Paris Fußball im Schatten des Terrors

Paris · Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat das Testspiel in Frankreich mit 0:2 verloren. Das Spiel wurde von den Explosionen und Schießereien im Umfeld des Stadions und in der Stadt Paris überschattet.

Es gab an diesem Tag in Paris Dinge, die den Sport in den Hintergrund gerückt haben. Gegen Mittag war das Teamhotel Molitor nach einer Bombendrohung evakuiert worden. Die Mannschaft wartete im nahe gelegenen Tennisstadion Roland Garros, die Polizei suchte die Fünfsterne-Herberge mit Spürhunden ergebnislos ab. Nach zwei Stunden kam die Entwarnung, der Rummel war dennoch gewaltig. Am Abend kam es dann zu einer konkreten Bedrohungslage. Mehrere lautstarke Explosionen wurden zunächst als Böller gedeutet.

Schnell war leider klar, dass es nicht so harmlos war und es zu einer Schießerei mit mehreren Toten außerhalb des Stade de France gekommen war. Frankreich ereilte eine nationale Katastrophe. Das Ergebnis des Länderspiels zwischen Frankreich und Deutschland rückte so selbstredend in den Hintergrund: Die Hausherren setzten sich 2:0 durch. Die Zuschauer wurden nach dem Schlusspfiff vom Stadionsprecher über die schrecklichen Ereignisse in Kenntnis gesetzt.

"Wir sind in der Kabine informiert worden", sagte Bundestrainer Joachim Löw, "wir sind ratlos und wissen im Moment noch nicht, wie es weitergeht." Als nach 20 Spielminuten ein Knall im Stadion zu hören war, habe er sich gleich an die Bombendrohung im Hotel erinnert gefühlt, sagte er.

Joachim Löw wartete mit einer nicht oft vorgetragenen taktischen Ausrichtung auf. Gegen die Franzosen setzte der Bundestrainer auf ein 3-4-2-1-System. Sehr defensiv vorgetragen und mit einigen Unsicherheiten in der praktischen Umsetzung. Antonio Rüdiger, Mats Hummels und Jerome Boateng bildeten den Defensivverbund.

Der Dortmunder Matthias Ginter und der Kölner Jonas Hector, zuletzt noch auf den Außenpositionen in der Viererkette, agierten etwas vorgezogen, waren aber ebenfalls zumeist mit defensiven Aufgaben beschäftigt - herauskam so in großen Teilen der Partie eine Fünferkette. Als Matthias Ginter sich anschickte, etwas offensiver zu spielen, wurde er vom Münchner Torjäger Thomas Müller gleich wieder nach hinten beordert.

Viel entscheidender war allerdings, dass es der Weltmeister nicht vermochte, sich Zugriff auf das Mittelfeld zu verschaffen. Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira trabten recht orientierungslos auf dem nach Regenfällen tiefen Platz herum. Die beiden Auslandsprofis von Manchester United und Juventus Turin erreichten bei weitem nicht das Niveau, dass sie noch im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft ausgezeichnet hatte.

Die Franzosen haben nachhaltig in Erinnerung gerufen, warum sie zum engeren Kreis der Titelanwärter bei der Europameisterschaft im kommenden Jahr im eigenen Land gelten. Da ist eine sehr reife Mannschaft herangewachsen, die wenig gemein hat mit den Chaos-Truppen bei den vergangenen Großereignissen. Als Deutschland zumindest etwas mehr Drang in der Offensive entwickelte, machten die Franzosen den Führungstreffer durch Olivier Giroud.

Die deutsche Abwehr guckte recht bereitwillig zu, wie die Equipe Tricolore ihr Spiel durchzogen - ohne sich allzu sehr dagegen aufzubäumen. Löw hatte im Vorfeld die Partie gegen Frankreich zu einem richtungsweißenden Test heraufgeredet. Demnach dürfte er noch viel Arbeit vor sich haben.

In der Offensive vertraute er nach 14 Monaten wieder einmal auf Mario Gomez. Der Angreifer konnte einem Leid tun - denn das Spiel war absolut nicht auf ihr ausgerichtet. Immerhin konnte er sich eine Chance erarbeiten, die er recht zielsicher aber vergab.

Die Entscheidung fiel, als der eingewechselte Pierre-André Gignac in der Schlussphase mit einem Kopfballtreffer zum 2:0 erfolgreich war. Am Dienstag gibt es für die deutsche nationalmannschaft eine neue Chance, die taktischen Ideen auszuprobieren. Dann trifft Deutschland in hannover auf die Niederlande. Die Elf von Bondscoach Danny Blind hat sich erst gar nicht für die Europameisterschaft im kommenden Jahr qualifiziert.

(gic)
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