Modeste in Köln der Buhmann Pfiffe für die personifizierte Torflaute

Köln · Zu Saisonbeginn überzeugte Anthony Modeste mit guten Leistungen und vielen Toren. Nun trifft der Stürmer des 1. FC Köln nicht mal mehr vom (ramponierten) Elfmeterpunkt. Trainer Peter Stöger kritisiert die Fans, die Modeste auspfeifen. Dabei hatte er das Thema selbst hochgekocht.

 Anthony Modeste trifft das Tor einfach nicht mehr.

Anthony Modeste trifft das Tor einfach nicht mehr.

Foto: dpa, jgu jhe

Der Österreicher hatte den Franzosen beim Spiel gegen den FC Augsburg in der zweiten Halbzeit ausgewechselt. Ein Pfeifkonzert begleitete den Abgang des Torjägers, der derzeit kein Torjäger ist. "Die Leute sollen mal nachdenken, was der Junge für uns geleistet hat", sagte Stöger: "Er hat bei zehn oder elf von unseren 15 Toren seine Beine im Spiel gehabt."

Zuvor hatte Modeste wie in den Wochen zuvor die Seuche am Fuß gehabt — oder das "Pech an den Stiefeln", wie Stöger es ausdrückt. Beim Elfmeter rutschte er aus. Ob tatsächlich der vorher von Augsburg-Torwart Marwin Hitz ramponierte Rasen um den Elfmeterpunkt der Grund für die fehlende Standfestigkeit war, lässt sich nicht zu hundert Prozent klären, liegt aber nahe. Tatsache ist, dass der Schuss von Modeste trotzdem gut platziert war, Hitz aber stark parierte. Ohne Eingreifen des Torwarts vergab Modeste wenig später seine zweite Riesen-Chance des Spiels, als er den Ball freistehend aus dem Zentrum des Strafraums in die Wolken jagte.

"Es war eine Möglichkeit, aus seiner Situation rauszukommen", sagte Stöger zu der Frage, warum ausgerechnet Modeste den Strafstoß ausführte. "Wenn er nicht hingegangen wäre, hätten die Leute gesagt: Nicht einmal Elfmeter schießen, traut er sich noch." Die lautstark geäußerte Kritik der Fans gefiel dem Coach gar nicht. "Wenn irgendjemand im Stadion glaubt, dass es viel bessere Stürmer in der Liga für uns gibt, muss ich sagen: So viele sehe ich da nicht."

Die Sorgen, dass der Unmut des Publikums den Stürmer weiter verunsichern könnte, ist sicher berechtigt. "Ich glaube, dass er sensibler ist, als viele glauben", sagte Sportchef Jörg Schmadtke dem "kicker". Allerdings hatte Stöger selbst Modeste in der Woche vor dem Spiel ungewöhnlich deutlich kritisiert und damit öffentlich angezählt. "Wenn alles gut läuft, akzeptiert man vieles. Aber in einer Phase, wo man hart arbeiten muss für einen Erfolg, gehen bestimmte Dinge einfach nicht", hatte Stöger nach dem 0:0 der Kölner in Darmstadt gesagt.

Für den FC ist die Krise von Modeste deshalb so bedeutend, weil auch sonst keiner in der Mannschaft Torgefahr ausstrahlt. In den vergangenen acht Pflichtspielen blieben die Kölner sieben Mal (!) ohne Tor. Die Ausnahme war der 2:1-Derbysieg bei Bayer Leverkusen, bei dem Innenverteidiger Dominc Maroh jeweils nach einer Standardsituation traf. "De facto haben wir keine Tony-Modeste-Torflaute, sondern eine als ganze Gruppe", sagte Schmadtke.

1. FC Köln: Anthony Modeste macht Tänzchen an der Eckfahne
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Modeste macht Tänzchen an der Eckfahne

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Modeste hat sein bis dato letztes von sechs Bundesliga-Toren am 8. Spieltag erzielt. Modeste wurde als Top-Transfer gefeiert. Der Verkauf von Anthony Ujah an Werder Bremen, der im Sommer viele Fans verärgert hatte, war kein Thema mehr. Zu diesem Zeitpunkt standen die Kölner auf Platz fünf, mittlerweile finden sie sich auf Platz zehn in der Tabelle wieder. Ujah ist in der Torschützenliste mit sieben Treffern an Modeste vorbeigezogen.

Stöger hofft, dass Modeste nun vor allem mental wieder zurück in die Spur findet. "Wir müssen schauen, dass er sich nicht zu viel selbst fertig macht", sagte er. Irgendwann werde Modeste schon wieder treffen, meint Stöger. "Er hat noch zwei Chancen auf einen positiven Jahresabschluss. Und falls das nicht klappt, werden wir nach der Winterpause wieder den erfolgreichen Modeste sehen."

(areh)
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