Legende des 1. FC Köln "De Nas" ist tot

Köln · Hannes Löhr, Ex-Nationalspieler und Legende des 1. FC Köln, ist im Alter von 73 Jahren gestorben.

Fußball-Deutschland trauert um Hannes Löhr
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Foto: dpa, hrad nic

Legenden des Sports werden in legendären Spielen geboren. Hannes Löhr kann diese Partien in seiner Vita vorweisen. Sein Treffer zum 2:2 für den 1. FC Köln im dritten Versuch, einen Sieger im Viertelfinale des Europapokals der Landesmeister 1965 gegen Liverpool zu ermitteln, war denkwürdig. Er sorgte dafür, dass die Partie per Münzwurf entschieden werden musste. Liverpool gewann, nachdem der erste Münzwurf wiederholt werden musste. Die Münze war senkrecht im Boden stecken geblieben. Auch die "Jahrhundertspiele" gegen England und Italien mit der DFB-Elf bei der WM 1970 gehören dazu. Am Montag ist "De Nas", wie er von Fans aufgrund seines ausgeprägten Riechorgans gerufen wurde, im Alter von 73 Jahren gestorben.

"Er ist wohl friedlich eingeschlafen. Er war sehr gläubig und hat immer gesagt: Der liebe Gott holt mich, wann er meint", sagte der langjährige Kapitän der Kölner Haie, Detlef Langemann, ein Freund von Löhr, dem "Express". Noch am Sonntag saß Löhr in der Kölner Lanxess-Arena, um sich das Spiel der Haie in der Deutschen Eishockey Liga gegen die Eisbären Berlin anzuschauen. Im vergangenen Frühjahr hatte Löhr eine Lungenentzündung und einen Schlaganfall erlitten, zuletzt aber von gesundheitlichen Fortschritten gesprochen.

Toni Schumacher, Vizepräsident des 1. FC Köln, erklärte: "Der Tod von Hannes Löhr trifft mich sehr. Er gehörte ohne Zweifel zu den größten Persönlichkeiten des 1. FC Köln, die ich kennenlernen durfte." Löhr hält den Rekord für die meisten FC-Tore (166) und weist mit 22 Jahren Vereinstreue als Kölner Spieler, Trainer und Manager zwischen 1964 und 1986 einen Wert auf, der in der heutigen schnelllebigen Fußballwelt fast utopisch erscheint.

Im beschaulichen Eitorf im Rhein-Sieg-Kreis geboren, zeichnete sich Löhrs Talent als Stürmer schnell ab. Nach Auftritten in diversen Kreis- und Mittelrheinauswahlen wurden die Sportfreunde Saarbrücken 1962 auf ihn aufmerksam. Als der leidenschaftliche Golfspieler zwei Jahre später zum 1. FC Köln wechselte, beglückwünschte Bundestrainer Sepp Herberger den Klub: "Da hat Köln einen guten Fang gemacht." Dieses Urteil bestätigte Löhr, der als Aktiver eine Meisterschaft und drei Pokalsiege mit Köln feierte, auch in der Nationalelf. In 20 Partien für Deutschland traf der Torschützenkönig von 1968 fünf Mal. Als Trainer bleibt vor allem der Gewinn der Bronzemedaille mit der Olympiamannschaft 1988 im südkoreanischen Seoul im Gedächtnis. "Hannes Löhr war ein großartiger Trainer mit herausragenden menschlichen Fähigkeiten. Sein Umgang mit uns Spielern war beispielhaft", sagte Jürgen Klinsmann.

Als Frohnatur und besonders umgänglicher Charakter war Löhr bereits als Spieler anerkannt. FC-Präsident Werner Spinner kündigte an, dass Löhr im Ligaspiel am Samstag gegen Schalke 04 mit einem Ehrenapplaus gefeiert werde.

Das Leben von Löhr war neben Erfolgen auch von Schicksalsschlägen geprägt. Im Alter von zehn Jahren musste er den Tod des Vaters verkraften. Wenig später starb auch die Mutter. 2010 erlag seine Ehefrau Annemarie, mit der er 35 Jahre verheiratet war, den Folgen einer Krebserkrankung.

Lebenslust und Antrieb verlor er nie. Ein Beleg dafür: Mit 58 Jahren beendete Löhr an der Sporthochschule Köln noch ein Studium der Sportwissenschaften.

(erer)
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