Marco Höger im Interview "Europapokal mit Köln wäre einmalig"

Köln · Der Mittelfeldspieler des 1. FC Köln spricht über Teamgeist, seine Suspendierung auf Schalke und den Wert von Trainer Peter Stöger.

 Ein Kölner im Kölner Trikot — Marco Höger, hier gegen BVB-Star Marco Reus, ist zuhause angekommen.

Ein Kölner im Kölner Trikot — Marco Höger, hier gegen BVB-Star Marco Reus, ist zuhause angekommen.

Foto: dpa, fg nic

Marco Höger (27) ist einer von sieben geborenen Kölnern im Kader des 1. FC Köln. Mit seinem Herzensverein steht er derzeit auf Platz sieben der Fußball-Bundesliga. Am Sonntag geht es nach der Winterpause beim FSV Mainz wieder los.

Herr Höger, Sie mussten am Wochenende im Test gegen Anderlecht verletzt ausgewechselt werden. Wie geht's Ihnen?

Höger So weit geht es ganz gut. Durch die Vorgeschichte mit meinen Knien (zwei Mal Verletzungen am Kreuzband; Anm. d. Red.) bin ich eben ein bisschen vorsichtiger.

Sie kehrten vor der Saison in ihre Geburtsstadt zurück. Wie haben Sie sich in Köln wieder eingelebt?

Höger Das war keine große Sache. Auch als ich auf Schalke oder in Aachen gespielt habe, war ich oft in Köln. Ich habe Familie, Freundin und Bekannte alle hier. Jetzt kann ich eben jeden Tag hier sein.

Sie sind nicht der Einzige im FC-Kader, der Köln als Geburtsstadt im Ausweis stehen hat - sechs weitere Spieler auch. Hat das Auswirkungen auf das Team?

Höger Das macht es für Zugänge natürlich leichter, sich zu integrieren. Die Ortskundigen können denen dann auch mal andere Orte als das Geißbockheim zeigen. In Köln gibt es ja viel zu sehen. Aber es ist nur eine schöne Randnotiz für uns als Mannschaft. Für die Fans und für das Umfeld ist es natürlich gut, dass wir uns mit dem Verein und der Stadt identifizieren.

Egal, mit wem man rund ums Geißbockheim spricht, überall wird der Teamgeist beschworen. Wird das zu hoch gehängt?

Höger Nein, das ist definitiv so. Wenn hier ein neuer Spieler kommt, dann wird er als Verstärkung gesehen. In anderen Mannschaften wird er als Konkurrenz gesehen. Da wird der Neue nicht so nah an sich herangelassen. Bei uns wird er super in die Gruppe aufgenommen - als wäre er schon jahrelang hier. Das durfte ich selbst erfahren. Das ist eine absolute Ausnahme, das habe ich so noch nirgends erlebt. Hier wird man direkt als Freund gesehen.

Klingt nach Harmonie pur in Köln. Auf Schalke war das 2015 ganz anders. Sie wurden suspendiert, Ihnen wurde vorgeworfen, keine Loyalität gegenüber Schalke 04 gezeigt zu haben. Wie sehr trifft einen so etwas?

Höger Das hat an einem genagt, klar. Das war keine schöne Erfahrung. Eine Woche später stand ich aber direkt wieder in der Startelf. Das Thema war danach für mich abgehakt. Es hat mich reifer und stärker in meiner Persönlichkeit gemacht - genau wie meine Verletzungen. Aber für meine Karriere reicht es jetzt mit Rückschlägen.

Loyalität wird beim FC in diesen Tagen groß geschrieben. Spieler verlängern am laufenden Band ihre Verträge. Gibt das auch Ihnen einen Push?

Höger Das ist ein Zeichen für den Zusammenhalt. Leo (Bittencourt; Anm. d. Red.) hat in einem Interview gesagt: ,Wenn wir wirklich 2021 alle noch hier zusammenspielen, wer weiß, was dann als eingespielte Truppe alles möglich ist.' Das trifft es sehr gut. Nur: Im Fußball lässt sich über so einen langen Zeitraum nicht planen. Es wäre aber dennoch schön, wenn wir dann noch alle hier sind.

Spürt man, dass beim FC gerade etwas zusammenwächst?

Höger Das zeigen ja die Vertragsverlängerungen. Hier verlängert keiner, um Jahr für Jahr für Platz neun bis 14 zu spielen. Aber es gibt viele Faktoren, die sich im Fußball nicht planen lassen. Ich glaube aber, dass noch einiges machbar ist.

Wie oft werden Sie von Fans auf das Thema Europapokal angesprochen?

Höger Das kommt eher selten vor. Die sprechen einen zwar an, aber kommen nicht gleich mit dem Europapokal-Traum um die Ecke. Wir bekommen das aber mit. Wir wissen, dass sich das jeder wünscht. Aber wir können alle beruhigen: Wir Spieler wünschen uns das am meisten. In der Europa League mit dem FC zu spielen, bei den Fans, mit dem Umfeld, in der Stadt, das wäre etwas Einmaliges, was viele in ihrer Karriere noch nie erlebt haben und vielleicht nie mehr erleben werden.

Welchen Anteil hat Trainer Peter Stöger am Erfolg?

Höger Einen sehr großen. Er ist im vierten Jahr hier beim FC. Man sieht, dass mit ihm und Jörg Schmadtke eine konstante Entwicklung vorangetrieben wurde. Wir Spieler können für diesen Trainer dankbar sein. Er behandelt jeden gleich. Jeder bekommt sein Vertrauen. Es ist eine Arbeitsatmosphäre, die ich so noch nicht kennengelernt habe und die seinesgleichen sucht. Es gibt bestimmt nicht viele Vereine, bei denen das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainerteam so intensiv und so loyal ist.

Peter Stöger ist bekannt dafür, den Spielern viel Eigenverantwortung zu übertragen. Wie kommt es, dass da keiner aus der Reihe tanzt?

Höger Das hat mit den Charakteren zu tun. Wir sind alle keine Chorknaben, aber auch keine Partychaoten oder Animateure, die durch Köln laufen und machen, was sie wollen. Wir sind Fußballspieler, und der FC liegt uns am Herzen. Wir wollen ein gutes Aushängeschild für den Verein sein. Das ist uns allen wichtig.

(erer)
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