Fotos EM 2012: Die Trainer im Überblick
16 Trainer, ein Ziel: Bei der Europameisterschaft in der Ukraine und Polen wollen Jogi Löw und Co. ihre Teams zum Erfolg coachen. Ob das klappt, wird sich ab dem 8. Juni zeigen. Wer im Sommer am Spielfeldrand stehen wird, ist hingegen jetzt schon bekannt.
In seiner aktiven Laufbahn gehört er nicht zu den ganz großen Fußballern seines Landes. Doch bei der EM im eigenen Land möchte Franciszek Smuda Geschichte schreiben und sich ein Denkmal setzen. Seit dem 29. Oktober 2009 ist der gebürtige Oberschlesier Trainer der polnischen Nationalmannschaft. Smuda sprach von der Erfüllung eines Traumes, den er bei der EM vollenden will.
Sein Amtsantritt stand unter keinem günstigen Stern. Polen hatte gerade die Qualifikation für die WM 2010 verpasst. Inzwischen jedoch hat der EM-Gastgeber wieder eine schlagkräftige, junge Mannschaft, die erstmals in der Historie die K.o.-Phase erreichen kann. Mit akribischer Arbeit hat Smuda seinen Kader getestet und besonders die Defensivprobleme weitgehend korrigiert.
Seine Erfahrungen als Trainer resultieren aus insgesamt 20 Engagements bei Klubs in Deutschland, in der Türkei, auf Zypern und in Polen, ehe er den glücklosen Niederländer Leo Beenhakker beim Nationalteam ablöste. Die größten Erfolg auf der Trainerbank feierte Smuda mit insgesamt drei Meisterschaften mit Widzew Lodz und Wisla Krakau.
Fernando wer? Der Nachfolger von Otto Rehhagel sorgte bei seiner Vorstellung im Juli 2010 durchaus für Stirnrunzeln. Zwei Jahre später hat sich der international eher unbekannte Fernando Santos längst einen Namen gemacht. Der Portugiese marschierte mit Griechenland ungeschlagen durch die EM-Qualifikation und wurde schon vor dem Turnier mit einer Vertragsverlängerung bis zur WM 2014 belohnt.
Dabei hatte der 57-Jährige zuvor nur Vereinsmannschaften trainiert. Das allerdings mit Erfolg, nicht zuletzt in seiner zweiten Heimat Griechenland: Mit AEK Athen holte Santos 2002 den Pokal, zudem trainierte er die griechischen Traditionsklubs Panathinaikos Athen (2002-2003) und PAOK Thessaloniki (2007-2010). In seiner Heimat Portugal hatte er zuvor den FC Porto 1999 zur Meisterschaft sowie 2000 und 2001 zum Pokalsieg geführt.
Dick Advocaat war lange Zeit Russlands Fußball-Liebling. Doch nach der EM 2012 macht der 64-Jährige als Nationalcoach der "Sbornaja" Schluss – er kehrt zu seinem Ex-Klub PSV Eindhoven zurück.Zum Abschluss will er aber mit seiner Mannschaft an die Erfolge seines Vorgängers Guus Hiddink anknüpfen. Dieser hatte Russland 2008 in Österreich und der Schweiz immerhin ins EM-Halbfinale geführt.
Advocaat weiß, wie es geht: Schließlich führte er im selben Jahr Zenit St. Petersburg zum Uefa-Cup-Triumph. Er kennt die Befindlichkeiten der russischen Spieler, die immer schon technisch sehr gut ausgebildet waren, aber häufig taktisch gravierende Fehler machten und im entscheidenden Moment scheiterten. Advocaat will dies ändern.
Mit der Rolle des Außenseiters kann der Coach der Nationalmannschaft Tschechiens, Michal Bilek, gut leben. "Wir wissen, dass wir nicht zu den Top-Favoriten zählen", sagte der 47-Jährige vor dem Turnier in Polen und der Ukraine. Kein Wunder, denn von der goldenen Generation, die 1996 im EM-Finale in England mit 1:2 nach Golden Goal durch Oliver Bierhoff gegen Deutschland verloren hatte, ist niemand mehr übrig. Bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Südafrika fehlte Bilek mit den Tschechen nach der verpassten Qualifikation - umso mehr will er sein erstes großes Turnier nun zur Wiedergutmachung nutzen.
