Formel 1 Vettel bekommt sein Auto nicht in Griff

Düsseldorf · Beim Großen Preis von China muss der Formel-1-Weltmeister nach Aufforderung von der Box seinen Teamkollegen Ricciardo überholen lassen. In Schanghai dominiert erneut Mercedes. Hamilton siegt vor Rosberg.

Sebastian Vettel nach Platz fünf in China gefrustet
9 Bilder

Vettel-Frust nach Platz fünf in China

9 Bilder

Sebastian Vettel gibt seinen Rennautos weibliche Vornamen. Mit Mandy, Kylie, Kate und zuletzt Heidi kam er perfekt aus. Am Saisonende konnte der Red-Bull-Pilot stets den WM-Titel feiern. Diesmal entschied sich der viermalige Formel-1-Champion für Suzie. Doch die bereitet ihm viele Probleme. In Schanghai blieb der Heppenheimer erneut nicht nur hinter seinen Erwartungen, sondern einmal mehr auch hinter seinem neuen Teamkollegen Daniel Ricciardo zurück.

Formel 1: Pressestimmen zum Großen Preis von China
18 Bilder

Pressestimmen zum Großen Preis von China

18 Bilder

"Generell kann man das Fahren nicht verlernen", betonte Vettel, der mit 20 Sekunden Rückstand auf den Australier nur Platz fünf belegte. Von Suzie war da nicht mehr die Rede. "Ich komme im Moment mit dem Bock nicht klar. Ich kann aber nicht sagen, woran es liegt. Das Auto macht noch nicht das, was ich will", erklärte der 26-Jährige. In den zurückliegenden Jahren kannte Vettel nur eine Richtung. Es ging bergauf, Probleme wurden gemeistert, und letztlich war der Red-Bull-Pilot das Maß aller Dinge.

In dieser Saison läuft es aber nicht rund. Die neuen V6-Turbomotoren und damit auch neue aerodynamische Voraussetzungen verlangen ein völlig anderes Fahrverhalten, als es Vettel in seinem Red Bull gewohnt war. In Schanghai musste er auf Anordnung seines Teams sogar Ricciardo in der 25. Runde vorbei lassen, weil der Australier schneller unterwegs war. Für Vettel, den Erfolgsverwöhnten, eine neue Erfahrung. Auch dass der Teamkollege nach vier Rennen im Qualifying-Duell mit 3:1 vorne liegt, schmeckt ihm nicht.

Ricciardo kommt von Red Bulls Schwesterteam Toro Rosso. Hatte Vettel dessen Vorgänger Mark Webber überwiegend im Griff, so trumpft Ricciardo frech auf. Der Australier, ein Zögling des Energydrink-Konzerns, lächelt gerne und oft, doch auf der Rennstrecke präsentiert er sich abgezockt und souverän. "Man hat lange gedacht, ich wäre zwar schnell, aber kein richtiger Racer, dass ich zu nett und nicht aggressiv genug bin", erzählte der Australier dem britischen "Telegraph". Dass man ihn unterschätzt habe,"habe ich schon in den ersten Rennen beweisen können, und ich werde so weitermachen und mir den Respekt verschaffen".

Der Titelverteidiger ist nachdenklich geworden. "Ich weiß, dass ich mich im Moment im Auto noch nicht richtig wohlfühle. Ich bin nicht da, wo ich sein will. Aber das Jahr ist noch lang. Alles ist möglich", sagte der Sohn eines Zimmermanns. Zurzeit hat Ricciardo die besseren Karten. "Daniel kommt mit dem Auto besser klar. Er hat einen super Job gemacht", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

Rundum glücklich fühlt sich Lewis Hamilton. "Ich bin nur gegen mich selbst gefahren. Das war vielleicht eines meiner besten Rennen", sagte der Engländer. Der 29-Jährige feierte in Schanghai seinen dritten Saisonsieg in Folge. "Lewis fuhr vom Start weg in einer eigenen Liga", lobte Mercedes-Teamchef Toto Wolff den Sieger. Ohne den Ausfall beim WM-Auftakt in Melbourne wäre wohl der Champion von 2008 der WM-Führende. So bleibt sein Teamkollege Nico Rosberg noch die Nummer eins. Der Wiesbandener beendete das Rennen auf Platz zwei, wie schon zuvor in Malaysia und Bahrain.

Für die Piloten geht es darum, sich im Team durchzusetzen. Solange Mercedes das dominierende Team ist, dürfen sie um den Sieg kämpfen. Sollte aber einer der Rivalen aufschließen, wird man sich auf einen Fahrer konzentrieren. Der Kollege muss dann Wasserträger spielen.

In Schanghai hatte Rosberg Pech. Bremsprobleme verhinderten im Qualifying einen besseren als den vierten Startplatz. In der Einführungsrunde des Großen Preises fiel dann die komplette Telemetrie aus. "Die Ingenieure konnten nicht sehen, was bei mir los ist. Das ist, als ob ich nicht auf der Strecke wäre. Die ganzen Bildschirme waren bei denen schwarz", erzählte Rosberg.

So war auch die Kupplungseinstellung beim Start falsch, was dazu führte, dass Rosberg viele Plätze einbüßte. Während des Rennens war der 28-Jährige auf sich allein gestellt - Erinnerungen wurden wach an die Zeiten, als es keine Führung von außen gab, die Piloten sich hinters Lenkrad setzen und ihr Rennen ohne Hilfestellung fahren mussten. Rosberg musste wichtige Daten, die er an seinem Lenkrad ablesen konnte, an die Box übermitteln - etwa den Spritverbrauch. "An einem guten Tag werde ich mit dem Auto Erster, an einem schlechten Tag Zweiter", hat Rosberg einmal gesagt. Der Sonntag war ein schlechter.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort