Löwen-Investor Ismaik im Angriffsmodus "Wer glaubt Hoeneß eigentlich zu sein?"

München · Hasan Ismaik, Investor bei Zweitligist 1860 München, tut neuerdings mit Genuss bei Facebook seine Meinung kund. Nun lederte er gegen Bayern-Präsident Uli Hoeneß.

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Foto: dpa, Alexander Hassenstein

Auf seinem neuen Lieblingskanal kam Ismaik auf das aus "Löwen"-Sicht leidige Thema Allianz Arena zu sprechen. Der Verkauf der Anteile der Sechziger an den FC Bayern im April 2006 sei nicht mit rechten Dingen zugegangen, mutmaßte der Jordanier. Wenn es der erklärte Wunsch der Fans und Mitglieder sei, werde er einen Anwalt einschalten, um den Fall wieder aufzurollen, kündigte Ismaik an und ging dann zum Angriff auf den alten und neuen Bayern-Präsidenten Hoeneß über. "Wer glaubt Hoeneß eigentlich zu sein?", fragte der Investor.

Hoeneß hatte zuletzt bei einem Fanklub-Besuch auf das Chaos beim Stadtrivalen mit beißendem Spott reagiert. "Sechzig träumt seit Jahren vom eigenen Stadion. Sie müssten mal mit Donald Trump reden, der ist ein Immobilien-Tycoon. Vielleicht baut der ihnen sowas", sagte der Präsident, um dann anzukündigen, er werde zusammen mit Karl-Heinz Rummenigge die Blaskapelle mit "1000 Musikern" anführen, "die sie aus der Allianz Arena begleitet".

Hoeneß solle nicht von den eigenen Problemen ablenken, konterte nun Ismaik. "Ein Aufsteiger aus Leipzig steht vor seinem tollen Verein. An Hoeneß' Stelle wäre eigentlich Demut angebracht, stattdessen versucht er sich auf unsere Kosten lustig zu machen. Hat er in den letzten Jahren nichts dazu gelernt? Ich habe seine Arbeit immer respektiert, aber jetzt hat er den Bogen überspannt."

Zuvor hatte sich schon der bei 1860 München zurückgetretene Verwaltungsrat Christian Waggershauser gegen die Kritik von Bayern München und Hoeneß gewehrt. "Die haben uns keine Ratschläge zu geben und dazu moralisch jedes Recht verloren!", sagte Waggershauser im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung": "Als Uli Hoeneß am Boden lag und halb Deutschland auf ihn eingeprügelt hat, gab es von 1860 keinerlei Kommentar. Auch nicht beim letztjährigen Freundschaftsspiel in Saudi Arabien, wo gleichzeitig ein kritischer Blogger ausgepeitscht wurde. Wenn ein Verein auf dieses Geld nicht angewiesen ist, dann die Bayern."

DFL prüft Rolle von Ismaik

Ismaik hatte zuletzt immer wieder durch skurril anmutende Facebook-Postings Aufsehen erregt. Erst hatte er über das Soziale Netzwerk verkündet, dem Verein sei durch die Vergabe von Freikarten ein finanzielles Loch entstanden. Dann lobte er den neuen Trainer des Zweitligisten in den höchsten Tönen, obwohl der Klub bis heute nicht mitgeteilt hat, wer der Auserwählte ist. So mancher Facebook-User fragte sich, ob nicht in Wahrheit Satiriker Jan Böhmermann hinter dem Account steckt.

Das sind allerdings die geringsten Sorgen des Zweitigisten. Die undurchsichtigen Vorkommnisse an der Klubspitze haben mittlerweile auch die Deutsche Fußball Liga auf den Plan gerufen. Medienberichten zufolge will die DFL von den Löwen wissen, wie es zur Beurlaubung von Trainer Kosta Runjaic kam. Hintergrund ist die ominöse 50+1-Regel, mit der ein Einfluss von Investoren auf die Vereine beschränkt werden soll und die bei 1860 womöglich ausgehöhlt wird.

Dass der jordanische Geldgeber an der Grünwalder Straße das Sagen hat und Vereinsvertreter nicht gegen den unberechenbaren Geschäftsmann ankommen, wurde in der vergangenen Woche einmal mehr offensichtlich. Da warfen gleich zwei hohe Vereinsfunktionäre hin. Vor allem der Rückzug von Karl-Christian Bay ist bezeichnend für die Entwicklungen bei den Sechzigern, wo immer mehr Willkür zu herrschen scheint. Bay war Ismaiks Stellvertreter als Chef im Aufsichtsrat, außerdem Vorsitzender des Verwaltungsrats und Mitglied im Beirat — also neben Präsident Peter Cassalette der wichtigste Vertreter von Vereinsseite in den Gremien der ausgegliederten Profi-Abteilung. Zudem hatte Waggershauser, der stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates, sein Amt niedergelegt. An diesem Montag wurde Sportdirektor Thomas Eichin freigestellt.

Zumindest sportlich durfte der krisengeschüttelte Verein am Wochenende aufatmen. Gegen Dynamo Dresden fuhren die Löwen einen 1:0-Sieg ein und liegen nun drei Punkte vor dem Relegationsrang.

(areh)
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