Wegen Aussage des Vereinspräsidenten Hooligan-Opfer Bauer löst Vertrag auf

Magdeburg/Berlin · Seit Montag trainierte Daniel Bauer wieder beim Fußball-Regionalligisten 1. FC Magdeburg. Doch knapp drei Wochen nach der Bedrohung durch die eigenen Fans will der Mittelfeldspieler seinen Vertrag in Magdeburg auflösen - aufgrund einer Aussage des Vereinspräsidenten.

 Daniel Bauer hat seinen Vertrag beim 1. FC Magdeburg aufgelöst.

Daniel Bauer hat seinen Vertrag beim 1. FC Magdeburg aufgelöst.

Foto: 1. FC Magdeburg

Der von vermummten Chaoten bedrohte Daniel Bauer hat seine Zeit beim Regionalligisten 1. FC Magdeburg endgültig beendet. "Ich habe dem Verein einen Abfindungsvorschlag gemacht", sagte Bauers-Berater Henry Hennig dem SID und bestätigte damit Berichte der Magdeburger Volksstimme und der FAZ. Doch nicht der verbale Angriff vor der eigenen Haustür, sondern mangelnde Unterstützung durch den Präsidenten Peter Fechner haben das Vertrauensverhältnis zwischen Spieler und Verein zerstört.

Bauer fühlt sich offensichtlich in der für ihn schwierigen Zeit vom FCM-Boss alleingelassen. Das Fass zum Überlaufen brachte eine Äußerung Fechners in der Volksstimme. "Ich habe kein großes Interesse daran, einem Spieler zu begegnen, der die Unwahrheit gesagt und mich bundesweit beschädigt hat", hatte Fechner erklärt.

"Die Wunde ist dadurch wieder aufgegangen. Da geht gar nichts mehr mehr", betonte Hennig, der die weiteren Verantwortlichen des Vereins explizit von der Kritik ausnahm. Erst am Montag war Bauer nach knapp zwei Wochen wieder nach Magdeburg zurückgekehrt und nach einem klärenden Gespräch ins Mannschaftstraining eingestiegen.

Die Aussage des Vereinspräsidenten war eine Reaktion auf ein Interview des Mittelfeldspielers, der ihm in der vergangenen Woche indirekt eine Mitschuld an dem Vorkommnis, das bundesweit für Aufsehen sorgte, gegeben hatte.

Bauer soll nicht jammern

"Wir haben Rückendeckung gefordert. Aber die bekamen wir nicht. Im Gegenteil. Der Präsident wurde mit dem Satz: Sandhowe (der damalige Trainer, Anm. d. Redaktion) und Bauer sollen nicht jammern, denn wir haben die besten Fans der Welt in der Zeitung zitiert. Dies sogar mehrfach. Damit hat er in meinen Augen Öl ins Feuer gegossen", hatte Bauer in der Sport Bild gesagt.

Am Abend des 27. Oktober sollen zehn Vermummte an der Haustür von Bauer geschellt und sich per Sprechanlage als Pizza-Service angekündigt haben. Nachdem Bauer die Tür geöffnet hatte, habe einer der Personen drei Minuten auf ihn eingeredet. Einer der Unbekannten soll ihn mit den Worten gewarnt haben: "Am Sonntag zählt nur ein Sieg im Derby gegen Halle, und wenn Ihr nicht gewinnt, kommen wir wieder."

Nach dem Vorfall hatte der FCM einen umfangreichen Maßnahmenkatalog beschlossen, um Bauer eine Rückkehr nach Magdeburg zu gewährleisten. Unter anderem war ihm eine neue Wohnung und Personenschutz rund um die Uhr zugesichert worden. Nach der Bedrohung hatte Bauer Magdeburg verlassen und hatte bei seinen Eltern in der Nähe von Koblenz Zuflucht gesucht.

Sportdirektor Detlef Ullrich wollte die Vorwürfe an den Präsidenten nicht kommentieren, zeigte sich aber von der Entwicklung überrascht. "Wir haben am Mittwochabend eine E-Mail von seinem Spielerberater bekommen, dass sich Daniel nicht imstande sieht, das Vertrauensverhältnis zum FCM zu reaktivieren", sagte Ullrich dem SID: "Wir werden seinem Wunsch entsprechen. Ich habe immer gesagt, dass Daniel entscheidet."

(sid)
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