Seit 2006 ist Joachim Löw verantwortlicher Bundestrainer. Damals trat er die Nachfolge von Jürgen Klinsmann an. Bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine plant der 52-Jährige den großen Coup.
Zweiter bei der Europameisterschaft 2008, Dritter bei der WM 2010 - diesmal soll der ganz große Wurf gelingen. "Die Sehnsucht nach einem Titel ist bei uns allen so groß wie noch nie", sagt Löw vor der Europameisterschaft mit aller Deutlichkeit.
Löw steht für einen neuen deutschen Fußball-Stil. Deshalb kritisierte er unlängst auch einige Bundesligisten, die jährlich einige Male ihre Philosophie ändern würden. An die Trainer äußerte er zudem "den Wunsch, dass sie auch einen gewissen Mut haben, vorbehaltlos auf junge, gut ausgebildete Spieler zu setzen".
Hollands Bondscoach Bert van Marwijk ist den deutschen Fußballfans noch als Bundesliga-Trainer von Borussia Dortmund in Erinnerung. Beim deutschen Meister stand er von Juni 2004 bis Dezember 2006 an der Seitenlinie. Seinen größten Erfolg als Vereinscoach feierte der Niederländer aber als Trainer von Feyenoord Rotterdam mit dem Gewinn des UEFA-Pokals 2002 – gegen den BVB.
Van Marwijk, Schwiegervater des ehemaligen Bayern-Kapitäns Mark van Bommel, übernahm nach dem Viertelfinal-Aus der Elftal bei der EM 2008 den Posten des Nationaltrainers vom ehemaligen Weltklassestürmer Marco van Basten. Seitdem verlor das Team unter seiner Leitung von 46 Länderspielen nur vier.
Die bitterste Pleite kassierte das Oranje-Team im WM-Finale in Südafrika gegen Spanien (0:1 n.V.). Weitere Niederlagen gab es nur im bereits unbedeutenden letzten EM-Qualifikationsspiel 2011 gegen Schweden (2:3) sowie in Länderspielen 2008 gegen Australien (1:2) und zuletzt Mitte November in Hamburg gegen Deutschland (0:3). Der niederländische Verband KNVB honorierte den positiven Trend und verlängerte den Vertrag von van Marwijk im Dezember vorzeitig um gleich vier Jahre bis zur EM 2016 in Frankreich.
Eigentlich hatte Morten Olsen ja vor, sich nach der EM von seinen dänischen Landsleuten zu verabschieden. Doch dann schien ihm die Truppe, die er schon seit 2000 mit wechselndem Erfolg betreut, doch zu zukunftsträchtig. Im vergangenen Herbst verlängerte er seinen Vertrag mit der Dansk Boldspil-Union (DBU) bis 2014 - drei Wochen, nachdem er die Dänen beim sechsten Versuch zum vierten Mal (jeweils zweimal EM und WM) zu einem großen Turnier geführt hatte.
Dabei hatte Olsen, der einst den 1. FC Köln trainierte und dort auch noch als Profi spielte, durchaus reizvolle Alternativen zum Nationaltrainer-Dasein. Olsens ehemaliger Mitspieler Frank Arnesen wollte den 62-Jährigen noch vor einigen Monaten zum Hamburger SV holen. In Dänemark wird vor allem Olsens fairer Umgang mit den Spielern geschätzt, in seiner Heimatstadt Vordingborg ist nach dem schwerhörigen Hobby-Ornitologen die "Morten Olsens Alle" benannt.
In zwei Jahren könnte Olsen im Jahr seines Jubiläums abtreten: 2014 hat er Dänemark 30 Jahre als Spieler und Coach gedient. "Aber ein Nationaltrainer", sagt er, "kann leicht arbeiten bis er 70 ist."
Die Kampfansage von Paulo Bento dürfte auch in den Ohren der deutschen Fußball-Nationalspieler klingeln. "Wir werden jedes Spiel mit dem Ziel angehen, gewinnen zu wollen - egal wie der Gegner heißt", sagte der Trainer der portugiesischen Nationalmannschaft um Superstar Cristiano Ronaldo mit Blick auf das EM-Endrundenspiel am 9. Juni in Lwiw.
