Formel 1 Zwei Weltmeister fahren hinterher

Düsseldorf · Sebastian Vettel vom Team Red Bull und Ferrari-Pilot Fernando Alonso haben sich die aktuelle Formel-1-Saison vermutlich ganz anders vorgestellt. Bisher fahren sie nur hinterher.

 Sebastian Vettel und Fernando Alonso haben sich die Formel-1-Saison ganz anders vorgestellt.

Sebastian Vettel und Fernando Alonso haben sich die Formel-1-Saison ganz anders vorgestellt.

Foto: dpa, Valdrin Xhemaj

Sebastian Vettel und Fernando Alonso sind die erfolgreichsten Fahrer im Feld der 22 aktuellen Formel-1-Piloten. Am vergangenen Sonntag lieferten sie sich in Silverstone über mehrere Runden ein packendes Duell, jagten mitunter Rad an Rad bei Tempo 290 über den Asphalt. Dass sie dabei abwechselnd das vermeintliche Fehlverhalten des Rivalen per Boxenfunk kritisierten, gehört wohl zum Geschäft, machte aber auch bei den Rennkommissaren keinen Eindruck.

Red-Bull-Fahrer Vettel, Champion der zurückliegenden vier Jahre, und Ferrari-Star Alonso, Weltmeister 2005 und 2006, lieferten sich ein Duell, das für viele der Höhepunkt des Großen Preises von Großbritannien war. Aber weder der Heppenheimer noch der Spanier waren dabei, als Mercedesfahrer Lewis Hamilton für seinen Sieg ausgezeichnet wurde.

Die beiden Großen der Formel-1-Geschichte lieferten sich einen erbitterten Kampf. Doch es ging nicht - wie so oft in den zurückliegenden Jahren - um die Führung oder gar den Sieg, diesmal kämpften beide lediglich um Rang fünf! "Geschwindigkeit: 293 km/h. Gang: sieben. Risiko: hoch. Adrenalin: Maximum. Wahrscheinlichkeit, dass ich das wiederhole: gering", twitterte Alonso. Er genoss den Zweikampf. Auch Vettel hatte Spaß und bekannte: "Ich habe sehr viel Respekt vor ihm. Ich würde mich nicht mit vielen Fahrern trauen, so Rad an Rad zu fahren", sagte Vettel.

Bei allem Spaß überwiegt aber bei beiden Piloten in diesem Jahr der Frust. Alonso ist dies schon länger gewohnt. Im fünften Jahr fährt er für Ferrari, doch so weit weg wie in dieser Saison war er von seinem dritten WM-Titel nach 2005 und 2006 noch nie. Die Hoffnung, die "roten Renner" aus Maranello könnten nach der Änderung des Reglements an alte Erfolge anknüpfen, erfüllte sich nicht. Der Ferrari-Motor ist deutlich schwächer als das Mercedes-Triebwerk, und auch Red-Bull-Lieferant Renault braucht sich hinter den Italienern längst nicht mehr zu verstecken.

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Eine Erkenntnis, die dem ehrgeizigen Alonso gar nicht gefällt. Dass Kimi Räikkönen, der mit großen Erwartungen vom Lotus-Team zu Ferrari wechselte, noch weniger in Fahrt kommt, ist für ihn kein Trost. Der Finne, 2007 bislang letzter Weltmeister in einem Ferrari, hat gerade einmal 19 von maximal möglichen 225 Punkten gesammelt. Dabei war er verpflichtet worden, um als Nachfolger von Felipe Massa die Chancen auf den Gewinn der Konstrukteurs-WM zu erhöhen. Nun aber hat der zu Williams gewechselte Brasilianer, den Räikkönen am Sonntag bei seinem spektakulären Unfall kurz nach dem Start zur Aufgabe zwang, elf Zähler mehr.

Konnte sich Alonso, über dessen Wechsel nach dieser Saison zu McLaren heftig spekuliert wird, an entbehrungsreiche Zeiten gewöhnen, kommt die Durststrecke für Vettel völlig unerwartet. Daniel Ricciardo, wie einst Vettel aus dem Schwesterteam Toro Rosso befördert, kommt mit den neuen Anforderungen besser zurecht. 98:70 Punkte, 6:3 im Qualifying, 1:0 Siege, 4:2 Podestplätze - in keinem der fünf Rennen, in denen beide Red-Bull-Piloten ins Ziel kamen, lag Vettel vor dem 25-Jährigen. Der Australier ist für seinen zwei Jahre älteren Teamkollegen eine unerwartet harte Nuss.

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In der vergangenen Saison gewann Vettel die letzten neun Rennen. Nun wartet er seit neun Rennen auf einen Sieg. Und eine Ende dieser Negativserie ist nicht in Sicht. "Sebastian hat eine ganz besondere Art zu fahren. Wenn wir das Auto seinem Fahrstil anpassen können, dann ist es sehr effektiv. Wenn nicht, kann er es nicht nutzen", sagte Adrian Newey, der die Red-Bull-Autos konstruiert. Dafür nutzt Ricciardo derzeit seine Chance.

(RP)
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