Kreisliga 43 Tore in 90 Minuten

Oberhausen · Der PSV Oberhausen feiert in der Kreisliga den höchsten Sieg seiner Vereinsgeschichte.

Kreisliga: 43 Tore in 90 Minuten
Foto: dpa, wok hjb

Wenn der Tabellenführer auf das Schlusslicht trifft, ist die Favoritenrolle eindeutig. Das gilt in den Tiefen des Amateurfußballs noch mehr als in den Profiligen. Was die 23 Zuschauer am vergangenen Wochenende beim Polizei SV Oberhausen in der Kreisliga C, Staffel drei, zu sehen bekamen, übertraf diese Rollenverteilung noch. Tabellenführer PSV überrannte den SV Vonderort II aus Bottrop direkt nach dem ersten Ballkontakt, und feierte nach 90 Minuten ein locker herausgespieltes 43:0 - eines der höchsten Ergebnisse, das seit DFB-Gründung jemals von einem Schiedsrichter in den Spielbericht eingetragen wurde.

Der Spielführer der Bottroper hätte durchaus den Wunsch auf Spielabbruch an den Schiedsrichter herantragen können. Die Gäste blieben aber tapfer und ließen die Schmach über sich ergehen. "Das hätte den Verein ein Strafgeld gekostet", weiß Detlef Heweling, Abteilungsleiter des PSV Oberhausen. Etwa 100 Euro Strafgebühren hätte der Fußballkreis auferlegen können. "Für einen C-Ligisten ist das viel Geld, da überlegt man zwei Mal", sagt Heweling.

Erlebt habe er ein solch verrücktes Fußballspiel in seiner sportlichen Laufbahn noch nie. Eine 1:23-Niederlage sei das bis dato höchste Ergebnis, an das er sich erinnere. "Aber auch wir haben bis zum bitteren Ende weitergespielt", sagt Heweling. "Das war eine Frage der Ehre."

Mit 16 Punkten liegt der PSV derzeit punktgleich mit zwei weiteren Teams auf dem ersten Rang. 41 Tore trennen den Tabellenführer nach dem Rekordergebnis vom Zweiten. Sein Team nutzte die Möglichkeit, das Tordifferenz zu verbessern. In Anbetracht der Leistungsdichte im oberen Tabellenmittelfeld kann am Ende der Saison jedes Tor über den Aufstieg mitentscheiden. Vonderort, das nur mit Mühe eine Elf - unter anderem mit Spielern aus der Altherren-Truppe - zusammenstellen konnte, lag nach 15 Minuten "erst" 0:4 zurück. "Dann hörte ich, dass wir ein Mann mehr auf dem Feld waren", sagt PSV-Abteilungsleiter Heweling, der erst nach Spielbeginn eingetroffen war. Ein Bottroper hatte offensichtlich die Lust verloren. Bis zur Pause schraubte Oberhausen den Spielstand auf 20:0. Zur zweiten Halbzeit trat Vonderort sogar nur zu acht an. Aus Solidarität schickte Oberhausens Trainer Aykut Songör ebenfalls nur acht Spieler aufs Feld. Dennoch blieb sein Team spielbestimmend und erzielte im Schnitt alle zwei Minuten einen Treffer.

Bester Torschütze war der 23-jährige Vincent Afonso Gil. Elf Mal netzte er ein. "Am Anfang war die Gegenwehr noch groß, als das Ergebnis immer höher ausfiel, war der Kampfgeist unserer Gegner gebrochen", sagt der Oberhausener, der nach der Pause nicht nur die Übersicht über das Ergebnis, sondern auch über die Anzahl seiner erzielten Tore verloren hatte. "Die Zuschauer haben von außen reingerufen, wie es steht", sagt Afonso Gil.

Spaß habe ihm der "Kick" kaum noch gemacht. "Es reizt einen Spieler mehr, wenn er wirklich gefordert wird", erklärt er. Dass sein Team dennoch nicht aufhörte, Tore zu schießen, ist mit der Ansprache des Trainers zu begründen: "Wir sollten es als Torschuss-Training sehen", sagt der Stürmer mit spanischen Wurzeln. Ausschlaggebend für die Ansprache und dem daraus resultierenden Torhunger war das Heimspiel-Resultat vor etwa fünf Wochen gegen DJK Lierich III. Eigentlich galten spätestens nach dem 4:2 in der 48. Minute die drei einkalkulierten Punkte auf dem Weg in Richtung Aufstieg als eingefahren. Doch trotz vieler Chancen glitt dem PSV das Spiel aus der Hand (4:4). "Wir sind letztes Jahr nicht aufgestiegen, weil wir nicht clever genug waren", erinnert sich Heweling.

Dieses Jahr soll das große Ziel nicht verpasst werden, nur weil das Team ein Spiel auf die leichte Schulter nimmt.

(RP)
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