Vor der Fußball-EM Ukrainische Hotel-Mafia bringt Platini auf die Palme

Lwiw · Die Hotel-Mafia im Co-Gastgeberland Ukraine treibt bei der Euro 2012 die Zimmer-Preise in astronomische Höhen, am Donnerstag platzte Uefa-Präsident Michael Platini deshalb der Kragen.

Michel Platini: Weltklasse-Spielmacher, Ex-Uefa-Präsident
23 Bilder

Das ist Michel Platini

23 Bilder
Foto: AFP/AP, AP

Der Franzose geißelte die ukrainischen Hotelbesitzer wegen der explodierenden Kosten als "Betrüger und Ganoven". Hauptgrund für die horrenden Preise sollen nach einem Bericht von Spiegel online die offenbar zahlreichen Hotel-Übernahmen der "Luschniki"-Bande, ein für Auftragsmorde berüchtigtes Verbrechersyndikat, sein.

"Ich bin äußerst verärgert. Es nervt mich, dass wir große Investitionen getätigt haben und nun den Leuten sagen müssen, dass sie nicht in die Ukraine kommen können, weil Betrüger und Ganoven eine Menge Geld während der Euro machen wollen", sagte Platini: "Es kann nicht sein, dass die Zimmer-Preise zunächst von 40 auf 100 Euro steigen, die Übernachtungen dann aber vom einen auf den anderen Tag 500 Euro kosten."

Zuletzt hatte bereits Uefa-Generalsekretär David Taylor wegen der Hotelpreise die ukrainische Regierung indirekt zu verstärktem Handeln aufgefordert. "Natürlich kann die Uefa dieses Problem nicht selbst lösen. Wir unterhalten keine Hotels. Aber wir denken, dass es kein sehr gutes Bild abgibt, wenn versucht wird, so viel Profit wie möglich herauszuschlagen", sagte Taylor.

"Armut erzeugt Gier"

In der vergangenen Woche hatte der stellvertretende Ministerpräsident der Ukraine, Boris Kolesnikow, "akzeptable" Preise gefordert. "Armut erzeugt Gier. Wir haben unseren Hotels vor zehn Jahren die Schulden erlassen, um ihre Entwicklung zu fördern. Wir haben auf ihre Loyalität gezählt, aber sie erhöhten die Preise", sagte Kolesnikow. Die Regierung habe angeblich genug Macht, um den "Hunger" der Hotels wieder zu reduzieren. Doch danach sieht es derzeit nicht aus.

Die Ukraine war bereits von Fangruppierungen für die unverhältnismäßigen Preiserhöhungen kritisiert worden. So sollen in Einzelfällen für Zimmer, für die normalerweise höchstens 28 Euro verlangt werden, inzwischen bis zu 500 Euro veranschlagt worden sein. Und durch den zunehmend wachsenden Einfluss der Mafia scheinen den Preisen keine Grenzen mehr gesetzt sein.

Zimmer-Preise verdoppelt

Nach einem Bericht von Spiegel online ist vor wenigen Wochen bereits das Hotel Slawutitsch in Kiew von Maskierten mit Knüppeln unter die Kontrolle der "Luschniki"-Bande gebracht worden. In dem Hotel verprügelten die Angreifer Angestellte, ein Gast erlitt eine Schussverletzung. Die neuen Besitzer ließen anschließend ihren Vertrag mit dem deutschen Reiseveranstalter TUI platzen und verdoppelten eigenmächtig die Preise für die EM-Zimmer. Doch nicht nur das Hotel Slawutitsch, auch weitere Herbergen haben weniger als zwei Monate vor Turnierbeginn ihre Verträge mit TUI aufgelöst.

"Dutzende Hotels wollen höhere Preise durchsetzen, oder sie steigen aus", berichten TUI-Mitarbeiter in Kiew. Das wiederum erzürnt Platini: "Ich kann für die Ukraine nur hoffen, dass die Verträge der Hotels mit den Reiseanbietern respektiert werden. Ansonsten werden die Fans nicht in die Ukraine kommen", sagte Platini.

Die Euro 2012 findet vom 8. Juni bis 1. Juli in Polen und der Ukraine statt. Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet ihre Vorrundenspiele gegen Portugal, Vize-Weltmeister Niederlande und Dänemark alle in der Ukraine (Charkow und Lwiw).

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort