attentaten in Paris ums Leben gekommen waren. Eine Schweigeminute kurz vor dem Start war dann offiziell den Opfern von Verkehrsunfällen gewidmet, daneben zeigten die Fahrer aber auch die französische Flagge - die Zeremonie hatte im Vorfeld für Verstimmung gesorgt, Auslöser war Jean Todt. Der Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA rechnete keine 24 Stunden nach den Anschlägen Opferzahlen gegeneinander auf, um die Trauerzeremonie für Verkehrstote zu begründen.

Zum Start rückte wieder der Sport in den Fokus, die Konstellation an der Spitze war interessant. Angesichts der Startaufstellung mit Rosberg vor Hamilton und Vettel konnte der Engländer seinem ungeliebten Teamkollegen theoretisch als Puffer dienen. Doch der Titelverteidiger hatte andere Pläne. "So weit ich weiß, fahren wir hier immer noch Autorennen", hatte Hamilton im Vorfeld gesagt, und er ließ seinen Worten auch Taten folgen.

In der ersten Kurve attackierte er Rosberg hart, doch der Deutsche steckte nicht zurück. Rosberg machte "die Tür zu", und Hamilton blieb in Lauerstellung. In der Folge entwickelte sich ein enges, spannendes Duell an der Spitze. Hamilton knabberte im Windschatten immer mehr von Rosbergs Vorsprung ab, lag nach einem Drittel des Rennens nur noch 0,4 Sekunden zurück - doch Rosberg blieb auch in dieser Phase Herr der Lage und bot keine Angriffspunkte.

Vettel hatte zu dem Zeitpunkt längst deutlichen Rückstand, hielt sich aber ohne Probleme auf dem dritten Rang. An der Spitze packte Hamilton bald die Wut, denn er war der Meinung, dass er bei freier Fahrt schneller wäre. "Es ist unmöglich, da hinterherzufahren", klagte der Engländer über Funk, da seine Reifen unter der Verfolgungsjagd litten.

Um die Pneus zu schonen, ließ Hamilton sich also zurückfallen, um beim nächsten Boxenstopp anzugreifen - doch dieser Plan misslang. Deutlich hinter Rosberg kam er zurück auf die Strecke und musste sich zudem sogar an Vettel vorbeischieben, der ebenfalls durchgeschlüpft war. In der Schlussphase wurde das Duell dann aufs Neue eröffnet, Hamilton war plötzlich wieder in Schlagdistanz - doch Rosberg fuhr abgeklärt zum Trostpreis.

(ems/sid)
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