"Krieg der Sterne" in der Formel 1 Rosberg und Hamilton: Frieden auf Probe

Montreal · Der Streit bei Mercedes wurde offiziell beigelegt, der enge Titelkampf zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton dürfte sich beim Rennen in Kanada dennoch zuspitzen - es ist ein brüchiger Friede.

Nico Rosberg und Lewis Hamilton: Frieden auf Probe
Foto: afp, GBA/MM

Fünf Tage vergingen nach dem heftigen Silberpfeil-Duell von Monaco wortlos, dann durchbrach Lewis Hamilton das Schweigen. Via Twitter verkündete der Brite den Waffenstillstand mit seinem Mercedes-Rivalen Nico Rosberg - vor dem Großen Preis von Kanada (Sonntag 20.00 Uhr/im Live-Ticker) überwiegen dennoch die Zweifel, denn der Friede im engen Titelkampf scheint brüchig. Und von oben verordnet.

"Als Freunde", schrieb Hamilton, "haben wir unsere Höhen und Tiefen", doch man habe sich unterhalten, und es gebe nun "kein Problem" mehr. Dazu stellte der 29-Jährige ein Bild aus Jugendtagen, es zeigt Hamilton und Rosberg bei strahlender Sonne, sie sitzen grinsend auf zwei Einrädern. Das wirkte schon ein wenig wie eine PR-Maßnahme, und die Vorgeschichte tat ihr Übriges.

Bei Rosbergs Sieg in Monaco, mit dem der 28-Jährige sich die WM-Führung zurückgeholt hatte, fühlte Hamilton sich um die Pole Position betrogen. Auf Glückwünsche für seinen Stallrivalen verzichtete er daher. "Wir sind keine Freunde, wir sind Kollegen", sagte der Ex-Weltmeister zudem mit ernster Miene über die Beziehung zu Rosberg, anschließend herrschte zunächst Funkstille.

Letztlich war es wohl Niki Lauda, der entscheidend auf ein Friedensgespräch hinwirkte, das jedenfalls sagte der Aufsichtsratschef des Mercedes-Werksteams der Daily Mail. "Ich habe mit Lewis gesprochen, und er hat mir gesagt, dass er mit Nico sprechen wird", so der dreimalige Weltmeister: "Alles ist unter Kontrolle, alles ist, wie es sein soll."

Doch die Rivalität ist tief verwurzelt in der Beziehung der beiden Weggefährten, die bereits um die Jahrtausendwende im gleichen Kart-Team gegeneinander antraten. Auch abseits der Rennstrecke, so erinnerte sich der damalige Teamchef kürzlich in der Bild-Zeitung, gönnten sich die beiden wenig. "Es gibt wohl wenige Kämpfe, die Nico und Lewis in ihrem Leben noch nicht gegeneinander gekämpft haben", sagte Dino Chiesa, und Hamilton habe schon damals eine ganz bestimmte Charaktereigenschaft gezeigt: "Nie ist etwas sein Fehler.
Er denkt immer, dass andere ihm schaden wollen."

Gerade innerhalb eines Teams schürt diese Denkweise Konflikte, deshalb läuft auch beim siebten Rennen der Saison in Montreal alles auf das nächste Privatduell der beiden Dominatoren hinaus, die sämtliche Siege bislang unter sich aufgeteilt haben. Nur vier Punkte trennen Rosberg (122) von Hamilton (118) im WM-Klassement, und der malerisch gelegene Kurs auf der Ile Notre-Dame ist mit seinen harten Tempowechseln wie gemacht für die Stärken der überlegenen Silberpfeile. Zudem haben die Verfolger weiterhin großen Rückstand, Weltmeister Sebastian Vettel und sein Red-Bull-Team kämpfen Rennen für Rennen mit der eigenen Technik.

Angesichts dieser Vorzeichen erwartet Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff auch weiterhin viel Arbeit für die Vermittler im Team. "Wir haben schon vor der Saison Grenzen gezogen, aber das ist ein dynamischer Prozess, der immer weitergeht: Vor dem Rennen, während des Rennens, nach dem Rennen", sagte der Österreicher: "Manchmal, und das meine ich positiv, sind sie wie Teenager, die ihre Grenzen austesten." Für den Frieden im Team ist das eine echte Gefahr.

(sid)
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