Formel-1-Weltmeister im Stress Vettel: "Die Story ist noch nicht zu Ende"

Sao Paulo/Düsseldorf · Für den Formel-1-Weltmeister beginnt der Stress jetzt erst richtig. Zwei Mal England, zwei Mal Österreich, so lautet Vettels Plan für die nächste Woche. Einen Auftritt in seiner Heimat hat er noch nicht angekündigt.

GP von Brasilien 2012: Vettel jubelt über WM-Titel
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Pflichttermin nennt man das wohl. Doch wenn sich Sebastian Vettel heute in Milton Keynes aufhält, macht er dies nicht nur, weil er muss, sondern weil ihm dieser Auftritt am Herzen liegt. In der englischen Stadt, rund 50 Kilometer von der Formel-1-Strecke in Silverstone entfernt, ist die Fabrik des Red-Bull-Teams. Dort wurden Ideen umgesetzt, Teile entwickelt und zu Autos zusammengebaut, mit denen Red Bull und Vettel seit 2010 die WM-Titel in der Konstrukteurs- und Fahrerwertung gewannen.

Vettel, der nach dem von ihm als "mein schwierigstes Rennen" bezeichneten Finale in Sao Paulo bis 3.30 Uhr früh im Klub Villa Max den auch glücklichen, aber verdienten Triumph feierte, hat einen engen Kontakt zu seinen Teammitgliedern. Und wie der Heppenheimer im Auto, so gehen diese für ihn ans Limit, wenn es sein muss, auch darüber hinaus. "Stell dir vor, du gehst ins Büro, und alle geben dir das Gefühl, ohne etwas zu sagen, dass dies gut wird. Das gibt dir Selbstvertrauen und Energie", betonte der 25-Jährige.

Zwar war nicht alles immer perfekt, aber letztlich doch gut genug, um nun seit drei Jahren ganz oben zu stehen. "Ich bin glücklich mit dem, was wir erreicht haben. Aber die Story ist noch nicht zu Ende", sagte Vettel — und dies dürfen seine Rivalen durchaus als Drohung verstehen. Da im kommenden Jahr die Regeln unverändert bleiben, dürften der dreimalige Champion und Red Bull erneut ein wichtiges Wort mitreden. Die vielen Millionen Euro, die der österreichische Milliardär Dietrich Mateschitz investierte, seit er 2005 den schwächelnden Jaguar-Rennstall kaufte, sind jedenfalls gut angelegt.

"Im Moment gibt es keinen Grund, mich nach einem anderen Team umzusehen", sagte Vettel, der sich freut, dass die Zahl der Red-Bull-Fans stetig wächst. "Natürlich können wir uns nicht mit Teams wie Ferrari, McLaren oder Mercedes vergleichen, die seit Ewigkeiten dabei sind. Aber immer mehr Leute kommen mit T-Shirts in Red-Bull-Farben an die Strecke und unterstützen uns. Das hilft viel", meinte Vettel, der eine imponierende Bilanz aufweist: 25 seiner 75 Rennen für Red Bull gewann er und stand dabei 45 Mal auf dem Siegerpodest.

Vettel bewies im chaotischen Saisonfinale, dass er auch unter widrigsten Bedingungen erstklassige Arbeit liefern kann. Dieses Jahr hat den Heppenheimer noch stärker gemacht, hat ihn wertvolle Erfahrungen sammeln lassen. "Ich weiß nicht, wie ich diese Gefühle in Worte fassen kann. So etwas hatte ich noch nie erlebt", erzählte er nach dem Rennen, in dem sein Teamchef Chris Horner nach eigener Aussage "um 15 Jahre" alterte und "maximalen Stress" erlebte.

Die in den vergangenen Wochen arg strapazierten Batterien aufladen, um wieder fit zu sein, wenn Anfang Februar die Testfahrten beginnen, ist oberstes Gebot. Doch noch kann sich Vettel nicht ins Privatleben zurückziehen. Am kommenden Samstag dreht er in Graz Demonstrationsrunden im Formel-1-Auto, am Sonntag ist er in London bei der Verleihung der Autosport Awards dabei und am Montag im Salzburger Hangar-7 bei der Talkrunde von Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz und dessen Sender Servus TV. Nicht auf dem Plan steht die Proklamation des deutschen Sportlers des Jahres am 16. Dezember in Baden-Baden. Dann ist Vettel mit dem seit Sonntag nun Ex-Formel-1-Piloten Michael Schumacher in Bangkok, wo beide den Nationen Cup beim Race of Champions gewinnen wollen.

(RP/can)
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