Interview mit Dominique Heintz "So alt ist unser Trainer auch noch nicht"

Köln · Heute ist für den 1. FC Köln in doppelter Hinsicht ein wichtiger Tag. Erst steht die Gruppenauslosung der Europa League an, dann das erste Saisonheimspiel gegen den Hamburger SV. Innenverteidiger Dominique Heintz sieht den "Effzeh" gewappnet.

 Dominique Heintz im FC-Trikot.

Dominique Heintz im FC-Trikot.

Foto: imago

Lächelnd kommt Dominique Heintz in den Raum. Der 24-jährige Pfälzer ist eine Frohnatur, das bestätigen alle rund ums Geißbockheim. Sein Lachen weicht nach eigener Aussage nur, wenn er am TV mit seinen Ex-Kollegen vom Zweitligisten Kaiserslautern leidet. Für ihn und seinen 1. FC Köln läuft es eine Etage höher weitaus besser.

Herr Heintz, ich habe mich vor unserem Treffen mit FC-Fans aus meinem Bekanntenkreis unterhalten. Alle gaben mir den Auftrag mit: Frag ihn doch bitte mal, warum er immer so gebückt läuft während des Spiels?

Heintz (lacht) Ich werde öfter darauf angesprochen. Das ist einfach mein Laufstil. Ich bin schnell gewachsen und ich fühle mich in dieser Haltung wohl. Ich achte gar nicht mehr darauf. So lange es keinen negativen Einfluss auf mein Spiel hat, ist das okay so. Ich glaube die Leute würden auch komisch gucken, wenn der Heintzi jetzt plötzlich ganz gerade laufen würde. Vielleicht ist es gar nicht schlecht, so bleibt man in Erinnerung.

Nervt es Sie also nicht, darauf angesprochen zu werden?

Heintz Die Fans meinen das ja nicht böse. Sie wissen, dass ich alles gebe. Mit meiner Haltung sieht man ja auch, dass ich eine gute Körperspannung habe und mich voll reinhaue.

Spielen Sie Fußball an der Konsole?

Heintz Ich bin kein großer Zocker, aber Fifa spiele ich schon. Da gibt es online und im Trainingslager ein paar schöne Duelle. Meistens wenn das Wetter schlecht ist.

Welche potenziellen Gegner für die Gruppenphase der Europa League haben Sie denn an der Konsole mit dem Effezh schon geschlagen?

Heintz (lacht) Das haben wir wirklich noch nicht gemacht. Ich bin froh, wenn am Freitag endlich die Auslosung vorbei ist. Dann müssen wir nicht mehr die Fragen nach unseren Wunschgegnern beantworten.

Also dann davor aber noch einmal: Wen wünschen Sie sich denn?

Heintz Es ist egal, wohin die Reise geht. Europa League ist Europa League, egal gegen welchen Gegner. Wir wollen so weit wie möglich kommen, aber für uns ist die Bundesliga das wichtigste. Die Europa League nehmen wir als Zubrot gerne mit.

Das hört sich fast danach an, als würde das Thema Europapokal nerven. . .

Heintz Nein, auf keinen Fall. Aber wir werden seit Wochen auf unsere Wünsche angesprochen. Wir sind froh, wenn die Gruppenphase Schwarz auf Weiß feststeht. Aber noch mal: Wir haben mit der Mannschaft besprochen, dass die Europa League erst in den Fokus rückt, wenn im September das erste Spiel ansteht. Und danach muss sich schnell wieder auf die Liga konzentriert werden. Wir wissen, was unser täglich Brot ist.

Ist der Plan also, die Europapokalspiele nur als Stimmungsheber für die Liga zu sehen?

Heintz Die Europa League wird uns nicht negativ beeinflussen, im Gegenteil. Es ist vielleicht nicht einfach, wenn du am Donnerstag eine Niederlage einsteckst und am Sonntag nach Dortmund musst. Aber das müssen wir annehmen. Und wenn du donnerstags gewinnst, kann das Kräfte für die Liga freisetzen.

Es gibt aber auch zahlreiche Negativbeispiele was die Dreifachbelastung angeht. Spielt das im Kopf eine Rolle?

Heintz Ich beschäftige mich nicht damit. Wir sind eine ganz andere Mannschaft. Ich kenne unsere Mannschaft. Wir kämpfen immer bis zum Schluss, wie in Gladbach am Sonntag. Wir müssen einfach immer wieder den Schalter umlegen. Wir müssen immer konzentriert bleiben. Und dazu brauchen wir alle Mann, der gesamte Kader wird wichtig sein. Es ist unser Ziel, dass wir eine sorgenfreie Saison spielen werden.

Sie sprechen auch den Teamgeist an, der beim FC immer wieder gelobt wird. Wurde der gut über die Sommerpause getragen?

Heintz Er hat sich nicht groß verändert. Wenn dann, wird er noch besser. Solch ein Erfolgserlebnis wie am letzten Spieltag und die anschließende Party schweißt natürlich noch mal enger zusammen. Die Zugänge wurden gut aufgenommen, mit der Sprache hapert es noch ab und an, aber die Jungs machen da große Fortschritte. Und auf dem Platz gibt es ohnehin nur die Fußball-Sprache und die verstehen alle.

