Trotz Vettel-Abgang Red Bull träumt von neuer Formel-1-Ära

Sotschi · Der Schock über den Abgang von Sebastian Vettel ist längst verdaut, Red Bull blickt auch ohne den viermaligen Weltmeister optimistisch in die Zukunft und träumt mit einem hungrigen Fahrerduo vom Beginn einer neuen Ära. "Es ist der richtige Zeitpunkt", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko: "Wir konnten Sebastian kein Siegerauto mehr zur Verfügung stellen, da hat er sich nach einer neuen Motivation umgesehen."

Das ist Daniil Kwjat
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Foto: afp, sk/DD

Marko habe geahnt, dass sich Vettel nach vier WM-Titeln in sechs Jahren verabschieden würde, doch ein heftiger Rückschlag für das Team sei das nicht. "Wir sind Red Bull, wir arbeiten immer mit jungen Leuten, die wir hoch bringen. Und zum Glück hatten wir sofort einen Ersatz parat", sagte Marko im Gespräch mit dem SID und der französischen Nachrichtenagentur AFP.

In Rekordzeit entschied sich der viermalige Konstrukteurs-Weltmeister deswegen für die Beförderung des Russen Daniil Kwjat. "Es gibt einen Besitzer, dann gab es ein Telefongespräch von zehn Minuten, und dann war die Entscheidung gefällt", sagte Marko. Erst am Freitagabend vor einer Woche hatte Vettel Red Bull über seinen Abschied am Saisonende informiert, schon am Samstagmorgen präsentierte das Team von Milliardär Dietrich Mateschitz überraschend Kwjat als Nachfolger.

Kwjat der "richtige Mann"

In der Führungsebene habe es keine Zweifel gegeben, dass der 20 Jahre alte Russe Kwjat der richtige Mann für den Job bei Red Bull Racing ist und Vettel ersetzen soll. "Wir kannten unsere Alternativen und wissen, dass er einen unglaublichen Speed und eine unglaubliche Kontrolle über das Auto hat", sagte Marko im Fahrerlager von Sotschi. Kwjat fährt aktuell in seiner ersten Formel-1-Saison für Red Bulls Ausbildungsteam Toro Rosso und hatte in seinem ersten Rennen in Australien als jüngster Fahrer der Geschichte einen WM-Punkt geholt.

Über Vettels Zukunft ist offiziell hingegen noch immer nichts bekannt. Auch beim Großen Preis von Russland hält sich der 27 Jahre alte Hesse bedeckt. "Es gibt keine Updates", sagte Vettel. Angeblich ist er sich längst mit der Scuderia Ferrari einig und soll in der kommenden Saison für die Italiener fahren. Doch die Bestätigung für den spektakulärsten Fahrerwechsel der letzten Jahre lässt weiter auf sich warten.

Red Bulls neue Nummer eins wird der dreimalige Grand-Prix-Sieger Daniel Ricciardo aus Australien. "Wir haben einen Topfahrer, und das gibt einem die Sicherheit, dass man etwas erreichen kann", sagte Marko über den 25-Jährigen. Der stets gut gelaunte Ricciardo stahl Vettel in dieser Saison mehrfach die Show und konnte im Gegensatz zu seinem deutschen Stallrivalen Siege einfahren. Ricciardo war vor dem Rennen in Sotschi der einzige Pilot im gesamten Feld, der die dominanten Silberpfeile von Lewis Hamilton und Nico Rosberg bezwungen hat.

Allerdings erhielt Vettel Rückendeckung von Marko. "Sie hatten ganz unterschiedliche Voraussetzungen", betonte der 71-Jährige: "Sebastian war an ein fantastisches Auto gewöhnt und musste sich umgewöhnen, Daniel dagegen kam von einem kleineren Team und dankte Gott, dass er in so einem tollen Auto sitzen kann." Auch der Druck sei ein ganz anderer gewesen.

Die Fahrerwahl bei Red Bull löste in der Szene durchaus Verwunderung aus. Anstatt sich die Dienste eines Topfahrers zu sichern, geht der Rennstall mit dem jungen Duo Ricciardo/Kwjat ein großes Risiko ein. Marko lässt das kalt: "Wir haben die Dinge immer auf unsere Weise gemacht und werden das auch weiterhin tun."

(sid)
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