Formel-1-Weltmeister Vettel: Mit Spaß in die Nacht von Singapur

Singapur · Den Spaß am Rennfahren hat sich Sebastian Vettel im Kart zurückgeholt, das alte Vertrauen in sein Arbeitsgerät soll ein neues Chassis bringen: Der Weltmeister reist mit guten Gefühlen zum spektakulären Nachtrennen nach Singapur, wo er zuletzt dreimal in Serie triumphierte. Sieg Nummer vier führt allerdings nur über die schier übermächtigen Silberpfeile - und den aufmüpfigen Teamkollegen.

 Sebastian Vettel bei seiner Ankunft in Singapur.

Sebastian Vettel bei seiner Ankunft in Singapur.

Foto: ap, WM

"Es ist eines der härtesten Rennen des Jahres. Es gibt keinen Platz für Fehler, und das Rennen scheint ewig zu dauern", sagt Vettel, für den die Hitze und die vielen Kurven die größten Herausforderungen auf dem 5,073 km langen Marina Bay Circuit sind.

Singapur liegt Vettel. "Es macht Spaß", sagt der Heppenheimer, auch wenn die Fahrer ordentlich "im Sitz durchgeschüttelt" werden. Damit sein RB10 möglichst perfekt auf dem Stadtkurs liegt, bekommt Vettel schon wieder ein neues Chassis.

"Das Chassis in Monza war ja ein gebrauchtes, das schon mal beim Testen in Silverstone verwendet wurde. Das diente eher dazu, um die Psyche zu beruhigen. Jetzt kommt aber ein ganz neues", sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko der "Sport Bild".

Auch wenn er in Italien wieder einmal seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo passieren lassen musste - für Vettel war Monza ein Fortschritt. "Es ging es schon etwas besser", sagte Vettel: "Es geht einfach darum, wie wohl man sich im Auto fühlt und wie gut man die Reifen nutzen kann."

Richtig wohl fühlt sich der viermalige Champion nach wie vor im Kart. Deshalb ging es nach Monza erst einmal an den Gardasee, wo Vettel nach Lust und Laune Gas geben konnte.

Das soll er auch im Rest der so enttäuschenden Saison bei Red Bull tun dürfen, zumindest, wenn es nach Teamchef Christian Horner geht. Der musste in Monza den vorwitzigen Ricciardo etwas einbremsen, als dieser offen von einer möglichen Stallorder zu seines Gunsten sprach.

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"Die nächsten Strecken sind perfekt für uns", hatte der Australier gesagt, "wenn wir noch einmal mit Mercedes um den Titel kämpfen können, bin ich sicher, dass die Entscheidung so sein wird."

Das sieht Horner ein bisschen anders. "Wir lassen sie fahren", sagte der Brite, "die Lücke zwischen Daniel und den Mercedes-Piloten ist enorm. Es macht überhaupt keinen Sinn für uns, da einzugreifen."

Ein wichtiges Signal für Vettel, der die verbleibenden Rennen auch dazu nutzen muss, verlorenen Boden innerhalb des Teams wieder gut zu machen. Denn trotz aller technischen Probleme beim 27-Jährigen und der oft unglücklichen Strategie-Auswahl musste Vettel im Laufe des letzten Monate eines lernen: Daniel Ricciardo ("Alles ist möglich") ist eine andere Hausnummer als sein Landsmann Mark Webber.

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Der "Aussie" ist nicht nur furchtbar schnell - mit seiner lockeren Art und dem Dauerlächeln fliegen ihm die Sympathien förmlich zu. Nicht wenige Insider unken, dass Ricciardo vielleicht viel besser als Gesicht von Red Bull taugt, dass die Tage des Heppenheimers beim Rennstall von Milliardär Dietrich Mateschittz gezählt sind.

In der "silly season" der Formel 1, wenn Gerüchte schneller aus dem Boden schießen als Pilze nach einem warmen Sommerregen, hat es auch Sebastian Vettel virtuell aufs Fahrerkarussell geschafft. Ferrari, klar, mit den roten Rennern geht immer was, dazu diesmal auch McLaren, wo Honda einsteigt und seine Fühler nach allen Welt- und Ex-Weltmeistern der Königsklasse auszustrecken scheint.

Realistisch betrachtet ergibt keiner dieser Wechsel wirklich Sinn. Sobald Red Bull und Renault Sebastian Vettel wieder einen wettbewerbsfähigen Boliden in die Box stellen, sollte sich die Konkurrenz warm anziehen. Selbst in Singapur.

(sid)
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