Wie sieht es bei Peter Stöger aus? Nach dem letzten Spieltag hat er davon gesprochen, dass er sich gar nicht so richtig freuen konnte.

Heintz Wir wissen schon, wie er das gemeint hat. Innerlich wird er sich sehr gefreut haben. In der Kabine hat er das auch gesagt. Der Druck war natürlich über einen langen Zeitraum groß. Überall stand die Frage im Raum: ,Packt es der FC, in den Europapokal zu kommen? Wenn nicht jetzt, wann dann?' Ist doch klar, dass das einen Trainer, der sich immer vor seine Mannschaft stellt und den Druck auf sich nimmt, viel Kraft kostet. Wenn man ihn jetzt noch mal fragen würde, wäre die Antwort bestimmt eine andere.

Peter Stöger hat sich also nicht verändert?

Heintz Nein. Er bereitet uns richtig gut vor. Er weiß, dass es einen Wettbewerb mehr gibt, und schwört uns darauf ein. Er ist der gleiche Trainer, der er war, als ich vor zwei Jahren gekommen bin.

Momentan gibt es einen Trend zu jüngeren Trainern. Was halten Sie davon?

Heintz So alt ist unser Trainer auch noch nicht. (Peter Stöger ist 51, Anm. d. Red.). Ich würde ihn zu den jungen zählen. Er bringt einen jungen, modernen Stil bei uns rein. Er war früher Profi und weiß genau, wie wir Spieler ticken und wie er mit uns umgehen muss. Das zeichnet einen guten Trainer aus. Zudem ist er sehr menschlich, das ist ein großer Vorteil. Es fällt einem leicht, alles für so einen Trainer zu geben.

Stöger setzt auf viel Selbstverantwortung. Ist die lange Leine wichtig?

Heintz Ich würde nicht sagen, dass er uns an der langen Leine führt. Er hat eine gute Mischung. Mal nimmt er uns ran, mal gibt er uns Raum. Die Mannschaft weiß genau, wie weit sie gehen kann. Er macht das richtig gut.

Im Sommer gab es das große Modeste-Theater. Wie nimmt ein Spieler das wahr, wenn er am Pool liegt?

Heintz Klar hat man das mitbekommen. Tony war ein wichtiger Spieler für uns, hat viele Tore gemacht. Das wissen wir und wir hätten uns gefreut, wenn er geblieben wäre. Aber wir haben neue Spieler bekommen und immer wieder gezeigt, dass wir Abgänge ersetzen können. Das wird uns dieses Jahr auch wieder gelingen. Tony hat einen tollen Job gemacht und wir wünschen ihm alles Gute in China.

Modeste ist weg, Jonas Hector ist trotz großer Begehrlichkeiten anderer Klubs noch da. Haben Sie ihn lieber links neben sich als Außenverteidiger oder vor Ihnen im Mittelfeld?

Heintz (lacht) Das ist schwer zu sagen. Das muss der Trainer entscheiden. Jonas kann beides gut spielen. Er könnte auch noch linkes Mittelfeld spielen. Wir sind alle sehr flexibel. Wir können auch ohne Auswechslung während dem Spiel die Taktik ändern. Das zeichnet uns aus.

Ist die Flexibilität die größte Stärke des Teams?

Heintz Ja, und der Teamgeist. Wir rennen füreinander, bügeln unsere Fehler gegenseitig aus.

Jones Hector war in Russland im Sommer, hat den Confed Cup geholt. Sie haben Ihr letztes Spiel für die deutsche U21 im Juni 2015 gemacht. Finden Sie es schade, dass seitdem nichts mehr kam?

Heintz Erstmal freue ich mich für Jonas und Lukas Klünter, der ja mit dem DFB die U21-EM gewonnen hat. Das bringt gute Stimmung in die Mannschaft. Klar will man da oben ankommen. Ich weiß aber auch, dass auf den Positionen hohe Qualität vorherrscht. Gut, es gibt nicht so viele Linksfüßer, das ist vielleicht etwas, was für mich spricht. Aber meine Aufgabe ist der Effzeh. Vielleicht fehlen mir ja noch die internationalen Einsätze. Die kommen ja jetzt.

Wie sehen Sie sich denn in Bezug auf Leistungsniveau und Potenzial im Vergleich zu Shkodran Mustafi oder Matthias Ginter?

Heintz Ob ich auf Augenhöhe bin, müssen andere bewerten. Ich will einfach meine Leistung bringen. Ich sehe mich als guten Innenverteidiger. Es besteht die Chance, da oben anzukommen. Die anderen Jungs wollen das aber auch. Der Bundestrainer entscheidet, wen er mitnimmt.

Köln steht nach 25 Jahren wieder im Europapokal. Es wird schwer, in der kommenden Saison noch einen draufzusetzen, oder?

Heintz Wir haben das intern besprochen: Unser Ziel ist es, unter die ersten zehn Plätze zu kommen. Dieses Jahr juckt es keinen mehr, was wir vergangene Saison erreicht haben. Unser Fokus liegt ganz klar auf der Liga. In den sechs Spielen im Europapokal hauen wir dann zusätzlich alles raus und schauen, wie weit es geht.

(erer)
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