Susie Wolff Eine Frau fordert Formel-1-Piloten heraus

Silverstone/Düsseldorf · Die Schottin Susie Wolff sitzt heute beim ersten Training zum WM-Lauf am Sonntag in Silverstone im Williams, in dem sonst der Finne Valtteri Bottas seine Runden dreht. Die 31-Jährige ist überzeugt, dass sie dem Team helfen kann.

Susie Wolff: die schnellste Frau in der Formel 1
9 Bilder

Das ist Susie Wolff

9 Bilder
Foto: afp, JL/ql

Auf die Frage ist Susie Wolff vorbereitet. Nein, sagt die Schottin, als PR-Gag fühle sie sich nicht. 22 Jahre nach Giovanna Amati sitzt wieder eine Frau im Cockpit eines Formel-1-Autos. Während die Italienerin dreimal in der damals noch üblichen Vorqualifikation scheiterte (sie wurde jeweils 30. und damit Letzte), darf die Schottin heute "nur" im ersten Training für den Grand Prix von Großbritannien (Sonntag, 14 Uhr MESZ/Live-Ticker) ans Steuer. Nicht wenige glauben, dass die 31-Jährige in Silverstone fahren darf, weil sie eine Frau ist und der Formel 1 - wenn auch nur kurzfristig - neue Schlagzeilen besorgt.

"Teamchef Frank Williams würde niemals jemanden in einen seiner Rennwagen setzen, an den er nicht glaubt", betont die Schottin im Interview mit der "FAZ". Seit 2012 gehört sie als Testfahrerin zum Team. Damals stand ihr Ehemann Toto Wolff noch beim britischen Rennstall in der Verantwortung. Erst kürzlich trennte er sich von seinen Williams-Aktien. Der Österreicher, der seit 2013 das Mercedes-Team leitet, sei mit ein Grund für Susies heutigen Auftritt, heißt es.

In diesem Jahr saß die Rennfahrerin, die von 2006 bis 2012 für Mercedes in der DTM fuhr, beim Testtag am 14. Mai in Barcelona im Auto. Sie durfte 55 Runden bzw. 256 Kilometer zurücklegen. Wolff übt auch im Simulator. Sie hat intensiv trainiert und fühlt sich fit. Sie ist überzeugt, in jeder Runde die Daten liefern zu können, die den Ingenieuren helfen, das Auto zu verbessern.

Blonde Haare, blaue Augen und ein attraktives Äußeres lassen sich natürlich gut verkaufen. Das weiß auch die Schottin, aber "wenn ich meinen Helm aufhabe und im Auto sitze, dann zählt nur meine Leistung". Die neuen Regeln spielten ihr in die Karten. Frauen haben rund ein Drittel weniger Muskelmasse. Da der Anpressdruck in den Kurven nun geringer ist, sinken auch die Anforderungen an die Nackenmuskulatur. Dazu gewinnt das Gewicht der Fahrer an Bedeutung. Ihr Williams-Teamkollege Felipe Massa, einer der leichtesten unter den 22 Formel-1-Piloten, wiegt 66 Kilo mit Rennanzug und Helm. Wolff bringt es auf 58 Kilo. Ein Gewichtsvorteil, der den Ingenieuren mehr Spielraum lässt für die Arbeit an der für den Erfolg wichtigen Balance des Rennwagens.

Wolff ist froh, dass man ihr heute diese Chance gibt. "Wenn das andere Frauen inspiriert, dann ist das natürlich eine tolle Sache", sagt sie. Doch der 31-Jährigen aus Oban an der Westküste Schottlands ist klar, dass sie nur Schranken öffnen kann, wenn sie auf diesem Niveau mit den Männern mithalten kann. Wenn die Leistung stimmt, dann wird vielleicht mal wahr, wovon Wolff derzeit noch träumt: "Ich will in der Startaufstellung stehen." In zwei Wochen in Hockenheim soll die Rennfahrerin erneut am Freitag im Cockpit sitzen. WM-Spitzenreiter Nico Rosberg ist gespannt. "Ich finde das toll. Ich werde ganz genau und mit Interesse zuschauen, wie sie sich schlägt", sagt der Mercedes-Fahrer. Auch seine Kollegen werden Susie Wolffs Auftritt beobachten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort