Ferrari-Fahrer in Mönchengladbach Sebastian Vettel besucht seine Bank

Mönchengladbach · Der viermalige Weltmeister fährt nun für Ferrari. Die Santander-Bank ist Sponsor des Rennstalls.

Sebastian Vettel sitzt im in Rennauto aus Mönchengladbach Probe
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Vettel sitzt im in Rennauto aus Mönchengladbach Probe

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Die Firmenflaggen flattern fröhlich im kühlen Frühjahrswind. Vor der Tür liegt ein roter Teppich. Auf Plakaten heißt es "Willkommen, Sebastian". Das steht auch auf überdimensionalen Winkefingern aus Schaumstoff, und Mitarbeiter der Santander-Bank tragen Ferrari-Westen. Es ist alles noch eine Spur röter als sonst in der Deutschland-Zentrale der Santander-Bank in Mönchengladbach.

Daran ist besagter Sebastian, Nachname Vettel, vierfacher Formel-1-Weltmeister und Ferraris Neuverpflichtung, schuld. Der Hesse stattet dem Sponsor eine Woche vor dem Start in die Formel-1-Saison eine Art Antrittsbesuch ab. Die Belegschaft begrüßt ihn mit freundlichem Beifall, und sie erlebt eine vorgezogene Mittagspause bei einer öffentlichen Medienkonferenz mit dem Motorsportstar.

Vettel fühlt sich unter Freunden, er lächelt häufig und gern, und er macht dem Sponsor, dessen Namenszug auf dem Heckflügel seines neuen Autos prangt, artige Komplimente. Santanders Vorstandsvorsitzender Ulrich Leuschner hat die Spitzenstellung seines Unternehmens in (selbstverständlich) rosigen Tönen geschildert. Und Vettel sagt: "Santander ist ein sehr, sehr guter Partner, er ist in vielen Bereichen die Nummer eins. Das ist natürlich auch der Anspruch bei uns im Team: Wieder an die Spitze zu kommen."

Dafür haben die Roten aus Maranello den Deutschen verpflichtet. Aber sie wollen ihm Zeit geben. 2018 möge er, bitte sehr, den Weltmeistertitel nach Italien holen, hat die Firmenzentrale von Ferrari erklärt. Das ist Vettel schon mal deutlich zu weit weg. "Ich will natürlich vorher Weltmeister werden", beteuert der 27-Jährige, "mein eigener Antrieb war immer größer als das, was von außen herangetragen wird."

Von ersten Erfolgen träumt er trotzdem nur verschämt. "Mercedes hat in der vergangenen Saison einen sehr, sehr großen Vorsprung gehabt", erklärt Ferraris neue Nummer eins, "die Favoritenrolle ist deshalb vergeben. Aber alle haben ein bisschen aufgeholt. Wir hoffen, dass wir uns bald als die Nummer zwei etablieren können." Die Hoffnung ist nach den Testläufen berechtigt. "Das Auto fühlt sich gut an", versichert der viermalige Champion. Ebenso wie sein großer Ferrari-Vorgänger Michael Schumacher ist Vettel bekannt dafür, sich in Rennwagen buchstäblich hineintasten zu können. In Gladbach hat er auch sein wesentliches Sinnesorgan verraten: "Mein Po. Der Hintern vermittelt die wichtigsten Eindrücke." Da lachen dann mal ausnahmsweise alle anderen.

Vettel lächelt weiter ausdauernd vom Podium auf seine Zuhörer herab. Grund für die gute Laune findet er nicht nur in Mönchengladbach, das ihm zumindest im Haus des Sponsors geradezu anhimmelt. Auch "was ich bei Ferrari gesehen habe, stimmt mich zuversichtlich". Dabei ist in Maranello doch einiges ganz anders als in Vettels nun zurückliegender Red-Bull-Welt. Der wichtigste Unterschied: "Es wird viel mehr mit den Händen gesprochen." Darüber hinaus stehen deutsche Fußballklubs nicht im höchsten Ansehen. Vettels große Liebe Eintracht Frankfurt spielt am neuen Arbeitsplatz daher keine größere Rolle. Und auch das noch: "Die Hessisch-Kenntnisse meiner Mechaniker halten sich in Grenzen", sagt Vettel. Er hat wirklich gute Laune.

Den anderen Vettel, den an jedem Detail arbeitenden Rennfahrer, der nicht so schnell zufrieden ist, haben die Ferrari-Mitarbeiter schon bei den Testfahrten erlebt. Er selbst hat dabei festgestellt, "dass es noch ein weiter Weg ist. Wir müssen ihn Schritt für Schritt gehen". Damit er auf diesem Weg nichts vergisst, hat er beständig sein Notizbuch dabei. Der Mann aus der Hightech-Welt Formel 1 ist also zumindest in dieser Hinsicht ein analoger, altmodischer Typ. "Das macht Sinn", erklärt Vettel, "wir müssen unsere Hausaufgaben machen."

Da ist er wie früher als Schüler. Aufmerksam, schnell und aufs Wesentliche konzentriert. Er war längst Teil des Rennzirkus, als er sein Abitur machte. "Hinten raus war es nicht so einfach", bekennt er, "da hatte ich die meisten Fehlstunden." Es reichte immerhin zu einem Notenschnitt von 2,8. Und als er 2008 als jüngster Fahrer aller Zeiten in Monza gewann, nannte sich das Heppenheimer Starkenburg-Gymnasium für ein paar Tage "Sebastian-Vettel-Gymnasium". Die Santander-Bank ist gestern nicht umbenannt worden. Vielleicht wird das noch.

(RP)
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