Hamilton dominiert vor Vettel Ferrari kassiert Dämpfer und muss noch viel tüfteln

Düsseldorf · Fans und Experten hatten sich von den neuen Regeln in der Formel 1 mehr Spannung im Titelrennen versprochen. Lewis Hamilton schob sogar Sebastian Vettel die Favoritenrolle zu. Doch im freien Training fährt wieder einmal der Mercedes-Pilot alles in Grund und Boden.

Großer Preis von Australien: das freie Training
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Foto: ap, mdb

Neue Saison, neue Autos, neue Regeln — aber das alte Bild. Lewis Hamilton hat im freien Training zum Großen Preis von Australien in Melbourne das erste Ausrufezeichen gesetzt. Der dreimalige Weltmeister enteilte der Konkurrenz im Mercedes. Mit großem Abstand setzte er die Bestzeit. Sebastian Vettel, der im Ferrari immerhin Zweiter wurde, lag über eine halbe Sekunde hinter dem WM-Favoriten zurück.

Vettel zog nach den Einheiten auf der Rennstrecke im Albert Park ein ernüchtertes Fazit. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Wir waren immer realistisch", sagte der Heppenheimer. Hamilton und Vettel hatten sich vor dem Saison-Auftakt gegenseitig die Favoritenrolle zugeschoben. Bei den Testfahrten in Barcelona sah es so aus, als könnte Ferrari den Dominatoren von Mercedes in diesem Jahr auf die Pelle rücken. Ferrari habe das neue Aerodynamik-Reglement am besten verstanden und umgesetzt, unkten einige Experten.

Nun gab es den ersten Dämpfer für die Titelträume der Roten. Anstatt Hamilton unter Druck zu setzen, wurde Vettel zunächst von technischen Problemen mit der Überholhilfe DRS gebremst, ehe er im Training auf Touren, aber an die Zeiten von Hamilton dennoch nicht ansatzweise heran kam. "Wir arbeiten ganz ohne Panik weiter und konzentrieren uns auf uns selbst", versicherte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene.

Aus dem Training schon Schlüsse für die gesamte Saison zu ziehen, wäre natürlich verfrüht. Zum ersten Mal ernst wird es am Samstag im Qualifying, die ersten Punkte werden erst am Sonntag im Rennen verteilt. Doch Hamilton geht nun mit Rückenwind ins erste Rennen. Und als großer Favorit. "Es war zu 99 Prozent perfekt heute", sagte Hamilton: "Nach den schwierigen Testfahrten ist das Auto jetzt da, wo es sein sollte. Aber wir werden erst morgen sehen, wo wir wirklich stehen." Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff fügte an: "Wir hatten nach den Testfahrten einige Fragezeichen. Für das Team war das heute einer der besseren Freitage."

Das neue Regelwerk hat den 32-jährigen Briten offensichtlich zusätzlich angespornt. "Soweit ich weiß, hat noch nie ein Team nach Regeländerungen seinen Titel verteidigt. Wir wollen also etwas schaffen, was noch niemandem gelungen ist", sagte Hamilton und versicherte: "Ich glaube fest, dass mein Team dazu in der Lage ist."

Auf Vettel und die Scuderia wartet dagegen noch viel Arbeit. "Das Auto fühlt sich noch nicht so gut an, da können wir noch ein bisschen dran tüfteln und dann einen Satz nach vorn machen", sagte der 29-Jährige, der sich zumindest damit trösten kann, den zweiten Mercedes-Piloten Valtteri Bottas hinter sich gelassen zu haben. Auch das Red-Bull-Duo Daniel Ricciardo und Max Verstappen als Fünfter und Sechster lag klar hinter Vettel, dem ersten Hamilton-Verfolger. Doch das ist Ferrari nicht genug. Im dritten und letzten Vertragsjahr von Vettel will die Scuderia endlich wieder um den Titel mitfahren. "Ich will Sebastian glücklich sehen", sagte Arrivabene.

In den vergangenen drei Jahren stellte Mercedes jeweils den Sieger beim Auftaktrennen in Australien und am Ende der Saison auch den Weltmeister. Mit dem runderneuerten Silberpfeil war Hamilton am Freitag in 1:23,620 Minuten rund sechs Sekunden schneller als im Training des Vorjahres. "Lewis ist der absolute Favorit, das hat er unterstrichen", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

Renault-Neuzugang Nico Hülkenberg belegte Platz neun, sein neuer Teamkollege Jolyon Palmer sorgte mit dem ersten heftigen Unfall des Jahres für kurze Aufregung. Der Brite blieb nach seinem Crash in der Zielkurve aber unverletzt. Für den zu Sauber gewechselten Pascal Wehrlein reichte es nur zu Platz 18. Der Große Preis von Australien am Sonntag (7 Uhr MESZ) ist das erste von 20 Rennen in diesem Jahr. Ob es wie in den vergangenen Jahren ein Fingerzeig für die WM ist, wird sich zeigen.

(areh)
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