Borussia Mönchengladbach Ter Stegens Albtraum

Borussia Mönchengladbach · Zuerst kassierte Borussias Torhüter fünf Treffer gegen den Schweiz – dann flog er aus dem deutschen EM-Kader. Für den 20-Jährigen ist es der erste große Rückschlag seiner Karriere.

 Ter Stegen fährt nicht mit zur EM.

Ter Stegen fährt nicht mit zur EM.

Foto: afp, PATRIK STOLLARZ

Zuerst kassierte Borussias Torhüter fünf Treffer gegen den Schweiz — dann flog er aus dem deutschen EM-Kader. Für den 20-Jährigen ist es der erste große Rückschlag seiner Karriere.

Am Ende waren fünf Gegentore wahrscheinlich einfach zu viel. "Ich habe das nicht extra gemacht, es passiert einfach", sagte Marc-André ter Stegen noch trotzig nach seinem so furchtbar verpatzten Nationalmannschafts-Debüt.

Ein 3:5 gegen die Schweiz, mindestens ein Gegentor verschuldet — eine bittere Pille. "Es war sicherlich nicht mein bester Tag", sagte der Borusse selbstkritisch. Keine zwei Tage später gab es dann den nächsten Nackenschlag. Der 20-Jährige flog aus dem deutschen EM-Kader. Die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, sie findet ohne ter Stegen statt.

Dabei hätte alles so schön sein können. Ter Stegen war der viertjüngste Nationalmannschafts-Debütant in der Borussia-Geschichte, nach Eike Immel sogar der zweitjüngste DFB-Torhüter überhaupt. Er war erst der fünfte gebürtige Gladbacher, der es in den DFB-Dress geschafft hatte. Doch am Ende zählen nur die anderen Fakten. Dass ter Stegen die meisten Gegentore eines deutschen Debütanten seit der Weltmeisterschaft 1954 kassierte zum Beispiel. Damals stand der beklagenswerte Heinrich Kwiatkowski zwischen den Pfosten und kassierte acht Stück beim 3:8 gegen Ungarn.

Ausgerechnet unter den Augen seines großen Vorbilds Oliver Kahn verpatzte ter Stegen seinen Auftritt. Und der "Titan" sparte nicht an Kritik, zum Beispiel nach dem zweiten Gegentor, als der Keeper irgendwo zwischen Tor- und Fünf-Meter-Linie kleben blieb. "Das sieht immer unglücklich aus", sagte Kahn. "Wenn er so im Halbfeld steht, hat er keine Chance." Innenverteidiger Mats Hummels, der mit seiner völlig indisponierten Leistung ter Stegen immer wieder in Verlegenheit gebracht hatte, versuchte sich in Aufmunterung. "Es ist eben so, dass ein Fehler des Torwarts sofort bestraft wird", sagte der Dortmunder. "Im Training sieht man aber, wie gut er ist."

Nicht nur dort — in 40 Bundesliga-Partien für Borussia hatte ter Stegen bislang nie mehr als zwei Tore kassiert. Und wer weiß, wie sehr sich ter Stegen Misserfolge zu Herzen nimmt, der konnte sich gut denken, mit welch versteinerter Miene der Gladbacher den Teamausflug am Sonntag zum Formel 1-Rennen nach Monaco über sich ergehen ließ.

Noch am Montag vor dem Abschlusstraining flog ter Stegen gemeinsam mit den anderen Ausgemusterten aus Frankreich zurück nach Hause. Er versuchte gleich, wieder nach vorne zu blicken. "Natürlich bin ich enttäuscht. Dennoch waren die Tage im Kreis der Nationalmannschaft für mich eine interessante Erfahrung", sagte ter Stegen. "Trotz der Niederlage gegen die Schweiz war mein Länderspiel-Debüt eine wichtige Station in meiner Karriere, und ich hoffe auch, dass ich bald wieder einmal eine Chance bekommen werde."

Das wird er mit Sicherheit.

(togr)
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