Stürmer droht Sperre Wie abhängig ist Köln von Modeste?

Düsseldorf · Dem 1. FC Köln droht in der Bundesliga der Ausfall von Anthony Modeste. Der DFB ermittelt wegen einer Tätlichkeit gegen den Franzosen. Modeste ist für den FC kaum zu ersetzen. Doch wie abhängig sind die Kölner wirklich von ihrem Stürmer?

1. FC Köln: Anthony Modeste kommt mit Tätlichkeit davon
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Modeste kommt mit Tätlichkeit davon

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Foto: Screenshot: Sky

Modeste hatte beim 6:1-Sieg der Kölner seinen Darmstädter Gegenspieler Aytac Sulu bei einem Laufduell mit der Faust im Gesicht getroffen. Nun muss geklärt werden, ob Absicht vorlag. Sollte der DFB zu der Ansicht kommen, dass sich Modeste eines krass sportwidrigen Verhaltens in Form einer Tätlichkeit schuldig gemacht hat, dürfte ihm wohl eine Sperre von drei Spielen oder mehr ins Haus stehen. Für die Kölner eine Hiobsbotschaft, auch wenn Trainer Peter Stöger am Montag gelassen reagierte. "Uns ist nicht angst und bange. Wir haben auch andere Ausfälle verkraftet und würden auch das schaffen, das zu kompensieren. Wir müssten die Spielweise etwas verändern", sagte der Österreicher bei einem Termin in Köln.

Tatsächlich ist das Offensivspiel der Kölner ganz auf den Mittelstürmer, der mit 14 Bundesliga-Treffern in der Torjägerliste auf Platz zwei liegt, zugeschnitten. Vor allem, wenn der FC gegen vermeintlich schwächere Mannschaften das Spiel machen muss, agiert der Tabellen-Siebte entweder mit Angriffen über die Flügel oder mit langen Bällen. Kaum ein Stürmer in der Bundesliga verarbeitet diese so gut wie Modeste, der seine Körperlichkeit einsetzt, um nach langen Bällen entweder direkt zum Abschluss zu kommen oder sie auf seine Mitspieler abtropfen zu lassen, um Torsituationen zu kreieren.

Das ist Anthony Modeste
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Foto: dpa, mb fpt

Kölner Sturm-Duo könnte gesprengt werden

Im Kölner Kader ist kein anderer Stürmer, der diese Rolle von Modeste einnehmen kann. Sein Sturmpartner Yuya Osako, der um Modeste herum die Räume nutzt, die Modeste schafft, lässt sich lieber zurückfallen oder weicht auf die Flügel aus — in der Rolle als hängende Spitze kann er glänzen. Zudem geht dem Japaner die Torgefahr ab, auch wenn er am Samstag in Darmstadt einen Doppelpack erzielte — seinen ersten in Deutschland. Modeste und Osako (vier Tore und vier Vorlagen) ergänzen sich in dieser Saison nahezu perfekt, eine Sperre des 28-Jährigen würde das Duo sprengen.

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Foto: dpa, bt dna

Der Lette Artjoms Rudnevs, der am Samstag ab der 50. Minute Modeste ersetzte, kommt über Laufpensum und Einsatz, Stöger bringt ihn gerne als Joker. Um wie Modeste den Wandstürmer zu geben, der lange Bälle verarbeitet, hapert es beim Ex-Hamburger an der Technik, zu oft verspringen ihm die Bälle. Auch Simon Zoller, im Moment bei Stöger nur die Nummer vier im Sturm, hat seine Stärken als Konterstürmer. Am ehesten könnte noch das französische Talent Sehrou Guirassy die Rolle von Modeste spielen, doch der 20-Jährige ist in seiner Entwicklung noch nicht so weit und steht zudem wegen anhaltender Verletzungsprobleme nicht zur Verfügung.

Die Abhängigkeit der Kölner von Modeste lässt sich aber nicht nur an Personen, sondern auch an nackten Zahlen festmachen. In acht Spielen traf der Stürmer in dieser Saison nicht, keines davon gewann der FC. Sieben Spiele gingen 0:0 oder 1:1 aus, in Hoffenheim gab es ein 0:4. Von den zehn Spielen, in denen Modeste traf, gewann Köln dagegen sieben, lediglich das Spiel bei Hertha ging trotz Modeste-Tor 1:2 verloren. In acht Spielen erzielte Modeste zudem das wichtige erste Tor. Insgesamt war er an 55 Prozent aller Kölner Tore beteiligt.

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Foto: Dieter Wiechmann

Die Kölner werden nun hoffen, dass Modeste, der zu einer Stellungnahme aufgefordert wurde, glaubhaft versichern kann, dass sein Schlag gegen Sulu aus der Laufbewegung entstand. Die Chancen stehen allerdings wohl eher schlecht. So hatte der Kölner Sportdirektor Jörg Schmadtke unmittelbar nach dem Spiel im Sky-Interview gesagt: "Das ist eine Ruderbewegung, die schon komisch aussieht." Man müsse aber auch sagen, dass Tony viel einstecken musste und provoziert wurde. "Trotzdem ist das nicht gut." Gut wäre eine Sperre auch nicht für die leisen Europapokal-Ambitionen des FC. Denn nicht viele Vereine werden den Kölnern das Toreschießen so leicht machen, wie Darmstadt am Samstag. Ohne Modeste schon gar nicht.

(areh)
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