Aufsteiger siegt 2:1 auf Schalke Ujah bewahrt Köln vor Adventsdepression

Gelsenkirchen · Der Stürmer erzielt beim 2:1-Sieg auf Schalke einen Treffer und holt einen Strafstoß heraus.

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Schalke - Köln

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Matthias Lehmann und Kevin Vogt brüllten auf Anthony Ujah ein, bis ihnen die Halsschlagadern schwollen. Die beiden defensiven Mittelfeldspieler, zwei Wortführer des 1. FC Köln, gestikulierten wild und wuschen Anthony Ujah nach allen Regeln der Fußballerkunst den Kopf.

Doch was hatte der arme Kerl gemacht? Nichts. Genau das war das Problem. Während sich neun Kölner Feldspieler aufopferungsvoll gegen die Schalker Schlussoffensive stemmten, um die 2:1-Führung über die Runden zu bringen, lungerte der einzige Stürmer in Erwartung einer Kontermöglichkeit an der Mittellinie herum.

Nun kann man sich darüber streiten, ob es taktisch sinnvoll ist, zur Entlastung einen Mann weit vor den Abwehrverbund zu stellen. Mannschaftshygienisch tut sich ein Stürmer aber keinen Gefallen damit, wenn er sich so auffällig um die Drecksarbeit drückt und nur auf dem frisch gepflücktem Lorbeer ausruht.

Als die "Schlacht" (Lehmann) ein paar Minuten später mit dem Sieg des zuletzt etwas aus der Spur geratenen Aufsteigers gegen den Champions-League-Achtelfinalisten zu Ende gegangenen war, hatten sich Lehmann und Vogt wieder beruhigt.

Erster Sieg nach 21 Jahren

Der Nigerianer Ujah durfte sich als entscheidender Mann feiern lassen. Er hatte den FC vor einer adventlichen Depression bewahrt, die mit der vierten Niederlagen eingesetzt und in den beiden ausstehenden Partien gegen den FSV Mainz (Ujahs Ex-Klub) und beim VfL Wolfsburg bedrohliche Züge hätte annehmen können. Nach 21 Jahren hatten die Kölner erstmals wieder auf Schalke gewonnen. 13 ihrer 18 Punkte haben sie auf fremden Plätzen geholt, sie sind bestes Auswärtsteam hinter den Bayern. Für die Gelsenkirchener war es die erste Heimniederlage seit April.

Nach einem eines Weltmeisters unwürdigen Fehlpasses von Benedikt Höwedes genau in die Route des lauffreudigen Yannick Gerhardt - mit mehr als 13 Kilometern der ausdauerndste Mann des kühlen Nachmittags - hatte der für Ujah serviert. 46. Minute, erster Torschuss für Köln, erstes Tor. Das Spiel war auf den Kopf gestellt, nachdem die Schalker im ersten Abschnitt hoch überlegen, im Strafraum aber nicht zwingend gewesen waren. Ein Traumpass auf Dusan Svento und ein beherzter Vorstoß in den "Sechzehner", den Höwedes nur mit einem Griff ins Trikot stoppen konnte, waren Ujahs folgende Großtaten. Lehmann verwandelte den Strafstoß. Die trägen und uninspirierten Schalker verkürzten nur noch durch einen Kopfball von Leroy Sane (Sohn des ehemaligen Bundesligaprofis Sammy Sane).

"Es hat relativ wenige gegeben, die ihm das zugetraut haben. Er arbeitet permanent an sich und versucht sich weiterzuentwickeln", sagte Trainer Peter Stöger. Ujah ("Ich erlebe die beste Zeit meiner Karriere") füllt in Abwesenheit des dauerverletzten Patrick Helmes die Rolle des einzigen Stürmers mit großem Eifer und erstaunlichem Erfolg aus. In seinem dritten Kölner Jahr hat der 24-jährige Afrikaner seine Laufwege verbessert und seine Effektivität im Abschluss erhöht. Stöger sieht mit Wohlgefallen, wie das Selbstvertrauen des Angreifers wächst.

Die Rolle des Bremsers übernimmt Sportvorstand Jörg Schmadtke gern - ganz im Lehmann-Vogt'schen Sinne. Überdosen Streicheleinheiten sind seine Sache nicht. Dass Ujah zu Beginn der Partie eigensinnig aufs Tor zog, statt den besser postierten Svento links neben ihm zu bedienen, stellte Schmadtke ins Zentrum seiner Betrachtung. "Er muss noch eine Mange lernen", sagte Schmadtke.

Seine Gelsenkichener Angreifer-Kollegen stach Ujah klar aus. Klaas-Jan Huntelaar bekam überhaupt keinen Zugriff auf die Partie. Der Kameruner Eric Maxim Choupo-Moting zeigte insbesondere im ersten Abschnitt seine Qualitäten, tauchte aber ab, als die Schalker insgesamt abbauten.

(RP)
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