Geißbock hat Geburtstag Hennes VIII. hat manchmal Star-Allüren

Köln · Bei vielen Fußballmannschaften werden Maskottchen von den Fans eher erduldet als bejubelt. Geißbock Hennes ist da wohl eine Ausnahme. Er hat nicht nur in Köln einen Sonderstatus - und eine bewegte Geschichte.

 Hennes "lächelt" beim Spiel der Kölner gegen Bayern München in die Kamera.

Hennes "lächelt" beim Spiel der Kölner gegen Bayern München in die Kamera.

Foto: dpa, fg htf

Barbara Breuer hat eine Theorie, warum das mit ihr und Hennes von Beginn an ganz gut klappte. Der Geißbock reagiert auf rheinischen Dialekt. "Ich bin die Einzige, die hier aus der Gegend kommt. Das hat man am Anfang gemerkt", sagt die Tierpflegerin im Kölner Zoo, während Hennes vor ihr gerade sein Futter frisst.

Man ist geneigt, Barbara Breuer zu glauben. Dass ein Geißbock auf Dialekt anspringt ist zugegebenermaßen eine gewagte These. Aber wer, wenn nicht Hennes, ein kölsches Original wie Willy Millowitsch und der Dom? Auch wenn er bei weitem noch nicht so alt ist. Am Freitag (10. März) wird Hennes VIII., wie er mit vollem Titel heißt, zehn Jahre alt. Unter anderem kam FC-Vizepräsident und Ex-Nationaltorwart Harald "Toni" Schumacher (63) am Freitag in den Kölner Zoo, um dem wohl berühmtesten Geißbock der Republik zu gratulieren. Zum zehnten Geburtstag gab es einen mit Gemüse gespickten Strauß.

Wie bei anderen Prominenten denkt man bei solch runden Geburtstagen natürlich ein wenig an die Vergangenheit und fragt nach der Gegenwart. Immerhin gehört der Geißbock wohl zu den wenigen Maskottchen, bei dem Fußballfans tendenziell nicht die Augen verdrehen. Er ist zu einem der bekanntesten Fußball-Vereinstiere der Welt geworden. Der 1. FC Köln ist ohne ihn kaum denkbar.

Der erste Bock kam vom Zirkus

Zunächst zur Geschichte. Der aktuelle Hennes ist natürlich nicht der erste Hennes. Hennes I. stieß 1950 zum 1. FC Köln. Wie beim Klub zu erfahren ist, kam seine Mutter aus Thüringen. Ein aus Köln stammender Zirkus fand das verängstigte Tier dort in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges am Wegesrand und nahm es mit. 1949 brachte die Ziege einen Bock zur Welt - und ein Jahr später schenkte der Zirkus das Tier dem Verein. Natürlich bei einer Karnevalssitzung, es ist eben Köln. Spielertrainer Hennes Weisweiler musste als Namenspate herhalten - und Hennes I. war im Amt.

Der Ur-Hennes fuhr zunächst sogar zu fast allen Auswärtsspielen mit, zum Teil auch im Mannschaftsbus. Tierschutz, Logistik und DFB-Regularien führten allerdings dazu, dass sich der Bock irgendwann auf Heimspiele beschränkte. So ist das auch heute noch.

Hennes VII. musste sich von einer Kopie aus Pappe doublen lassen

In all den Jahren lief es mal besser und mal schlechter für den jeweils amtierenden Hennes. Zu besonderen Meriten brachte es etwa Hennes IV., unter dessen Amtszeit dem FC das Double aus Meisterschaft und Pokal glückte. Hennes VII. hingegen brauchte starke Nerven. Mit ihm stieg der Verein viermal auf und ab. Zu allem Überfluss musste er sich bei zwei Heimspielen von einer Kopie aus Pappe doubeln lassen - die grassierende Maul- und Klauenseuche ließ keinen Stadionbesuch zu.

Für Hennes VIII. läuft es hingegen sportlich besser. Der FC spielt stabil und Hennes VIII. lebt als erster Bock der Vereinsgeschichte in einem eigenen Häuschen im Kölner Zoo. Seit Anthony Ujah nicht mehr in Köln spielt, muss Hennes auch keine Jubel-Attacken mehr befürchten. Privat waren es zuletzt komplizierte Zeiten. Hennes bekam nämlich eine Partnerin, Anneliese. Die war eines Tages schwanger - obwohl Hennes kastriert ist.

Der Promi-Bock arrangierte sich mit der Situation. "Er hat das sehr gut akzeptiert", sagt Zoo-Sprecher Christoph Schütt. Die neueste Wende in der Geschichte ist allerdings, dass es die Patchwork-Familie nicht mehr gibt. Anneliese starb Ende Januar.

Das Leben des Geißbocks gleicht ein wenig einer Seifenoper, und Pflegerin Barbara Breuer hat auch ein paar divenhafte Züge an ihrem VIP-Tierchen festgestellt. "Wenn fünf oder sechs von der Presse mit großen Fotoapparaten da sind, dann bleibt er gleich stehen", berichtet sie. Aber man muss auch sagen: Das ist sein Job.

(dpa)
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