Der 42 Jahre alte Bento weiß, was es heißt, fast jedes Spiel gewinnen zu müssen. Als der 35-malige Nationalspieler das Nationalteam im September 2010 von Carlos Queiroz übernahm, war die EM-Qualifikation für die Portugiesen nach nur einem Punkt aus zwei Partien schon in weite Ferne gerückt. "Er hat dann die Wende geschafft und das Team umgekrempelt", sagte Ronaldo über den Neustart unter Bento.
Es braucht schon eine ganze Menge, um den "hombre tranquilo", den ruhigen Mann, zu einem Gefühlsausbruch zu bringen. Stets freundlich, stets besonnen - so kennt man Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque. "Das Schlimmste, was ein Trainer machen kann", lautet das Credo des dreifachen Familienvaters, "ist, im Überschwang zu handeln."
Seit 2008 domestiziert del Bosque die rote Furie - selbstverständlich immer mit dem nötigen Schuss Gelassenheit. 2010 führte er die iberische Kombiniermaschine so in Südafrika gleich bei seinem ersten Turnier zum WM-Triumph. Und auch bei der EM in Polen und der Ukraine will der 61-Jährige wieder jubeln - in aller Bescheidenheit natürlich.
"Wir geben uns nicht mit dem Erreichten zufrieden. Der Wunsch, erneut die Kräfte zu messen, ist in dieser Mannschaft präsent", sagte del Bosque dem kicker: "Der Wunsch nach dem Maximum muss in jedem drinstecken, und was das Maximum ist, wissen wir alle."
Europapokal der Landesmeister, Uefa-Cup, Weltpokal - Irlands Nationaltrainer Giovanni Trapattoni hat in seiner 30-jährigen Trainerkarriere so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Ins deutsche Fußball-Gedächtnis brannte er sich allerdings mit einer Aktion abseits des Platzes. Unvergessen ist bis heute sein Wutausbruch bei einer Pressekonferenz als Trainer von Bayern München am 10. März 1998. In seiner dreieinhalbminütigen Rede erreichte er mit Sprüchen wie "Was erlauben Strunz", "Haben gespielt schwach wie eine Flasche leer" und "Ich habe fertig" Kultstatus.
Auch die Iren liegen dem 72 Jahre alten italienischen Charismatiker, der einst auch den VfB Stuttgart trainierte, nach der erfolgreichen EM-Qualifikation zu Füßen. Dass ein Titel bei dem Turnier in Polen und der Ukraine jedoch einer Sensation gleichkommen würde, ist Trapattoni bewusst. "Ich bin nicht Gott, ich spreche nicht gut englisch, selbst italienisch nicht besonders, und ich mache viele Fehler", sagte Trapattoni: "Aber nach 30 Jahren im Fußball verstehe ich ein wenig von der Materie." Recht hat er.
Den kroatischen Medien stand er schon lange nicht mehr Rede und Antwort, dafür ist Nationalcoach Slaven Bilic ausländischen Journalisten gegenüber umso gesprächsbereiter. "Sehr reizvoll" und "alles ist offen" lauten dann immer seine Standardsätze, wenn er auf das angebliche Interesse eines deutschen, englischen oder türkischen Erstligisten angesprochen wird. Kein Zweifel: Trotz der zuletzt nach unten zeigenden Formkurve der kroatischen Nationalmannschaft ist ihr Trainer ein gefragter Mann.
"Ich konzentriere mich jetzt erst einmal nur auf die EM, alles andere wird man dann sehen", sagte der ehemalige Profi des Karlsruher SC. Es gilt aber als sicher, dass seine Zeit beim kroatischen Verband nach sechs Jahren im Sommer zu Ende geht. Zu sehr reizt Bilic die Herausforderung, bei einem Klub anzuheuern. "Ich bin wirklich daran interessiert, einen Verein zu übernehmen. Ich sehe mich eher als Klubtrainer", sagte Bilic.
Die Spieler werden ihn dann vermissen: "Wir haben den besten Trainer der Welt", sagte Kapitän Darijo Srna jüngst.
"Allenatore" Cesare Prandelli könnte ein Buch über seine Erfolge als Spieler schreiben - bei den Triumphen als Trainer bliebe die Seite leer. Kein Titel, was wahrscheinlich daran liegt, dass er in Italien die gehobene Mittelklasse trainierte: den AC Florenz, FC Parma, aber eben nicht AC Mailand, Inter oder Juventus Turin. Nun versucht er sich an der italienischen Nationalmannschaft.
