Formel 1 Ferrari trennt sich von Stefano Domenicali

Düsseldorf · Der 48-Jährige war seit 2008 für die Roten Renner aus Maranello verantwortlich. Sein Nachfolger ist der vier Jahre jüngere Mattiacci.

Stefano Domenicali: Ferrari trennt sich von Formel-1-Teamchef
Foto: AFP, AFP

Zweimal verpasste Stefano Domenicali nur knapp, was die motorsportverrückten Tifosi und sein Arbeitgeber in Maranello von ihm erwarteten. 2012 trennten Fernando Alonso lediglich drei Punkte von Weltmeister Sebastian Vettel. Zwei Jahre zuvor war der Red-Bull-Pilot bei seinem ersten Titelgewinn nur vier Zähler besser als der Spanier, der damals seine erste Saison für Ferrari absolvierte.

Seit gestern ist Domenicali nicht mehr Teamchef. Sein Nachfolger Marco Mattiacci (44) war zuletzt für Ferrari als Geschäftsführer in Nordamerika tätig. Seine Aufgabe, die Krise des Formel-1-Rennstalls zu meistern, ist nicht einfach. Zwei vierte Plätze sind die Topresultate in dieser Saison - eine für das Selbstverständnis der Ferraristi erschütternde Bilanz.

Dabei waren die Erwartungen und Hoffnungen vor Saisonbeginn groß. Red Bull, das seine Überlegenheit auch der Arbeitsresultate des Aerodynamik-Genies Adrian Newey verdankte, war durch das neue Reglement eingebremst worden. Durch die Einführung der neuen Hybrid-Turbomotoren lag der Fokus nun wieder stärker bei den Triebwerken.

Deren Bau gehört nach Ferrari-Überzeugung zur Kernkompetenz des Autobauers aus Maranello. Kimi Räikkönen wurde Teamkollege von Fernando Alonso. Nach eigener Einschätzung fuhr damit die beste Fahrerpaarung für Ferrari. In Italien reiften Träume.

Nach drei Saisonrennen ist die Realität ernüchternd. Firmenchef Luca di Montezemolo, schon durch die zurückliegenden Jahre leiderprobt, machte nach dem Lauf am 6. April in Bahrain seinem Ärger Luft. "Ferrari in diesem Zustand zu sehen, ist für mich ein Schmerz", sagte der 66-Jährige. Zuletzt stimmte wohl auch nicht mehr die Chemie mit Domenicali. Als Nachfolger von Jean Todt, der gemeinsam mit Michael Schumacher die erfolgreichste Ära Ferraris gestaltet hatte, hatte es der heute 48-Jährige allerdings auch von Beginn an nicht leicht.

Seit Räikkönens WM-Sieg (2007) wartet man in Maranello auf den Fahrertitel. Die 21 Jahre, die zwischen dem Triumph von Jody Scheckter (1979) und Michael Schumacher (2000) lagen, waren Prüfung genug für die geschundene Ferrari-Seele. Lediglich ein Erfolg bei den Konstrukteuren (2008) ist ebenfalls enttäuschend. Domenicali trat zurück, "im Bewusstsein, dass unser Team eine Wende braucht. Es ist Zeit für einen maßgeblichen Wandel. Mein Ziel ist es, wachzurütteln".

Der Ferrari lässt derzeit viele Wünsche offen. "Vor allem das Motorenteam muss viel Arbeit für einen Qualitätssprung leisten. Wir sind zu langsam auf den Geraden", kritisierte Präsident di Montezemolo. "Wir sind die Nummer fünf in der Konstrukteurs-WM. Die Wahrheit ist auch, dass dies die Leistungen sind, zu denen wir fähig sind", betonte Alonso. Der Spanier und Räikkönen erleben derzeit, wie abhängig ein Fahrer von seinem Auto ist.

Am kommenden Sonntag findet in Schanghai das nächste Rennen statt. Mercedes und die mit Motoren des Autobauers aus Stuttgart belieferten Teams Force India, Williams und McLaren liegen vor Ferrari. Red Bull bekommt seine Probleme allmählich in Griff. Auf Ferrari wartet viel Arbeit.

(RP)
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