Gegenpressing Früher schneite es nur im Winter

Eishockey im Fühsommer, gekühlte Fußballarenen in Katar und eine Schiedsrichterin in der Männer-Bundesliga. Nichts ist mehr, wie es einmal war.

In der guten alten Zeit, als unsereiner bajuwarische Haudegen wie Paule Ambros, Hans Rampf, Ernst Trautwein und Xaver Unsinn bewunderte, wurde die Deutsche Eishockey-Meisterschaft noch im richtigen Winter ausgetragen. Die Sieger hießen in der Regel EV Füssen, EC Bad Tölz oder SC Rießersee. Heutzutage treten die Vereine ab Herbst zunächst einmal gefühlt ein Dutzend Mal gegeneinander an, nur um zu ermitteln, welcher Club schließlich das erste Heimrecht hat, wenn es Ende des Winters richtig losgeht.

Und die Weltmeisterschaft endet einen Monat vor Sommeranfang, wenn man sich längst mit anderen Dingen beschäftigt, beispielsweise dem ersten Masters-Sieg des neuen Hamburger Tennishelden Alexander Zverev neulich beim Turnier in Rom.

Das große Ski-Idol Toni Sailer versilberte seinerzeit seine drei Olympischen Goldmedaillen von Cortina d'Ampezzo 1956 mit einer Schallplatte, auf der er die Sportfreunde mit diesem wunderschön tiefsinnigen Liedtext entzückte: "Immer wenn es schneit, schneit, schneit, hab ich keine Zeit, Zeit, Zeit - für ein Rendezvous, -vous, vous, für eine Rendevous."

Heute hätte er auch keine Zeit, wenn es nicht schneit. Dann gäbe es nämlich dennoch die weiße Pracht, aus Schneekanonen künstlich erzeugt. Soviel zu den sogenannten Wintersportarten, die längst nicht mehr wetterabhängig sind. Im Emirat Katar bekommen wir nun vor Augen geführt, wie man sich ebenfalls vom Klima unabhängig macht. In dem Wüstenstaat am Golf wurde vor wenigen Tagen das erste Stadion für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 eingeweiht. Es verfügt über ein ausgeklügeltes Kühlsystem, das die üblicherweise dort herrschende Hitze mildert und somit erträgliche Temperaturen für Spieler und Publikum herstellt. So prophezeien es zumindest die Ausrichter.

Aber es stehen auch ohne den Einfluss des Wetters beziehungsweise dessen Manipulation bemerkenswerte Veränderungen im Sport bevor. So gab der Deutsche Fußball-Bund unlängst bekannt, dass die Stars der Bundesliga ab der kommenden Saison erstmals nach der Pfeife einer resoluten Dame tanzen werden, die sich bereits bei den Kickern der Zweiten Liga und als vierte Offizielle im Oberhaus Respekt und einen Namen verschafft hat: Bibibana Steinhaus.

Mittlerweile spielen Frauen Fußball und Eishockey, fahren Bob, wuchten den Hammer durchs Stadion, stemmen Gewichte und tun noch einiges mehr, was früher dem anderen Geschlecht vorbehalten war. Folgerichtig wäre, dass Männer künftig im Wasserballett und in der Rhythmischen Sportgymnastik um Medaillen wetteifern, womit zumindest ein gewisses Äquivalent hergestellt wäre.

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(RP)
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