Fotos EM 2012: Elf Gründe für eine gute deutsche EM
Vom Trainer über den Torwart bis zum Team hinter dem Team – Deutschland scheint gut gerüstet für ein erfolgreiches Turnier in Polen und der Ukraine. Gestern flog das Team nach Danzig. Dort soll es sich bestens vorbereiten, um den ersten großen Titel seit 1996 zu holen.
Der Trainer
Joachim Löw ist nach Punkten mit einem Schnitt von 2,21 bislang der erfolgreichste Fußball-Bundestrainer aller Zeiten. Und anders als alle Kollegen auf der Welt platzierte er sich bei den großen Turnieren mit seinem Team zuletzt immer unter den ersten drei. 2006 und 2010 wurde er Dritter der WM, 2008 Zweiter der EM. Eigentlich ist da jetzt wirklich mal ein Titel auch für ihn fällig.
Top-Kader
Auf den meisten Positionen ist Joachim Löws Aufgebot nicht nur mit einem guten Spieler, sondern mindestens doppelt besetzt. Der Coach kann aus dem Vollen schöpfen. Fast – denn Sorgen macht noch die Defensive. Sie muss sich rasch stabilisieren, damit Deutschland erneut ein großartiges Turnier spielen kann.
Offensivkraft
Nur die Niederlande (39) haben in der Qualifikation noch mehr Tore als die deutsche Mannschaft (34) erzielt. Darunter waren allerdings auch 16 Oranje-Treffer gegen den Fußballzwerg San Marino. Die Deutschen haben etliche torgefährliche Spieler. Da wartet auf gegnerische Abwehrketten Schwerstarbeit.
Miroslav Klose
Die aus Polen stammende, in Deutschland in Schwung gekommene und nun in Italien tätige Tormaschine sollte doch auch bei dieser Endrunde auf Hochtouren laufen. Schließlich ist der Ehrgeiz des 33-jährigen Angreifers, der 116 Mal für Deutschland gespielt hat, umso größer, als ihn mittlerweile nur noch fünf Treffer bis zum deutschen Länderspielrekord von Gerd "der Bomber der Nation" Müller trennen, der in seiner Länderspielkarriere 68 Tore schoss – in sagenhaften 62 Spielen.
Manuel Neuer
Notfalls zeigt der Münchner in einem Elfmeterschießen wieder seine Paradeform. Wenn dann auch Bastian Schweinsteiger und die anderen Kollegen auf den Punkt genau top sind, kann's doch klappen. Anders als beim FC Chelsea besteht Englands Mannschaft diesmal ja auch nur aus Engländern.
Der Drillmeister
Mark Verstegen (li.) ist wieder da, der durchtrainierte Mann mit dem Bürstenhaarschnitt. Bundestrainer Jürgen Klinsmann holte den Amerikaner vor acht Jahren zum DFB. Der Motivationskönig wird mit drei Fitnesskollegen die Spieler in Topform bringen.
Das Team hinter dem Team
Lukas Podolski hat im Trainingslager richtig geschwärmt, wie umsorgt die Nationalspieler sind. 33 Betreuer gehören zur großen DFB-Reisegruppe bei der EM, angefangen vom Bundestrainer über die Ärzte und den Koch bis hin zu den Bodyguards. Jogi Löws Männer wohnen nicht wie einst die 1974er-Weltmeister um Franz Beckenbauer in einer Sportschule (Malente, Kamen), sondern im luxuriösen Fünf-Sterne-Hotel Dwor Oliwski, und für ein umfangreiches Freizeitprogramm ist auch gesorgt. Dem Lagerkoller keine Chance!
Turniermannschaft
Von wenigen Ausnahmen abgesehen (etwa die Zeit des Rumpelfußballs um die Jahrtausendwende) konnten sich deutsche Teams bei einer WM oder EM steigern. 1982 und 1986 wurde die DFB-Auswahl gar Vizeweltmeister, obwohl sie spielerisch alles andere als glänzte.
Respekt der Gegner
Selbst Hollands Coach Bert van Marwijk musste nach dem 0:3 im Herbst anerkennen, dass die Deutschen nicht nur laufen und kämpfen, sondern auch richtig schön spielen können. Die Welt bewundert den Kombinationsfußball made in Germany. Das macht zwar nicht unbedingt Angst, aber Eindruck.
Trotzreaktion
Vor allem die Spieler des FC Bayern München, die in dieser Saison in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Champions League immer nur Zweiter wurden, wollen unbedingt endlich wieder eine Trophäe in ihren Händen halten. Und das gesamte Team möchte zeigen, dass 16 Jahre ohne einen EM- oder WM-Titel schon eine fürchterlich lange deutsche Fußball-Ewigkeit sind, die nun unbedingt zu Ende gehen soll.
Kein Berliner
Selbst wenn US-Präsident Barack Obama ein großer Fußballfan wäre, würde er trotzdem wohl nicht so schnell wie einst John F. Kennedy sagen: "Ich bin ein Berliner." Joachim Löw hat gut gewählt: Ein Abstiegsfußballer aus der Hauptstadt gehört nun wirklich nicht zu seiner Mannschaft. Und nicht einmal der Teammanager kommt aus Berlin. Kann da noch etwas schiefgehen?