Testfahrten in der Formel 1 Vettel macht Ferrari Flügel

Düsseldorf · Die Testfahrten der Formel-1-Piloten im spanischen Jerez machen dem viermaligen Weltmeister Mut. Auch sein neuer Rennstall ist angetan von den Vorstellungen des deutschen Fahrers. Zuletzt waren bei Ferrari die Erfolge ausgeblieben.

Sebastian Vettel fährt mit Ferrari auch am zweiten Tag Bestzeit
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Vettel fährt auch am zweiten Tag Bestzeit

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Sportlich war 2014 ein verlorenes Jahr für Sebastian Vettel. Der viermalige Weltmeister blieb erstmals ohne einen Sieg, seit er 2008 für Toro Rosso seine erste komplette Saison in der Formel 1 bestritt. Und er stand sogar im Schatten seines Teamkollegen Daniel Ricciardo. Der Australier kam mit dem neuen Auto einfach besser zurecht. Dennoch habe er in der für ihn enttäuschenden Saison bei Red Bull viel gelernt, sagt Vettel — auch über sich selbst.

Wie für den Heppenheimer, so war auch für Ferrari die vergangene Saison enttäuschend, in diesem Fall mal wieder! Beim Bau des neuen Antriebsstranges lieferten die Italiener schlechtere Arbeit als Renault und vor allem als Mercedes ab. Das führte zu schlechten Ergebnissen. Vettel und Ferrari — zwei Frustrierte fanden jetzt zusammen und hoffen, gemeinsam an bessere Zeiten anknüpfen zu können.

"Man hat es mir leichtgemacht. Die Leute haben mich mit offenen Armen empfangen. Dass die Italiener sehr herzlich sind, kennen wir vom Italiener um die Ecke. So ist es auch beim Team", so beschreibt der 27-Jährige seine ersten Eindrücke vom neuen Team. Er betont aber auch, dass sehr hart gearbeitet werde. Die Erwartungen sind schließlich groß. Ferraris letzter WM-Sieg ist 33 Rennen her. Am 12. Mai 2013 gewann Fernando Alonso, Vettels gescheiterter Vorgänger, in Barcelona. Deshalb taten die ersten vier Testtage der gequälten Ferraristi-Seele gut. "Ferrari hat Flügel. Vettel ist von Beginn an super", schrieb der "Corriere dello Sport" voller Begeisterung. Der ehemalige Champion hatte an den beiden ersten Tagen im SF-15T jeweils die Bestzeit erzielt. Sein Teamkollege Kimi Räikkönen war danach einmal Schnellster und einmal Zweiter.

Da die Teams unterschiedliche Schwerpunkte setzten, Mercedes etwa nur die Zuverlässigkeit testete und nicht auf Zeitenjagd ging, hielt sich die Aussagekraft der Ergebnisse allerdings in Grenzen. Dennoch horchten die Konkurrenten auf. Nico Rosberg war beeindruckt, weil "es sehr schnell war". Eine Kampfansage erlaubt er sich trotzdem. Der WM-Zweite der abgelaufenen Saison glaubt, dass sein Landsmann "erneut häufig nur mein Rücklicht sieht". Rosberg ist wie sein Mercedes-Teamkollege und Weltmeister Lewis Hamilton erneut die heißeste Aktie an der Titelbörse.

Nach sechs Jahren bei Red Bull muss sich Vettel neu orientieren. Er wechselt in ein Team, das sich ebenfalls neu aufgestellt hat von der Führungsebene bis zu den Mechanikern. "Das Potenzial ist riesig", sagt der ehemalige Champion, "aber ich denke, dass man nicht zu viel erwarten sollte." Als Vettel in November 2014 nach Maranello kam, war das Auto so gut wie fertig. Michael Schumacher brauchte vier Jahre, bis er und die Scuderia für ihre Aufbauarbeit belohnt wurden und anschließend von 2000 bis 2004 die Formel 1 beherrschten.

"Du kannst in der Formel 1 keine Wunder vollbringen", betont Maurizio Arrivabene, Ferraris dritter Teamchef innerhalb von sieben Monaten. Zwei Siege aber sollten es dann doch sein in diesem Jahr. Für Vettel, der fleißig Italienisch paukt, der viele Stunden und Tage in Maranello zubringt und oft am Simulator übt, ist der Wechsel nicht nur eine Herausforderung. "Es ist eine Mission, und darauf freue ich mich", sagt er. Mal schauen, ob Vettel die Marke mit dem springenden Pferd wieder in altem Glanz erstrahlen lassen kann.

(RP)
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