Stürmer beim Trainingsauftakt in Köln Modestes Zukunft trotz "Tony"-Rufen offen

Köln · Nach seinem geplatzten Wechsel nach China wurde Anthony Modeste beim Trainingsauftakt des 1. FC Köln von den Fans frenetisch gefeiert. Ob der Franzose aber tatsächlich weiter für die Geißböcke auf Torejagd geht, ist offen.

1. FC Köln startet mit Anthony Modeste in die Vorbereitung
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Köln startet mit Modeste in die Vorbereitung

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Foto: dpa, fg hak

Für die Fans des 1. FC Köln war der Sündenfall von Anthony Modeste mit seiner bloßen Anwesenheit beim Trainingsauftakt wie weggewischt. Mit "Tony, Tony"-Sprechchören und "Modeste"-Reimgesängen rührten die mehr als 1000 Anhänger am Geißbockheim den Torjäger zu Tränen. Der Franzose genoss das Bad in der Menge, nahm sich ausgiebig Zeit für Selfies und Autogramme, am Ende verschenkte er sogar Trikot und Hose.

Rapport bei den Bossen

Unangenehm wurde es für den 29-Jährigen erst beim anschließenden Rapport bei den Bossen: Im ersten Treffen nach dem von Modeste kräftig forcierten und letztlich gescheiterten Wechsel nach China musste jede Menge zerbrochenes Porzellan zusammengekehrt werden. Ob es allerdings noch einmal gekittet werden kann, ist fraglich.

Sichtlich zerknirscht verließ Modeste jedenfalls am Montagabend nach knapp 90-minütiger Sitzung mit der Geschäftsführung das Geißbockheim. Nach der Wechselposse um den Franzosen, der die Rheinländer in der abgelaufenen Saison mit 25 Toren erstmals seit 1992 in den Europacup geschossen hatte, ist die Atmosphäre gelinde gesagt unterkühlt.

Nicht ausgeschlossen, dass der Fanliebling mit seinem nicht abgesprochenen China-Trip inklusive Medizincheck bei Tianjin Quanjian (erst selbst dementiert dies allerdings) seine Zukunft in Köln verspielt hat und ein Abgang noch im Sommer trotz des FC-Vetos in der Vorwoche nur eine Frage des Geldes ist.

"Wir haben ein gutes, offenes Gespräch geführt. Wir haben vereinbart, dass wir uns zu den Inhalten nicht öffentlich äußern werden", sagte Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke nach dem Krisentreffen knapp. Erfolgstrainer Peter Stöger erklärte zwar: "Wenn Tony da ist, dann ist das gut für mich." Allerdings fügte der Österreicher vielsagend an: "Es ist wie bei jedem anderen Spieler: Wenn ein Spieler einen Wunsch hat, sich verändern möchte, dann stehe ich dem Glück nicht im Weg."

"Alles gesagt, was ich sagen wollte"

Modeste, der sich in der "Bild am Sonntag" ausführlichst geäußert und dabei mit markigen Worten den Verein zu einer Machtprobe herausfordert hatte ("habe zu keiner Zeit gebeten, gehen zu können"), erklärte nach seiner Inszenierung als Fan-Liebling lakonisch: "Ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte."

Der FC jedenfalls ist für alle Konstellationen gewappnet. Der kolumbianische Angreifer Jhon Cordoda (24) wurde für die Klub-Rekordablöse von 17 Millionen Euro aus Mainz geholt - ironischerweise an dem Tag, als der Modeste-Transfer nach China platzte.

Zwar stimmte das Geld für Modeste, der im Reich der Mitte rund zehn Millionen jährlich kassieren sollte. Aber eben nicht für den FC, der von den kolportieren 35 Millionen Euro Ablöse offenbar einen ordentlichen Anteil an gleich mehrere Modeste-Berater und Mittelsmänner abführen sollte.

Nicht ausgeschlossen, dass in die Personalie noch einmal Bewegung kommt. Das Transferfenster in China ist noch bis zum 14. Juli geöffnet, in Europas Topligen gar bis Ende August. Und sollte Modeste (Vertrag bis 2021 ohne Ausstiegsklausel) doch in Köln bleiben, kann er sich zumindest der Unterstützung der FC-Fans sicher sein.

(sid)
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