2. Bundesliga Münchner Löwen zerfleischen sich selbst

München · Dem Deutschen Meister von 1966 droht in der Relegation gegen Holstein Kiel der Absturz in die Dritte Liga. Sportchef Poschner steht massiv in der Kritik - ihm droht der Rauswurf. Und im Training kam es zu Handgreiflichkeiten.

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1860 München - Nürnberg

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Die Mannschaft ist "völlig kaputt", die Klubführung heillos zerstritten, und der desillusionierte Investor sucht angeblich bereits einen Käufer: Vor der Zweitliga-Relegation gegen Holstein Kiel mit dem Hinspiel beim Drittligisten am Freitag gleicht der ruhmreiche TSV von 1860 München einem Pulverfass - Explosion im Abstiegsfall garantiert.

"Der Laden droht gerade auseinanderzufliegen", zitierte der Münchner Merkur einen "Insider". Die Mannschaft, die den deutschen Meister von 1966 nach 21 Jahren in den Topligen vor dem Absturz bewahren soll, zeigt Auflösungserscheinungen. Am Montag ohrfeigte Stürmer Rodri im Training Ersatztorhüter Stefan Ortega; die "Süddeutsche Zeitung" zitierte daraufhin einen "wichtigen Mitarbeiter" des Vereins mit den Worten: "Die Mannschaft ist völlig kaputt."

Trainer Torsten Fröhling wollte da gar nicht widersprechen, betonte aber: "Das ist die Mannschaft, die jetzt den Klassenerhalt sichern will - und muss." Sollte es schiefgehen, bleibt bei 1860 (fast) nichts wie zuvor. "Wenn Sechzig absteigt, kommen sie nicht wieder hoch", befürchtet Löwen-Legende Werner Lorant.

Der von vielen Freunden des Klubs für den Abstiegsfall befürchtete Lizenzverlust dürfte zwar abzuwenden sein, die Dritte Liga würde aber einen "Kraftakt" bedeuten, wie der kaufmännische Geschäftsführer Markus Rejek meinte. Allein im Bereich TV-Einnahmen müsste der klamme Club ein Minus von fast sieben Millionen Euro schultern.

Hinzu kommt: Die Mannschaft müsste runderneuert werden. Nur vier Spieler sollen laut Medienberichten Verträge für die 3. Liga besitzen. Die erfolgreiche Regionalliga-Mannschaft müsste zwangsabsteigen, und die ewig diskutierte Stadionfrage - Allianz Arena oder Grünwalder Straße - würde sich neu stellen. Außerdem müsste wohl einer der beiden Geschäftsführer gehen.

Darin liegt aus Sicht vieler Anhänger aber sogar eine Chance: Für sie ist Sportchef Gerhard Poschner der "Hauptschuldige" (Trainer-Ikone Karsten Wettberg) für den Niedergang. Poschner sei "ein Schauspieler, aber kein Sportdirektor", schimpfte Lorant. Präsident Gerhard Mayrhofer drängt auf Posch-ners Demission. Das Problem: Dafür bräuchte es eine Mehrheit im uneinigen Beirat. Noor Basha, Statthalter von Investor Hasan Ismaik, steht zu Poschner. Zum "sogenannten Investor" Ismaik, sagte Mayrhofer jüngst in einem Interview , gebe es derzeit "leider keinen Kontakt". Angeblich bereitet der Jordanier seit Monaten seinen Ausstieg vor.

Um der "Unruhe" (Fröhling) zu entgehen, reiste die Mannschaft am Mittwoch gen Norden, um sich auf die Spiele gegen den deutschen Meister von 1912 vorzubereiten. Der Spanier Rodri musste zu Hause bleiben. "Die Spiele sind nicht nur enorm wichtig für uns, sondern für den gesamten Verein", sagte Fröhling, der 2009/10 in Kiel tätig war.

In der ersten Pokal-Runde im August 2014 gewann München mit 2:1 in Kiel, das von 1978 bis 1981 in der 2. Liga spielte. Coach Karsten Neitzel glaubt an die Rückkehr: "In der Mannschaft brennt ein Feuer. Meine Spieler gingen schon im Training wie die Löwen aufeinander los." Und 1860-Kapitän Christopher Schindler sagte nach dem 0:2 in Karlsruhe: "Wenn du so in Kiel auftrittst, bekommst du auf die Fresse."

(SID)
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