Rekorde in der Formel 1 Sebastian Vettel lässt Michael Schumacher zittern

Düsseldorf · Sebastian Vettel demütigt mit seiner Dominanz die Konkurrenz. Der viermalige Weltmeister hat keine Gegner mehr – Vettel fährt nur noch gegen sich und Michael Schumacher.

Sebastian Vettel und Michael Schumacher im Vergleich
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Foto: dpa, Jens Büttner

Sebastian Vettel demütigt mit seiner Dominanz die Konkurrenz. Der viermalige Weltmeister hat keine Gegner mehr — Vettel fährt nur noch gegen sich und Michael Schumacher.

Sebastian Vettel hatte es nicht weit zur Party. Nach der nächsten Spazierfahrt in die Geschichtsbücher konnte der Weltmeister gemeinsam mit seinem Papa Norbert und Mama Heike die paar Meter von der Red-Bull-Box zu Fuß hinüber ins Luxushotel Yas schlendern. Der Prunkbau beherbergt acht Restaurants, die Fassade kann in verschiedenen Farben leuchten, die Möbel kommen aus dem Museum of Modern Art in New York, und es gibt vier Bars beziehungsweise Nachtklubs, in denen Vettel mit seinen Liebsten und dem Team Jägermeister-Red-Bull um die Wette trinken konnte. Schließlich gab es viel zu feiern.

Der mit Abstand jüngste Vierfach-Champion der Formel-1-Geschichte hört einfach nicht auf zu gewinnen, ist weiter gefräßig und lässt die Konkurrenz um Fernando Alonso und Co. wie kleine Schuljungen aussehen. "Beängstigend", nannte der Heppenheimer selbst die Abstände zum Rest des Feldes nach seinem siebten Sieg in Serie. "In der Formel Vettel kämpft man um Krümel", schrieb die italienische Zeitung Repubblica.

Sieben Siege in Folge innerhalb einer Saison waren vorher nur einem gewissen Michael Schumacher gelungen, der 2004 die ersten sieben Rennen gewonnen hatte. Insgesamt holte der Kerpener damals auf seinem Weg zu seinem siebten und letzten Titel 13 Siege. Diesen Rekord kann Vettel nach seinem elften Saisonsieg auch noch knacken, wenn er die beiden ausstehenden Rennen in Austin (USA, 17. November)
und beim Saisonfinale in Sao Paulo (Brasilien, 24. November) gewinnt.

Darauf angesprochen, schossen dem sonst so kühlen Vettel die Tränen in die Augen, seine Stimme stockte, der perfekt programmierte Rennroboter zeigte plötzlich Gefühle. "Als kleines Kind habe ich die Formel 1 geschaut und Michael bewundert - das ist ein sehr spezielles Gefühl", stammelte er, "das ist nur schwer zu begreifen."

Dominant, fehlerlos, gnadenlos

Schwer zu begreifen ist auch für die so genannte Konkurrenz, wie Überflieger Vettel ihnen scheinbar so spielerisch immer wieder davonfliegt. In Abu Dhabi hätte der Heppenheimer wohl auch mit drei Rädern am Wagen gewonnen, auf der Strecke ähnelt er immer mehr seinem einstigen Idol Schumacher: Dominant, fehlerlos, gnadenlos. Im aktuellen Jahrgang der Formel 1 scheint Vettel keine Gegner mehr zu haben, Alonso, Lewis Hamilton und die anderen sind nur noch Opfer in der großen Vettel-Show. "Er war auf seinem ganz eigenen Planeten unterwegs", sagte Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Und selbst Vettels Intimfeind und Teamkollege Mark Webber meinte: "Seb fährt in einer anderen Liga."

Dieser Ansicht sind vor allem auch die italienischen Gazetten. "Vettel ist unersättlich wie Schumacher. Perfekt, unangreifbar, unbesiebar", schrieb die Gazzetta dello Sport, der Corriere dello Sport schrieb vom "einsamen König Vettel".

Der alte und neue Weltmeister ist mittlerweile so gut, dass die eigentlich für die Ewigkeit aufgestellten Schumacher-Rekorde bedenklich anfangen zu wackeln. Schumacher gewann neben sieben Titeln 91 Rennen und startete 69-mal von der Pole. Vettel steht bei vier Titeln und hat nach seiner Gala-Vorstellung in der Wüste 37 Rennsiege sowie 43 Poles auf dem Konto - die besten Jahre als Rennfahrer hat "Super-Seb" aber noch vor sich. Schumacher hatte in diesem Alter "erst" zwei Titel, 19 Grand-Prix-Siege, zehn Poles gesammelt. Die Jagd ist für Vettel noch lange nicht vorbei. Mit "jedem Titel wird man auch erwachsener - und will natürlich mehr", sagte er dem Blick.

Bevor Vettel seine Rekordjagd fortsetzt, stehen jetzt erst einmal Händeschütteln und Danksagungen auf seinem Programm. Am Abend stand der obligatorische Besuch im Haus- und Hofsender Servus TV auf dem Programm, am Mittwoch geht es dann in die Fabrik nach Milton Keynes, wo sich Vettel für die geleistete Arbeit während der Saison erkenntlich zeigen will. Und die Bullen-Truppe sicher schon auf das nächste Jahr einschwören will.

Denn trotz aller Dominanz: Natürlich hoffen Alonso, Hamilton und Räikkönen Serien-Sieger Vettel im nächsten Jahr endlich schlagen zu können. Die Regeländerungen für 2014, wie die Einführung der Turbo-Motoren, sollen wieder etwas Spannung in die Formel 1 bringen. Doch Vettel ist ebenso auf einer Mission: Schumacher schlagen.

(sid)
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