"So etwas gibt es nur in Köln" Standing Ovations für einen Absteiger

Köln · Der Abstieg der 1. FC Köln ist nur noch rein rechnerisch zu verhindern. Trotzdem wurden die Spieler nach dem 2:2 gegen Schalke von ihren Fans gefeiert. Einigen Spielern kamen die Tränen.

1. FC Köln: Profis kämpfen mit den Tränen
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Rund eine Minute herrschte im Kölner Stadion Abstiegstrauer. Dann standen die ersten Zuschauer auf, dann die nächsten, und plötzlich spendete die komplette Arena den Spielern des 1. FC Köln eine Art Abstiegs-Applaus. Der sechste Absturz aus der Fußball-Bundesliga ist angesichts von acht Punkten Rückstand bei nur noch neun zu vergebenden und einer miserablen Tordifferenz quasi besiegelt. Doch mit der kämpferischen Einstellung wie beim 2:2 (1:2) gegen den Zweiten FC Schalke 04 nach 0:2-Rückstand versöhnten die FC-Profis ihre Fans ein Stück weit.

Torhüter Timo Horn, gebürtiger Kölner und seit der Kindheit FC-Fan, wusste nicht, wie er seine Gefühle ordnen sollte. "Trotz einer extrem schlechten Saison, in der wir sehr viel falsch gemacht haben, bin ich heute stolz auf die Mannschaft", sagte Horn und ergänzte angesichts der Reaktion der Fans: "Dass ein möglicher Absteiger in die Kurve geht und alle applaudieren, ist emotional unbeschreiblich. So etwas gibt es nur in Köln." Auf dem Platz hatte er wie einige andere Kölner seine Tränen nicht zurückhalten können.

Dass er selbst in der 2. Liga bleibt, hatte Horn schon im Vorfeld nicht ausgeschlossen. Am Sonntag wollte er darüber aber nicht sprechen: "Nicht nach so einem Spiel. Wir reden die Tage darüber." Ähnlich machte es Jonas Hector, der zur Frage nach seiner Zukunft "keinen Kommentar" abgeben wollte.

Schwer nach Abschied klang dagegen der Tweet, den Leonardo Bittencourt, Torschütze zum 1:1, nach dem Spiel an die Fans richtete. "Danke für alles", schrieb der Flügelspieler und - frei nach dem Vereinsmotto: "Ihr seid spürbar anders." Der 24-Jährige, der wie viele Teamkollegen im Abstiegsfall eine Ausstiegsklausel hat, dürfte auf dem Transfermarkt im Sommer einer der begehrtesten Kölner und kaum zu halten sein. Nach dem Spiel weinte er auf der Bank und wurde von Hector getröstet.

Der zweite Kölner Torschütze gilt dagegen als einer, der dem Klub auch in der 2. Bundesliga bleiben wird. Mit seinem Freistoß zum 2:2 (83.) rettete Marcel Risse, wie Horn gebürtiger Kölner, nach dem Rückstand durch Breel Embolo (5.) und Jewgen Konopljanka (23.) sowie dem Anschlusstor von Bittencourt (26.) den Punkt. "Schön, dass es geklappt hat", sagte Risse: "Aber das war das traurigste Tor, das ich je geschossen habe." Trotz der verkorksten Hinrunde sei das im Endeffekt "mit Sicherheit der überflüssigste Abstieg überhaupt. Das steht außer Frage."

Spieler hören auf, zu rechnen

Trainer Stefan Ruthenbeck, der am Saisonende unabhängig vom Tabellenstand gehen muss, wollte den Klassenerhalt noch nicht zu den Akten legen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Klasse noch halten, ist unheimlich gering", gestand er ein: "Aber im Endeffekt spielen wir am 32. Spieltag noch um was. Das ist nach drei Punkten nach 14 Spielen schon als Erfolg zu werten. Viele dachten, dass es für uns schon nach dem 27. Spieltag um nichts mehr geht."

Die Spieler spekulieren aber nicht mehr auf die Sensation. "Wir als Mannschaft rechnen nicht mehr damit", sagte Horn: "Uns war schon vor dem Spiel klar, dass es nicht mehr viele Chancen gibt. Wir haben diese ganze Rechnerei drangegeben."

(areh)
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