Einen hervorragenden Ruf hat er sich aber bereits erworben. Zweimal wurde er sogar zum Trainer des Jahres gewählt, was ihm schließlich die Nachfolge des Weltmeistertrainers Marcello Lippi einbrachte. Diesem verpasste er schon bei der Vorstellung eine Ohrfeige, indem er erklärte, er werde "nur noch Spieler nominieren, die es auch verdient haben".
An diese Maßgabe hält er sich. Prandelli (54) ist ein Tüftler, der aber das Pech hat, keine Goldene Generation italienischer Fußballer vorzufinden - sondern deren Nachfolger, die lange keine Chance bekommen haben. Daraus muss er das Beste machen.
Norwegisch, Schwedisch, Japanisch, Deutsch und Italienisch - außerdem ein bisschen Koreanisch, Dänisch, Französisch und Finnisch: Die Sprachkenntnisse von Roy Hodgson sind bemerkenswert. Jetzt muss der 64-Jährige nur noch die richtige (An)Sprache für die englischen Nationalspieler finden. Keine leichte Aufgabe. Denn als Wunschkandidat galt Hodgson nach dem Rücktritt des Italieners Fabio Capello nicht gerade.
Die notwendige Erfahrung für ein großes Turnier bringt der Engländer aber mit. Seine Trainerkarriere dauert bereits über 35 Jahre. Hodgson arbeitete unter anderem in Schweden und in Dänemark, in Italien bei Inter Mailand und Udinese Calcio, er war Nationaltrainer der Schweiz, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Finnland.
Er ist so etwas wie der "Beckenbauer der Ukraine". Und deshalb konnte auch nur er würdig sein, die Ukraine zu einer Heim-EM zu führen: Oleg Blochin. Seinen Namen kennt in der Ukraine jedes Kind, er ist selbst in der ukrainischen Fußball-Hymne verankert. "Auf gehts Burschen, stürzen wirs runter - wir trinken auf Blochin", heißt es dort.
Zwei Europapokale gewann er, in beiden Finals traf er, 1975 wurde er Europas Fußballer des Jahres – insgesamt 19 Jahre hielt er Dynamo Kiew die Treue. Bei der einzigen Turnierteilnahme, der WM 2006, war Blochin Trainer der Ukraine, trat aber 2007 zurück. Im April 2011 kehrte der Fußball-Volksheld dann zurück: Schließlich ist nur er würdig, die "Mission Heim-EM" zu leiten.
Als 97-maliger französischer Nationalspieler hat der einstige Abwehrchef Laurent Blanc maßgeblich zu den großen Erfolgen der Equipe Tricolore rund um die Jahrtausendwende beigetragen. Als Trainer muss sich der mittlerweile 46-Jährige dagegen noch beweisen. Zwar trat er mit der Empfehlung des Titelgewinns in Frankreich 2009 mit Girondins Bordeaux die schwierige Nachfolge des umstrittenen Nationaltrainers Raymond Domenech an. Doch die große Frage ist, ob er die Zeit für einen Neuaufbau bekommt.
Nach zwei Niederlagen zum Amtsantritt ist Blanc mit Frankreich seit 18 Spielen ungeschlagen, musste bei der EM-Qualifikation allerdings bis zum letzten Spieltag zittern. Mit dem 2:1-Sieg beim Testspiel in Bremen gegen Titelanwärter Deutschland sorgte sein Team aber für einen Paukenschlag.
Blanc mahnte jedoch immer wieder Geduld an: "Du kannst die Qualität des Spiels oder der Mannschaft nicht im Supermarkt kaufen." Verbandschef Noel Le Graet will aber schnelle Erfolge und hat angeblich Arsene Wenger vom FC Arsenal schon als Nachfolger im Blick.
Es ist eine vertrauenerweckende Ausstrahlung, die Erik Hamren anhaftet. Das gutmütige Lächeln trägt dazu ebenso bei wie die positive Grundhaltung. Es sind Eigenschaften, die dem 54 Jahre alten Trainer der Schweden zweifelsohne geholfen haben, eine verunsicherte schwedische Mannschaft nach der verpassten WM-Qualifikation 2010 wieder aufzurichten und mit jungen Spielern und offensiver Ausrichtung zur diesjährigen Europameisterschaft zu führen.