Kaiserslautern plant für Dritte Liga Absturz eines Traditionsvereins

Kaiserslautern · 1998 wurde der 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger Deutscher Meister. 20 Jahre später stehen die Roten Teufel ganz kurz vor ihrem ersten Abstieg in die Dritte Liga. Es ist das Ergebnis jahrelanger Fehlentwicklungen.

 Halil Altintop und der 1. FC Kaiserslautern stehen vor dem Absturz in die Dritte Liga

Halil Altintop und der 1. FC Kaiserslautern stehen vor dem Absturz in die Dritte Liga

Foto: dpa, ua fdt

Fast hätten die Roten Teufel bei ihrer Höllenfahrt das Sensations-Jubiläum mit in den Abgrund gerissen. Am 2. Mai 1998 gewann der 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger die deutsche Fußball-Meisterschaft - zum insgesamt vierten und auf unbestimmte Zeit auch letzten Mal. 20 Jahre später wird der Stolz der Pfalz mit großer Sicherheit erstmals in seiner ruhmreichen Geschichte in die 3. Liga absteigen - zum Glück ein paar Tage vor oder nach dem Jahrestag.

An die Rettung glaubt beim FCK vor dem Spiel am Freitag bei Arminia Bielefeld (18.30 Uhr/Sky) so gut wie niemand mehr. "Gefühlt sind wir ja seit vier Monaten abgestiegen. Es war klar, dass diese Situation kommt", sagte Trainer Michael Frontzeck am Mittwoch: "Für das Spiel in Bielefeld möchte ich das so weit wie möglich ausblenden."

Sollte das Zweitliga-Schlusslicht in Ostwestfalen nicht gewinnen, wäre der Absturz als Ergebnis einer jahrzehntelangen Fehlentwicklung in nahezu allen Bereich des Klubs perfekt. Aber auch bei einem Sieg ist der Gang in die 3. Liga für den Verein der fünf Weltmeister von 1954 um Kapitän Fritz Walter wohl nur noch eine Frage von Tagen.

Das wissen auch die Verantwortlichen, die nach den zahlreichen Beben am Betzenberg in der Vergangenheit zum Großteil erst seit ein paar Monaten im Amt sind. Deshalb planen Vorstandsboss Michael Klatt, Sportvorstand Martin Bader, Aufsichtsratsboss Patrick Banf, Sportdirektor Boris Notzon und Frontzeck längst die kommende Saison in den ungewohnten Niederungen - mit einem auf fünf Millionen Euro halbierten Etat.

1. FC Kaiserslautern - Dynamo Dresden: Bilder des Spiels
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Das wichtigste Signal kam in der vergangenen Woche vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der FCK erhält die Lizenz für die 3. Liga - wenn auch nur unter Auflagen und Bedingungen. Dennoch gilt das bereits als Erfolg. Dem chronisch klammen Klub drohte bis zuletzt die Regionalliga. Nur durch das Entgegenkommen der Stadt, die der umstrittenen Reduzierung der Stadionmiete von 3,2 Millionen Euro pro Jahr auf 425.000 Euro auf Kosten der Steuerzahler zustimmte, können die Pfälzer die 3. Liga vielleicht stemmen.

"Die erhaltenen Auflagen und Bedingungen sind ihm Rahmen dessen, was wir erwartet haben. Hierauf sind wir vorbereitet und werden unsere Pläne weiter umsetzen", sagte Klatt. Konkret fehlen dem zweimaligen Pokalsieger noch Sponsorengelder. Die Chefetage geht davon aus,die nötigen Abschlüsse hinzubekommen.

"Der DFB will Sponsorenverträge sehen. Die müssen jetzt noch verhandelt werden", äußerte Bader im SWR: "Mit den wichtigen Partnern müssen Verträge für die 3. Liga geschlossen werden. Die Signale sind klar." Auch Banf ist optimistisch. "Weil wir ordentlich gearbeitet haben, sind wir selbstbewusst und sagen, dass wir die Auflagen erfüllen können", sagte der neue starke Mann: "Wir müssen alle gemeinsam die Aufgabe annehmen, wenn es so kommt."

Das hat Notzon mit Blick auf den Kader bereits getan. Obwohl nur drei aktuelle Verträge für die 3. Liga gelten, soll in der kommenden Saison eine schlagkräftige Truppe auf dem Platz stehen. "Wir sind mit vielen Spielern in Kontakt", sagte der Sportchef: "Bei vielen Personalien sind wir sehr weit. Jetzt müssen wir Entscheidungen fällen."

Die wichtigste Entscheidung für die Zukunft des Klubs soll am 3. Juni fallen. Dann stimmen die Mitglieder über den Plan zur Ausgliederung des Profibereichs ab. Laut den Bossen würde nur die Zustimmung Hoffnung auf bessere Zeiten machen. Zeiten, wie sie am 8. September beim Benefizspiel unter dem Motto "Heimkehr der Helden - 20 Jahre das Wunder vom Betze" noch einmal gefeiert werden.

(sid)
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