Köln und Manager trennen sich Warum musste Schmadtke gehen?

Düsseldorf · Die Trennung zwischen dem 1. FC Köln und Sportchef Jörg Schmadtke kommt auf den ersten Blick überraschend. Doch in der Domstadt stand der Manager zuletzt aus diversen Gründen massiv in der Kritik. Nun hat er selbst die Reißleine gezogen.

Jörg Schmadtke – Torwart, Manager, Düsseldorfer
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Das ist Jörg Schmadtke

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Foto: dpa, geb jhe ljm

"Der Vorstand des 1. FC Köln und Jörg Schmadtke sind nach eingehender und intensiver Analyse zu unterschiedlichen Auffassungen im Hinblick auf die zukünftige sportliche Ausrichtung des Klubs gekommen", hieß es in der offiziellen Mitteilung des Vereins am Montag. Der erste Impuls für die Trennung ging oaber von Schmadtke selbst aus. Das bestätigte am Dienstag FC-Präsident Werner Spinner. Schmeißt Schmadtke hin, weil er nicht bereit war, die Rolle des Sündenbocks zu übernehmen? Sah er keine Aussicht auf Erfolg? Und warum war der Manager, der den FC aus der 2. Bundesliga bis in die Europa League geführt hatte und gemeinsam mit Trainer Peter Stöger für eine Ruhe und Kontinuität stand, wie sie der Verein seit Jahrzehnten nicht mehr erfahren hatte, plötzlich im Fokus der Kritik?

Diese Faktoren dürften für die Trennung eine entscheidende Rolle gespielt haben:

Der Königstransfer zündet nicht

Nach dem Verkauf von Torjäger Anthony Modeste (25 Tore in der Vorsaison) wurden die Verantwortlichen nicht müde zu betonen, dass die Last des Toreschießens nun auf mehrere Schultern verteilt werden sollte. Klingt in der Theorie gut, doch de facto verstärkte sich Köln in der Offensive nur mit Jhon Córdoba. 17 Millionen Euro sollen die Kölner für den Kolumbianer überwiesen haben, der in Mainz in zwei Spielzeiten jeweils nur auf fünf Tore kam. Damit steht Córdoba im Zentrum der Aufmerksamkeit und konnte dem Druck in der Anfangsphase der Saison vor seiner Verletzung nicht ansatzweise standhalten. Die weiteren Transfers erfolgten in der Defensive, wo der FC auf junge Profis wie den spanischen U21-Nationalspieler Jorge Meré und den deutschen U21-Nationalverteidiger Jannes Horn setzte. Transfers für die Zukunft, die in der jetzigen Krisensituation aber nicht helfen.

Weitere Fehler in der Transferpolitik

Kritiker werfen Schmadtke vor, nicht erst im Sommer 2017 Fehler in der Einkaufspolitik begangen zu haben. Das Problem waren weniger die Transfers, die Schmadtke tätigte, als die, die er nicht tätigte. Schwachstellen im Kader wurden nicht ausgebessert. So bemühte sich der FC 2016 intensiv um Salif Sané von Hannover 96. Der Defensivallrounder war als Sechser eingeplant, letztendlich war der Wunschspieler den Kölnern aber zu teuer. Eine Alternative wurde nicht verpflichtet. In diesem Sommer stand der Leverkusener Julian Baumgartlinger ganz oben bei Stöger auf der Wunschliste. Auch dieser Transfer wurde nicht realisiert. Stattdessen setzte der FC auf interne Lösungen. "Wir haben uns um einige Spieler bemüht, bei denen es nicht geklappt hat. Aber wir verpflichten doch nicht einfach irgendjemanden, um den Kader aufzufüllen", hatte Schmadtke vor zwei Wochen dem "Kölner Stadtanzeiger" gesagt.

Die Personalie Peter Stöger

Öffentlich stellte sich Schmadtke auch in der Krise hinter seinen Trainer, aber wie sah es hinter den Kulissen aus? Darüber kann zu diesem Zeitpunkt nur spekuliert werden. Wollte Schmadtke mit Stöger weitermachen, der Vorstand hatte aber andere Pläne? Oder war es Schmadtke, der nicht mehr daran glaubte, dass Stöger das Ruder herumreißen könne? Zuletzt wurde von atmosphärischen Störungen zwischen dem Düsseldorfer und dem Wiener berichtet, Schmadtke dementierte mehrfach. "Zwischen uns war alles wie immer, Jörg und ich waren ein sehr gutes Team", sagte Stöger zu "Sport1" und gab zu, traurig über die Entwicklung zu sein. Gerüchteweise soll Schmadtke vor seinem Aus schon Gespräche mit Markus Weinzierl und Dirk Schuster geführt haben.

Die Personalie Jörg Jakobs

Schon in Aachen und Hannover hatten Schmadtke und Jakobs zusammengearbeitet, galten als unzertrennlich. 2012 verpflichtete Köln Jakobs als Sportdirektor, Schmadtke folgte ein Jahr später und übernahm das Amt des Geschäftsführers. Gemeinsam gestalteten sie die Kaderplanung, Jakobs als Scoutingchef, Schmadtke mit dem Auge für das große Ganze. Doch 2015 verließ Jakobs den Profibereich und wechselte in den Nachwuchsbereich. Warum das Erfolgsduo gesprengt wurde, ist unklar. Jakobs habe auf eigenen Wunsch die neue Aufgabe übernommen, betonte Schmadtke. 2016 holte der FC Schmadtke-Sohn Nils ins Scoutingteam.

Diese Faktoren trüben das Gesamtbild, dennoch ist die Arbeit von Schmadtke in Köln nicht hoch genug zu bewerten. Gemeinsam mit seinem für die Finanzen zuständigen Geschäftsführer-Kollegen Alexander Wehrle hat er den noch vor wenigen Jahren hoch verschuldeten Verein wieder in gesunde Fahrwasser geführt. Sportlich ging es stetig bergauf. Zudem schaffte es Schmadtke in den vergangenen Jahren, zahlreiche Leistungsträger wie Nationalspieler Jonas Hector oder Torwart Timo Horn langfristig an den Verein zu binden. Ein Umstand, der anhand des zuletzt nicht immer ganz glücklichen Händchens auf dem Transfermarkt zu Unrecht in den Hintergrund gerückt ist.

Für die sportliche Krise ist Schmadtke nicht alleinverantwortlich. Die Spieler laufen ihrer Form aus dem Vorjahr hinterher, andere fehlen verletzt. Auch Trainer Stöger schaffte es nicht mehr, das Leistungsoptimum aus den Profis herauszuholen und verwunderte mit so mancher Aufstellung. Schmadtke ist ein großer Verlust für den 1. FC Köln, die Nachfolge ungeklärt. Dem Klub stehen unruhige Wochen bevor.

(areh)
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