Köln lacht Sorgen weg Geschlossene Gesellschaft

Köln · Der 1. FC Köln trotzt den Personalsorgen und bereitet Borussia Dortmund beim 1:1 große Probleme.

1. FC Köln: Hier muss Anthony Modeste querlegen
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Hier muss Modeste querlegen

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Foto: dpa, fg nic

Salih Özcan hatte es gut gemeint. Was blieb, war aber ein Foulspiel an Ousmane Dembélé und die Gelb-Rote Karte in der Nachspielzeit. Damit vergrößert der junge Kölner Mittelfeldspieler die ohnehin üppigen Personalsorgen seiner Mannschaft. Wer aber glaubt, dass dieser Vorfall oder der späte Gegentreffer zum 1:1 gegen Dortmund die Stimmung in der Domstadt dämpft, irrt gewaltig. "Falls jemand noch Fußballschuhe und einen Spielerpass hat: Wir trainieren unter der Woche am Geißbockheim", sagte Thomas Kessler, der zur Zeit Timo Horn im Tor des Fußball-Bundesligisten vertritt. Und Trainer Peter Stöger zieht für sich Positives aus der Misere: "Naja, so wird die Chance, dass ich falsch aufstelle, geringer, denn so viele Alternativen habe ich ja nicht mehr." Köln lacht die Sorgen weg. Aus gutem Grund: Das übrig gebliebene Personal zeigte am Samstag wieder einmal, dass die viel beschworene mannschaftliche Geschlossenheit des FC keine Dampfplauderei ist, sondern auf und neben dem Platz gelebt wird.

In Horn, Dominic Maroh, Leonardo Bittencourt, Matthias Lehmann und Marcel Risse fehlen derzeit fünf Stammspieler. Einer, der von den Ausfällen profitiert, ist Artjoms Rudnevs. Als unermüdlicher Arbeiter im Sturm ist der Lette ohnehin bekannt (Zitat Kessler: "Rudi rennt immer, als hätte er drei Batterien hintendrin"). Gegen Dortmund belohnte sich Rudnevs mit einem Kopfballtreffer Marke Horst Hrubesch. Nach dem 1:0 in der 28. Minute konzentrierte sich das ohnehin auf Defensivarbeit ausgerichtete Team noch mehr darauf, Dortmund keinerlei Platz für schnelles Kombinationsspiel zu lassen. "Wir haben mannorientierter agiert, als wir es sonst machen. Wir haben versucht, ein sehr emotionales Spiel zu bringen. Das war auch notwendig", erklärte Stöger.

Yuya Osako attackierte die Aufbauspieler des BVB, Pawel Olkowski hatte Reus weitgehend im Griff, und Pierre-Emerick Aubameyang wurde von Mergim Mavraj und Frederik Sörensen völlig abgemeldet, schoss nicht einmal aufs Tor. Herausragend war auch die Leistung von Dominique Heintz gegen den ungemein schnellen und wendigen Ousmane Dembélé.

Vor allem Reus und Dembélé zeigten sich zunehmend entnervt. Köln agierte geschlossen und hart in den Zweikämpfen. Damit kamen die Mannen von Trainer Thomas Tuchel überhaupt nicht zurecht - nicht das erste Mal in dieser Spielzeit. "Es wäre zu einfach, das nur auf eine Sache zu reduzieren. Wir müssen noch viel lernen. Man lernt aber nicht im Wettkampf, sondern in der Trainingswoche", sagte Tuchel. Da der Rahmenterminkalender der Deutschen Fußball Liga sich aber weiterhin nicht nach den Wünschen der Trainer richten wird, muss Tuchel seiner Mannschaft wohl abseits des Trainingsplatzes beibringen, mit dieser Art robuster Verteidigung besser umzugehen. Dass Marco Reus in der 90. Minute doch noch zum 1:1 traf, half Tuchel dabei, den uninspirierten Auftritt wenigstens als normales Bundesligaspiel zu verkaufen.

Köln half das Tor zwar nicht, aber es brachte Team und Trainer auch nicht davon ab, sich für einen guten Auftritt zu loben. "Wenn du vieles richtig machst, ein bisschen Glück hast, dann kannst du auch ein Spiel gegen Dortmund gewinnen. Und in dem Bereich bewegen wir uns. Und der Bereich ist sehr ordentlich", sagte Stöger, der es sich nicht nehmen ließ, neben Rudnevs auch Pawel Olkowski, der erstmals in dieser Saison in der Startelf stand, positiv hervorzuheben. "Ich bin sehr stolz auf ihn", sagte Stöger, der bekannte, dass ihm mit diesem Teamgeist trotz Verletztenmisere nicht bange vor dem Spiel bei Werder Bremen am kommenden Samstag sei.

(erer)
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