Düsseldorf Franz Beckenbauer wehrt sich

Düsseldorf · Zahlung von 5,5 Millionen Euro waren nicht die Vergütung für Arbeit im OK der WM 2006.

Es geht längst nicht mehr nur darum, welche Rolle einzelne Personen des deutschen Fußballs beim Kampf um die Ausrichtung der WM 2006 gespielt haben. Ihr Schweigen, ihre Mithilfe nur auf Druck durch neue Enthüllungen beschädigen die Sportart Fußball und die Protagonisten. Seit Montag wieder einmal im Mittelpunkt steht Franz Beckenbauer.

Er hat sich stets als Mann feiern lassen, der seine Arbeit als OK-Chef ehrenamtlich erledigte. Das stimmt auch - formaljuristisch. Der "Kaiser" kassierte jene vom "Spiegel" öffentlich gemachten 5,5 Millionen Euro nicht für seine Arbeit als WM-Macher, sondern als Werbe-Ikone des DFB-Partners Oddset. Die Summe sei, so Beckenbauers Anwälte, die erfolgsabhängige Beteiligung an den Einnahmen des DFB. Auch habe ihr Mandant den Betrag in seiner Wahlheimat Österreich sofort versteuert. Auch die nach einer Betriebsprüfung im Jahr 2010 vom DFB gezahlten knapp 1,2 Millionen Euro Abzugssteuer wurden von Beckenbauer im März 2011 erstattet, unmittelbar nachdem er davon erfahren hatte.

Der DFB beharrt darauf, dass die Modalitäten im Juli 2003 im Präsidialausschuss des OK-Aufsichtsrates beraten und beschlossen wurden. Es handele sich um einen Vertrag zwischen dem Deutschen Lotto- und Totoblock, der die Oddsetwette betreut, und dem WM-OK. Der damalige Bundesinnenminister Otto Schily, Mitglied des Präsidialausschusses, widerspricht. "Nach meiner Erinnerung wurden keine Beschlüsse über Zahlungen an Beckenbauer gefasst", erklärte er.

Laut DFB wurden damals zwei Bereiche festgelegt, in denen ein unentgeltliches Tätigwerden von Beckenbauer nicht erwartet werden konnte. Einmal Oddset und dann die Gewinnung von zwei nationalen Förderern, an der Beckenbauer maßgeblich beteiligt gewesen war und für die er marktübliche Vergütung erhalten sollte.

"Es ist an der Zeit, dass sich Sportverbände auch im Hinblick auf die Gehälter ihrer Spitzenfunktionäre transparenter zeigen. Der Deutsche Olympische Sportbund und der DFB könnten mit gutem Beispiel vorangehen und die Vergütungen ihres Führungspersonals - Präsidium, Direktorenebene - offenlegen", sagte Dagmar Freitag, Vorsitzende im Bundestags-Sportausschuss, unserer Redaktion. "Was die Geschehnisse rund um die WM 2006 betrifft, fügt sich langsam ein Puzzleteil zum nächsten. Herr Beckenbauer scheint eines davon zu sein, aber ich fürchte, dass noch etliche Teile fehlen, um ein vollständiges Bild zu erhalten", sagte die SPD-Politikerin.

"Das undurchsichtige Jonglieren mit Millionen vom DFB bis hin zur Fifa schadet dem Fußball massiv und erschüttert alle Fans", betonte der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Brand. Er will sich nicht an einer "Treibjagd" gegen Beckenbauer beteiligen, erwartet aber nach dessen Genesung von seiner OP wie "alle Fußballfans Aufklärung und Transparenz". Özcan Mutlu, sportpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, fordert von Beckenbauer Fakten, um weiteren Schaden vom deutschen Sport abzuwenden. "Ich erwarte vom Ehrenspielführer und ehemaligen Kapitän der Nationalmannschaft mehr Rückgrat. Ansonsten soll er den Titel des Ehrenspielführers abgeben", sagte er.

(RP)
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