Wer ist der Größte der Formel 1? Sebastian Vettel: Fahrer-Olymp noch weit entfernt

Neu-Delhi · Sebastian Vettel kann sich am Sonntag zum mit Abstand jüngsten Vierfach-Champion der Geschichte aufschwingen. Doch für viele Experten haben seine Triumphe einen Makel.

Großer Preis von Indien 2013
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Wer ist der größte Rennfahrer der Geschichte? Ganz klar Michael Schumacher, sagen die einen. Der Rennroboter aus Kerpen hat die meisten Titel (sieben), die meisten Grand-Prix-Siege (91) und die meisten Pole Positions (68) geholt. Völliger Quatsch, sagen die anderen. Ayrton Senna war der Beste. Unübertroffen an Charisma und Talent, aber leider viel zu früh verstorben. Wieder andere sagen, Juan Manuel Fangio, Alain Prost oder Nigel Mansell seien unwiderstehlich gewesen. Ein Name jedoch wird bei der Antwort auf die Frage kaum genannt: Sebastian Vettel.

Dabei ist der erst 26 Jahre alte Heppenheimer kurz davor, sich zum mit Abstand jüngsten Vierfach-Champion der Formel-1-Historie aufzuschwingen. Vettel reicht dafür am kommenden Sonntag beim Grand Prix von Indien (10.30 Uhr) bereits ein fünfter Platz, um sich zum vierten Mal in Serie die WM-Krone aufzusetzen. "Schumi" war bei seinem vierten Titel bereits 32 Jahre alt, Prost stolze 38.

Doch der Legenden-Status wird Vettel deshalb noch nicht eingeräumt - der Fahrer-Olymp bleibt für den Blondschopf noch verschlossen. "Jede Zeit hat ihren eigenen außergewöhnlichen Fahrer, und Sebastians Leistungen sind derzeit zweifellos herausragend", sagte Schumacher zuletzt der FAZ: "Aber ich habe mich immer gegen Vergleiche gewehrt, und ich bleibe dabei, dass diese Vergleiche hinken." Bei einer Online-Befragung der englischen Zeitung The Telegraph nach dem besten Fahrer der Geschichte kam Vettel zuletzt nur auf Platz vier mit nicht einmal zehn Prozent der Stimmen, dafür aber klar vor Prost und Niki Lauda. Gewonnen hatte überraschend Vettels Dauerrivale Fernando Alonso (Ferrari) mit fast der Hälfte der Stimmen - dabei hat der Spanier "erst" zweimal den Titel gewinnen können.

Triumphe mit Makel?

Für viele Experten haben Vettels Triumphe einen Makel. Weil er einesin seiner beeindruckenden Karriere noch schuldig ist, heißt es in der Szene: Dass er einen Traditionsrennstall wie Ferrari oder Mercedes zu Ruhm führen kann. Nicht nur die Klasse von Vettel sei für die Seriensiege von Red Bull verantwortlich, sondern viel mehr die Künste von Adrian Newey am Reißbrett. Das Design-Genie aus England stelle dem Heppenheimer mithilfe der Millionen des Brausekonzerns einen nahezu unschlagbaren Wagen in die Garage - heißt es.

Alonso behauptet gern: "Wir fahren nicht gegen Vettel, wir fahren gegen Newey." Sky-Experte Marc Surer legte dem Hessen wegen der Mäkeleien deshalb schon einen Wechsel nahe: "Für ihn wäre in Zukunft ein Wechsel gut - dann wäre das Image, dass er nur in einem Red Bull gewinnen kann, endlich weg und auch die Pfiffe würden verstummen."

"Kompletter Schwachsinn"

Im Lager von Vettel hält man diese Diskussionen für aus der Luft geholt, die Steuerkünste von Vettel könnten nicht angezweifelt werden. Dass er nur mit Red Bull gewinnen könne, sei "kompletter Schwachsinn", sagte Peter Mücke, einst Vettels Förderer und Teamchef, dem SID: "Sebastian holt einfach alles aus dem Auto raus, das ist das perfekte Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine. So einfach ist das nicht. Sonst würde sein Teamkollege (Mark Webber, d. Red.) ja auch ab und zu mal ein Rennen gewinnen." Auch für Motorsportberater Helmut Marko hat sich Vettel seinen Status längst erarbeitet: "Sebastian besitzt eine unglaubliche mentale Stärke. Er konzentriert sich nur auf seine Aufgaben und ignoriert all die Blödheiten drum herum. Seine Leistung ist herausragend."

Vettel selbst zeigt sich von der Frage nach dem größten Fahrer der Geschichte gänzlich unbeeindruckt. "Es ist schade, wenn man zu sehr ans große Ganze denkt, weil man dann in Gefahr läuft, sich zu versteifen und den einzelnen Moment zu verpassen", sagt er. Vettel will einfach immer nur weiter gewinnen.

(sid)
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