Rechtsextremismus Verband leitet Ausschlussverfahren gegen Ostelbien ein

Der Fußball-Verband Sachsen-Anhalt hat ein Ausschlussverfahren gegen den umstrittenen Kreisligisten Ostelbien Dornburg eingeleitet. Der von Rechtsextremisten durchsetzte Klub will sich wehren.

 Der FC Ostelbien Dornburg soll ausgeschlossen werden.

Der FC Ostelbien Dornburg soll ausgeschlossen werden.

Foto: dpa, jew pzi

Dem von Rechtsextremisten durchsetzten Fußball-Kreisligisten FC Ostelbien Dornburg droht der Ausschluss vom Spielbetrieb. Der Fußball-Verband Sachsen-Anhalt (FSA) beantragte am Dienstag ein entsprechendes Verfahren beim Landessportbund (LSB), der nun über den Fall entscheiden muss. Der umstrittene Klub kündigte rechtliche Schritte an. Ein langer Rechtsstreit droht.

"Grobe Verstöße gegen die Satzung des Verbandes" nannte FSA-Präsident Erwin Bugar als Gründe für das Ausschlussverfahren. "Wir haben sehr genau überlegt, aber das Maß war voll und wir mussten jetzt einfach die Reißleine ziehen", sagte er dem SID. Der Verein sei unter anderem nicht ausreichend gegen Gewalttäter aus den eigenen Reihen vorgegangen, es habe zudem in gehäuftem Maße Sportgerichtsverfahren gegeben. Eine Entscheidung des LSB wird für den 31. August erwartet, zuvor soll der Verein vom LSB zu den Vorwürfen befragt werden.

Im Visier der Behörden befinden sich die Dornburger schon seit längerem. "15 Spieler der Mannschaft sind uns als Rechtsextremisten bekannt", sagte Hilmar Steffen vom Landesverfassungsschutz dem MDR und der Mitteldeutschen Zeitung: "Das geht von Körperverletzungen, Beleidigungen, bis hin zu volksverhetzenden Äußerungen. Das ganze Repertoire. Mitunter tauchen die Personen auch bei anderen rechtsextremistischen Aktivitäten wie Demonstrationen oder Musikveranstaltungen auf."

Das Problem: So lange der Verein an sich nicht verfassungsfeindlich handelt, gibt es keine Handhabe. Allerdings kommt es bei Spielen des FC Ostelbien vermehrt zu Ausschreitungen. Auf MDR-Filmmaterial ist beispielsweise zu sehen, wie ein Spieler das Schiedsrichter-Gespann mit den Worten "brauchst dich nicht wundern, wenn wir dich irgendwann mal anstecken", bedroht. Auch eine Schlägerei auf dem Platz wird gezeigt.

Die Kritik, sich zu spät und erst auf Druck dazu entschlossen zu haben, wies der FSA zurück. "Wir haben uns mit dem Verein sehr kritisch auseinandergesetzt. Wir wollten ihn gar nicht erst aufnehmen, sind aber dann dazu gezwungen worden", sagte Verbandssprecher Volkmar Laube.

2011 erstritt sich der Klub erst vor Gericht die Spielberechtigung. Mittlerweile weigern sich nicht nur 59 von 65 Schiedsrichtern des Kreisverbandes Jerichower Land, die Spiele mit Dornburger Beteiligung zu pfeifen, zudem wollen auch vier Vereine nicht mehr gegen sie antreten. Offen ist noch, ob der FC Ostelbien zum Saisonauftakt am 29. August antreten kann.

Fest steht jedoch, dass sich die Dornburger wehren wollen. Ein Sprecher hatte ein Ausschlussverfahren bereits in der vergangenen Woche als "ungerechtfertigt und unangemessen" bezeichnet: "In einem solchen Fall werden wir die uns zustehenden Rechtsmittel einlegen."

Im Innenministerium Sachsen-Anhalts sieht man hingegen Chancen auf einen erfolgreichen Ausschluss. Es gebe "Anhaltspunkte und Indizien dafür", sagte Innenstaatssekretär Ulf Gundlach (CDU). Das Verfahren könne jedoch, "noch ein paar Monate dauern".

Sollte der LSB gegen den Verein stimmen, könnte dieser vor das Landesschiedsgericht des LSB ziehen, anschließend wäre außerdem der Gang vor ein staatliches Gericht möglich. Bei einem letztendlich erfolgreichen Rauswurf dürfte der Verein fortan nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen. In der Folge würde ihm dank einer speziellen Klausel außerdem das Spielfeld entzogen, wie Jens Hünerbein, der zuständige Bürgermeister von Gommern, dem MDR bestätigte.

(sid)
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